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Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Ein Tag, zwei Leben (German Edition)

Titel: Ein Tag, zwei Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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tun.
    » Okay, Mitch. Dann bis morgen.«
    Mitch war offenbar der Kerl, der zu mir nach Hause gekommen war. Der, dem ich den Fuß ins Gesicht gerammt hatte. Ich kann nicht sagen, dass ich etwas empfand, was auch nur im Entferntesten mit Reue zu tun hatte.
    Ein klatschendes Geräusch ertönte, das klang wie dieser nervige Handschlag unter Kumpels.
    » Ich weiß wirklich nicht, wie du das schaffst, Mann. All die Nächte durcharbeiten. Das erscheint mir nicht richtig«, sagte Mitch.
    » Von irgendwas muss ich ja die Rechnungen zahlen«, erwiderte der andere Typ. » Besser als nichts zu tun.« Ich konnte das Schulterzucken geradezu hören.
    Wieder erklangen Schritte. Nur von einer Person. Ich wartete, atmete kaum und noch immer liefen mir Tränen über die Wangen. Als schließlich meine Tür klickte, schloss ich rasch die Augen und stellte mich schlafend.
    Der Typ kam herein, hantierte mit etwas am Fußende meines Bettes und kam dann näher. Ich konnte seine Gegenwart spüren; dann ein unterdrücktes Keuchen, das ich nicht erwartet hatte.
    » Oh Gott«, flüsterte er. » Sabine?«
    Ich riss die Augen auf.
    Ethan.
    Ich konnte nichts erwidern. Ihn zu sehen machte alles noch realer, noch schmerzhafter. Tränen strömten mir übers Gesicht, rollten nach hinten in meinen Nacken.
    Ich erwartete, dass er anfangen würde zu reden. Dass er etwas Tröstendes sagen würde oder etwas Nettes, oder wenigstens etwas Herablassendes. Doch während ich ihn beobachtete, wechselte seine Miene von schockiert zu hart, als hätte er gerade etwas Abscheuliches über mich gedacht.
    » Wie spät ist es?«, platzte ich heraus.
    Als er nicht antwortete, wurde ich noch verzweifelter. » Bitte, du musst es mir sagen! Die Uhrzeit?«
    Er blinzelte und wirkte schockiert über mein Verhalten, aber er schaute auf die Uhr.
    » Zwanzig Uhr.« Er zog die Augenbrauen zusammen. » Warum?«
    Erleichterung überkam mich und der Schrecken eines unkontrollierbaren Wechsels legte sich mit einem erneuten Tränenausbruch. Ich hatte noch vier Stunden Zeit.
    » Sabine, was ist passiert? Sie sagen, du wärst in der SP ?«
    Ich schniefte. » Was heißt SP ?«
    Er sah mich seltsam an. » Suizidprävention.«
    Oh.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er ans Ende meines Bettes und nahm eine Mappe. Er blätterte darin herum und las etwas, wobei er mich völlig ignorierte. An einer Stelle hielt er inne, dann trat er wieder an meine Seite.
    » Hier steht, du hättest dir selbst Verletzungen zugefügt. Stimmt das?« Seine Stimme klang unterschwellig vorwurfsvoll.
    Ich schüttelte den Kopf. » So ist das nicht.«
    » Hier steht, dass sie glauben, du hättest dir womöglich selbst den Arm gebrochen.« Er sah aus, als würde ihm übel bei dem Gedanken.
    Wieder schüttelte ich den Kopf. » Nein. Nein, das stimmt nicht. Ich … ich bin gefallen …«
    Er unterbrach mich. » Auf der Treppe in der U-Bahnstation.« Er zog meine Decke zurück und ich zuckte hilflos zusammen – ich konnte ihn nicht daran hindern.
    » Moment mal. Was machst du da?« Leider wusste ich genau, was er da machte.
    Er sah mich an, in seinem Blick lag Entschlossenheit. Und Zorn. Aber warum? Was machte es ihm schon aus, was ich tat? Wir kannten uns kaum. Er zog den Ärmel meines Krankenhauskittels nach oben und enthüllte meinen improvisierten Verband. » Und wie ist das passiert?«, knurrte er.
    » Ich brauche mich vor dir nicht zu rechtfertigen«, sagte ich scharf.
    Er ignorierte mich und fing an, den Verband abzuwickeln, bis er die Pflaster erreichte. Er schüttelte den Kopf und sah mich nicht an.
    Ich versuchte, mich von ihm wegzuwinden. » Rühr mich nicht an.«
    » Glaub mir, ich wünschte, ich müsste es nicht, aber die Wunden müssen richtig gereinigt werden. Hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, sie abzuwaschen, oder hast du gehofft, du würdest an einer Infektion sterben?« Sein Blick huschte von meinem Arm zu meinem Gesicht, als wollte er Widerspruch herausfordern. Vorsichtig begann er, die Pflaster abzureißen.
    Ich biss mir von innen auf die Wange und weigerte mich, irgendeine Reaktion zu zeigen, als das Pflaster, das auf der Wunde festgetrocknet war, abgenommen wurde. Ethan atmete schwer durch die Nase und schüttelte alle paar Minuten den Kopf. Ich fühlte mich wie eine Zweijährige.
    Er verschwand und kam mit einem Tablett mit Salben und frischen Verbänden zurück.
    » Du musst das nicht tun«, sagte ich nach einem Kopfschütteln zu viel.
    Er hielt mit halb offenem Mund inne, als wollte er

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