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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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normalerweise von Scharen von jungen Frauen mit honigblonden Strähnchen und Kinderwagen wimmelte, aus deren Runde perlendes Gelächter aufstieg.
    Im Winter leuchtete es warm und romantisch, und im Sommer verwandelte es sich in ein frisches, offenes Esslokal, das solch ein authentisches mediterranes Flair verbreitete, dass Passanten beim Vorbeigehen sich oft nostalgisch an ihren Frankreich- oder Italienurlaub erinnert fühlten. Das Restaurant war das ganze Jahr über perfekt. Sara fühlte sich dort wie zu Hause.
    Was Sara mit Mauro verband, war ein gemeinsamer Wunsch:Auch sie hatte ein eigenes Restaurant betreiben wollen, seit sie fünf war. In ihrem Zimmer hatte sie es mit Puppenmöbeln aus Plastik und alten modrigen Lappen als Tischdecken aufgebaut. Und jetzt war sie hier.
    Sie dachte wieder an die Aufgabe, die sie erwartete, und redete leise mit sich selbst, um die Managerin in sich zu wecken. Sie sang weiterhin vor sich hin, etwas lauter nun. Der ältere Herr   – seinem Alter entsprechend verwittert   – begann leise vor sich hin zu lachen.
    »He, Missy! Ich versuche hier in Ruhe Kaffee zu trinken«, sagte er mit tiefer, rauer Stimme. Als er sie angrinste, sah Sara Lücken, wo einmal Zähne gewesen waren.
    »Ach, tut mir leid, John!« Sara warf mit einem Lachen den Kopf in den Nacken und drehte sich mit dem Sessel um. Sie zeigte ihm ihr strahlendes, breites Lächeln, von dem Fremde oft ganz verdattert waren. »Manchmal vergesse ich einfach, wo ich bin«, sagte sie, drehte sich wieder um und sann weiter darüber nach, wen sie bitten konnte, ihre Schicht zu übernehmen.
    John lachte leise vor sich hin, dann wandte er sich einem Fenster an der Front des Restaurants zu. Er blickte hinaus und betrachtete das übliche Gewimmel des Stadtzentrums. Ein Obdachloser bettelte vor dem Waitrose um Kleingeld; ein paar Kinder spielten laut rufend Fußball. Sara war immer ein »netter Mensch« gewesen   – man hatte ihr schon nachgesagt, dass sie gewöhnlich die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen stelle.
    Der einzige Mensch, der diese Eigenschaft rundheraus positiv ansah, war Tom, ihr Ehemann, ein neunundzwanzigjähriger, wild kreativer Künstler, der behauptete, es seien Saras Ehrlichkeit und Verständnis für die Welt ringsum, die sie für ihn überhaupt erst so anziehend machten. Er war der einzige Mensch, der sie nie enttäuscht hatte. Sie hatten sich erst vor drei Jahren kennengelernt, aber Sara war in dem Moment, in dem sie ihnbei einer Party gemeinsamer Freunde zum ersten Mal erblickte, sofort klar gewesen, dass er der Eine für sie war.
    Während sie über das Vertretungsproblem nachdachte, registrierte sie zufrieden, dass die Tische gedeckt wurden. Bald kamen die glamouröseren und oft auch anspruchsvolleren Abendgäste, und dann herrschte im Restaurant eine ganz andere Atmosphäre. Geschäftig eilten die Kellner hin und her, bis überall funkelndes Besteck und gestärkte weiße Servietten lagen. Es dauerte nicht lange, und es war sechs. Die ersten Pärchen kamen herein und hielten unter und über den Tischen Händchen. Die meisten von ihnen aßen auf die Schnelle eine Portion Linguine mit Meeresfrüchten oder Risotto Spezial, ehe sie weiterzogen, um sich irgendeinen leidenschaftlichen Möchtegernstar anzusehen, der altbekannte Songs zum Besten gab.
    Innerhalb einer halben Stunde brannten die Kerzen, und es spielte leise Musik. Die Atmosphäre war wunderbar. Genau so wollte sie es.
    Sara stand im hinteren Teil des Gastraums und nahm die Ruhe vor dem Sturm in sich auf, wurde aber von dem Gedanken an ihre kurvenreiche und bezaubernd schöne beste Freundin Tanya abgelenkt, die zu Hause auf dem Sofa saß, durch die Musikkanäle zappte und über die Frage nachgrübelte, ob es noch zu früh war, um einen Becher Ben & Jerrys’s zu öffnen oder nicht. Tanya litt in letzter Zeit an mehr als nur ein wenig gebrochenem Herzen, und Sara hatte versprochen, sie in die Welt des Internet-Datings einzuführen. Soweit es sie betraf, konnte man sich mittlerweile darauf einlassen. Man lief nicht mehr Gefahr, dass der gut aussehende »Jed«, mit dem man chattete, sich als neunzigjähriger Eremit aus Arkansas entpuppte, der sich die Zehennägel zum letzten Mal vor zwanzig Jahren geschnitten hatte, und zwar anlässlich des Todes seiner Frau. Sara wusstevon mehreren, die den oder die »Richtige« über Dating-Websites gefunden hatten, und schätzte die Chancen als sehr gut ein.
    Und Tanya musste unbedingt jemanden kennenlernen, dem

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