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Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Titel: Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi Babtschenko
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beim dritten Mal bekam ich die Auszeichnung. Für den Leninorden und den Stern wurden einem fünfzig Rubel monatlich gezahlt. Für den Rotbanner fünfundzwanzig Rubel. Das war eine monatliche Zulage, sie wurde nach dem Krieg sofort wieder abgeschafft. Im Strafbataillon stand einem überhaupt gar nichts zu, keine müde Kopeke. Für nichts. Überhaupt erhielten die Soldaten kein Geld auf die Hand. Nachdem ich Offizier geworden war, schrieb ich sofort eine Anweisung für meine Mutter und bekam wieder nichts. Mein erstes Geld habe ich erst nach dem Sieg gesehen.»
     
    Michail Borissow, Artillerist, Held der Sowjetunion. In der Schlacht bei Prochorowka schoss er acht deutsche Panzer ab. Eintrag im russischen Guinness-Buch der Rekorde mit der höchsten Anzahl abgeschossener Panzer bei der größten Panzerschlacht:
    «Ich bekam alles ausgezahlt – fünfhundert Rubel für jeden von sieben Panzern. Den achten haben sie nicht gerechnet, weil er nicht in Brand geriet, sondern einfach stehen blieb, die Ursache dafür war nicht klar. Deshalb sage ich immer, ich habe siebeneinhalb Panzer abgeschossen. Und für sieben habe ich Geld bekommen. Es wurde zwar ein bisschen verspätet ausgezahlt, erst nach dem Lazarettaufenthalt. Und später war die Regel, persönliches Geld wurde in den Verteidigungsfonds eingezahlt. Panzerprämien wurden bei uns an alle gezahlt – das war etwas Normales. Aber für Flugzeuge gab es nichts. Wir hatten hinter dem Don ein deutsches Flugzeug abgeschossen, bekamen aber nicht eine Kopeke dafür – weil das ganze Regiment geschossen hatte. Und getroffen hatte nur eine einzige Kugel, und das direkt ins Herz des Piloten. Wer also sollte was bekommen? Damals hat aber auch niemand Geld erwartet. Wichtiger war unsere gemeinsame Aufgabe. Das Geld war nichts wert, allenfalls bei der örtlichen Bevölkerung konnte man davon Tabak kaufen, vielleicht Milch. Und die Preise waren horrend. Brot kostete ungefähr fünfhundert Rubel. Eine Flasche Wodka, und das weiß ich noch genau, achthundert Rubel. Geld für den Helden der Sowjetunion und die Orden habe ich erst 1944 bekommen.»
     
    Der staatlich verordnete Preis für eine Flasche Wodka betrug in der Kriegszeit übrigens elf Rubel und vierzig Kopeken.
    ***
    Einem Soldaten in Tschetschenien stehen zu:
    Das Anderthalbfache des Wehrsolds.
Kampfzulagen von 810 bis 950  Rubel pro Tag.
Feldzulagen ( 55  Rubel täglich) in doppelter Höhe.
Die Anrechnung eines Dienstmonats als anderthalb sowie dreier Kampfeinsätze als eines Dienstmonats.
Zwei Monatssolde bei Entlassung.
Kostenloses Begräbnis.
12 000  Rubel für die Errichtung eines Grabmals (das Verteidigungsministerium ist verpflichtet, die «qualitativen Parameter und Anforderungen an das Bestattungsgewerbe und die Hersteller von Grabmälern zu definieren»).
Zusätzliche Nahrungsmittel: «Täglich 100  g Fleisch oder Schweinespeck; 10  g Butter aus Kuhmilch; 50  g Fischkonserven; 20  g gezuckerte Dosenmilch; 30  g Zucker; 50  g Gebäck; 1  g Tee; 1  Dragée des Multivitaminpräparats Hexavit. Rauchern darf statt des Zuckers ein Päckchen Zigaretten zugeteilt werden.»
Teilnehmer an Kampfhandlungen haben Anspruch auf die Einschreibung an staatlichen und kommunalen Berufsoberschulen und Hochschuleinrichtungen außerhalb der üblichen Bewerbungsverfahren.
    Zur tatsächlichen Umsetzung:
    Wird umgesetzt.
Kampfzulagen werden für die «direkte Beteiligung an Kampfhandlungen» gezahlt. In Wirklichkeit gehen beim Stab Zuteilungsschlüssel ein, wie viele Tage in welcher Einheit angerechnet werden dürfen. Werden es mehr, kann man noch so viel kämpfen, eine Zulage gibt es dafür nicht. Und auch für das, was schon «erkämpft» wurde, wird man längst nicht immer bezahlt.
Für die Dauer der «direkten Beteiligung an Kampfhandlungen» wird aus irgendeinem Grund keine Feldzulage gezahlt.
Wird umgesetzt.
Wird umgesetzt.
Wird umgesetzt.
Siehe Plastikgrabsteine.
Hängt von der Redlichkeit des Stellvertretenden Kommandeurs für Etappe und Versorgung, des Kompanieältesten der Versorgungskompanie und ihrer Soldaten ab. Natürlich wird gestohlen. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: In der Regel erhielten wir alles, sogar Hexavit.
Wird in der Regel umgesetzt.
     
    Doch das ist nur das, was im Gesetz steht. Das Interessanteste passiert bei der Entlassung. Dabei hat der Soldat die ihm zur Nutzung übergebene Panzerweste, den Pionierspaten, seinen Helm und anderes vollständig und unversehrt wieder zurückzugeben.

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