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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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plötzlich schief. Die ganze Sache ist einfach in sich zusammengestürzt wie ein Kartenhaus.«Tanya rührte mit der Gabel in der Soße und starrte das Essen mit dem Ausdruck eines Kindes an, das nicht einmal mehr bereit ist zu versuchen, ob noch ein weiterer Bissen hineingeht.
    »Was meinst du, wenn du sagst, es ›ging schief‹?«, hakte Sara vorsichtig nach. Sie musterte die hübschen Sommersprossen, die das ganze Gesicht ihrer Freundin bedeckten.
    Eine kleine Träne quoll Tanya aus dem rechtem Auge und lief ihr die Wange hinunter.
    Sara stellte den Teller ab und schob sich erschrocken ein wenig näher. Tanya weinte nie   – sie war die Starke von ihnen beiden.
    »Es tut mir so leid«, sagte Tanya und wischte sich das Gesicht, als noch mehr Tränen folgten.
    »Das muss dir nicht leidtun, Tanya, wir sind alle mal traurig. Und deshalb bin ich ja bei dir, oder?« Sara rieb Tanya sanft den Arm.
    Tanya stellte ebenfalls den Teller weg und lachte trotz ihrer Tränen ein wenig. Diese Wirkung übte Sara oft auf andere Menschen aus. Sie brachen vor ihr zusammen, und sie baute sie mit leichter Hand wieder auf.
    »Tja, er hat plötzlich nicht mehr angerufen, und jedes Mal, wenn ich ihn anrief, drückte er mich einfach weg. Zuerst dachte ich, er wäre bloß beschäftigt oder so etwas. Aber nachdem es ein paar Tage lang so gegangen war, schickte er mir bloß eine SMS   – eine lausige SMS , verfluchte Scheiße! –, und dadrin stand: ›Tut mir leid, ich glaube, ich kann mich auf eine Beziehung nicht einlassen.‹ Und das war alles. Ich weiß nicht mehr ein noch aus, Sara!« Tanya blickte ihre Freundin in völliger Verzweiflung an. »Ich begreife das nicht. Ich habe alles genau richtig gemacht   – wir haben nicht allzu schnell miteinander geschlafen, ich war nie eifersüchtig oder besitzergreifend oder habe geklammert.Ich habe nie ›Ich liebe dich‹ gesagt, und der Sex war fabelhaft   … Ich kapiere es einfach nicht.«
    Sara wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie nahm einen großen Schluck Wein und sah ihrer besten Freundin in die geröteten Augen. In solchen Situationen ließ sich nur schwer sagen, wie man am besten reagierte. Sie war nun achtundzwanzig und hatte Anfang zwanzig viele Freunde gehabt; bis sie Tom kennenlernte, war es ihr genauso ergangen wie Tanya. Man fühlte sich nie wirklich sicher, erinnerte sie sich. Männer waren mal heiß, mal kalt, ganz wie die uralten Heizungen in Studentenapartments; sie logen, sie betrogen, sie streuten einem Sand in die Augen   – und kein einziges Mal hatte Sara wirklich begriffen, wieso sie für jemanden nicht gut genug sein sollte. Dann war sie Tom begegnet, und alles hatte von Anfang an gestimmt. Alles war klar gewesen.
    Tanya öffnete das große Fenster neben dem Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Auf der Scheibe sammelten sich kleine Wassertröpfchen, und der Rauch kringelte hinaus in die Abendluft. Tanya hatte eine wunderbare Wohnung, und Sara besuchte sie abends genauso gern, wie sie mit ihr zum Cocktailschlürfen durch teure Bars zog.
    »Na ja«, sagte Sara, »ich weiß nicht, wieso er abgehauen ist. Aber ich halte es für einen Segen, dass es lieber früher als später passiert ist. Du musst die Zähne zusammenbeißen und es positiv sehen, und vor allem darfst du nicht dir selbst die Schuld geben. Versprichst du mir das?« Sara war sich im Klaren, dass ihr Appell am unteren Ende einer langen Liste voller abgenutzter Ratschläge stand, doch sie wusste auch, wie sehr es dem Selbstbewusstsein eines Menschen zusetzen konnte, den Laufpass zu bekommen. Sie zündete sich ebenfalls eine Zigarette an, nahm mit der anderen Hand das Weinglas und schürzte nachdenklich die Lippen.
    Tanya lächelte tapfer und beäugte ihr Abendessen, als könnte sie sich ihm noch immer nicht stellen.
    Sara sah ihre Freundin an und konnte einfach nicht verstehen, wie ein Mann sie kennenlernen konnte, ohne den Wunsch zu haben, sie für immer zu behalten.
    Tanya musterte ihre Fingernägel. Die Farbe, das Korallenrot, das sie so liebte, hatte begonnen abzublättern.
    »Na ja, ich bin allein ja auch wirklich glücklich. Ich werde nur langsam etwas unruhig, weil nichts mehr so richtig funktioniert hat seit   … tja, schon lange nicht mehr.« Tanya sah niedergeschlagen aus.
    »Mir kommt da so eine Idee, Tanya.« Sara setzte sich auf. Ihre Augen glänzten begeistert. »Was hältst du vom Internet-Dating?« Sie hatte es eingeworfen, als wäre es ihr gerade eben eingefallen, obwohl sie

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