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Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Titel: Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi Babtschenko
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genug wäre und es immer ausreichend Brot geben würde, schon im Ansatz zu unterbinden. Derartiges Gerede ist verlogen und schädlich, es schwächt uns und stärkt den Feind, denn wenn wir den Rückzug nicht einstellen, werden wir ohne Brot, ohne Heizung, ohne Metall, ohne Rohstoffe, ohne Fabriken und Werke, ohne Bahnlinien dastehen.
    Daraus folgt, dass der Rückzug zu beenden ist. Keinen Schritt zurück! Das muss jetzt unser wichtigster Aufruf sein.
    DAS OBERKOMMANDO DER ROTEN ARMEE BEFIEHLT :
    1. Den Militärsowjets der Fronten und vor allem den Frontbefehlshabern:
    a) unbedingt die Rückzugsstimmungen in der Armee zu liquidieren und mit eiserner Faust die Propaganda darüber zu unterbinden, dass wir weiter nach Osten zurückweichen könnten oder müssten, dass ein solcher Rückzug angeblich schadlos wäre;
    b) Armeekommandeure, die einen eigenständigen Rückzug von Soldaten aus ihrer Position, ohne Befehl des Frontbefehlshabers, zulassen, unbedingt abzulösen und ins Hauptquartier zu überstellen, damit sie vor einem Kriegsgericht zur Verantwortung gezogen werden können;
    c) im Frontgebiet zwischen 1 und 3 (je nach Lage) Strafbataillons (je 800  Mann) zu bilden, in die die mittleren und höheren Kommandeure und entsprechenden Politarbeiter aller Waffengattungen eingewiesen werden können, die sich eines Verstoßes gegen die Disziplin aus Feigheit oder mangelndem Widerstand haben zuschulden kommen lassen, und sie an schwierigere Frontabschnitte zu werfen, damit sie die Gelegenheit haben, ihre Vergehen gegen das Vaterland mit ihrem Blut zu sühnen.
    2. Die Militärsowjets der Armeen und vor allem die Befehlshaber der Armeen haben:
    a) im Rahmen der Armee 3 –5 gut bewaffnete Sperrtrupps (je 200  Mann) zu bilden, sie im unmittelbaren Hinterland unzuverlässiger Divisionen aufzustellen und sie zu verpflichten, im Falle einer Panik oder eines ungeordneten Rückzugs von Teilen der Division die Panikschürer und Feiglinge auf der Stelle zu erschießen und so den ehrlichen Kämpfern der Divisionen bei der Erfüllung ihrer Pflicht vor dem Vaterland zu helfen;
    b) im Rahmen der Armee 5 bis 10 (je nach Situation) Strafkompanien (je 150 bis 200  Mann) zu bilden, in die die Mannschaftsgrade und die unteren Kommandeure einzuweisen sind, die sich des Verstoßes gegen die Disziplin wegen Feigheit oder mangelndem Widerstand schuldig gemacht haben, und sie an schwierige Armeeabschnitte zu werfen, damit sie die Möglichkeit haben, ihre Schuld vor dem Vaterland durch Blut zu sühnen.
     
    Der Befehl ist in allen Kompanien, Eskadronen, Batterien, Eskadrillen, Kommandos und Stäben zu verlesen.
    gez. I. Stalin.

Was kostet ein Soldat?
    Der Krieg ist eine spezielle Form der zwischenmenschlichen Beziehung in der Gesellschaft. Die Armee, darauf aus, alles Individuelle im Soldaten zu unterdrücken, ist bestrebt, seine Würde eine Zeitlang auf null zu reduzieren. Die Gesellschaft verlangt von einem Bürger, der Soldat wird, auf die eigene Persönlichkeit zu verzichten. Anders geht es nicht. Dafür lässt sie ihm die Freiheit, für die Verteidigung der kollektiven Interessen zu sterben. Und wenn die Zeit reif ist, trifft der Soldat die Entscheidung.
    Der Eid ist eine Art Vertrag zwischen Staat und Soldat. Wenn der Soldat erklärt: «Ich gelobe bis zum letzten Tropfen Blut …», versteht es sich, dass auch der Staat gelobt, bis zum letzten Tropfen seines Bürokratenblutes die Interessen des Soldaten als die eines Individuums zu verteidigen. Und wenn er aus dem Krieg heimkehrt, fordert der Soldat vom Staat die Erfüllung dieses Vertrages. Er will wieder Bürger werden, seine für das Kollektiv zeitweilig aufgegebene Würde zurückgewinnen. Die ursprüngliche und grundlegende Bedeutung des Wortes «Rehabilitierung» ist die Wiederherstellung der Würde. Die Rehabilitierung der Häftlinge aus den Stalin’schen Lagern zum Beispiel.
    Und der Staat gibt ihm diese Würde zurück. Mit Lob und Ehren, Anerkennung, Auszeichnungen und – Geld. Vor allem mit Geld. Denn bei bettelarmen Bürgern verbietet es sich, von Würde zu sprechen. Die materiellen Werte schlagen in sittliche um. Die Versorgung des Veteranen ist keine Bezahlung für das Töten von Menschen, sondern die Rückgabe des zeitweilig verlorenen Bürgers an die Gesellschaft. Seine Rehabilitierung.
    Soweit das Ideal. In der Praxis sieht es in Russland anders aus. Bei uns waren die Soldaten immer billiges Kanonenfutter.
    Der Große Vaterländische Krieg war der furchtbarste Krieg in

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