Ein Tag, zwei Leben (German Edition)
und ich nickten unwillkürlich.
» Der heutige Abend wird hinreißend werden«, stimmte Lucy zu. » Und denkt nur, ab morgen wird alles anders.«
Lucy wusste gar nicht, wie recht sie damit hatte.
» Sabine, was ist los mit dir? Du machst das schon den ganzen Tag«, sagte Miriam und fing an zu lachen.
Ich schaute wieder in den Spiegel und sah, dass ich meine Finger an die Lippen gepresst hatte. » Ach nichts. Ich … ich …«
» Ich denke einfach nur an Dex?«, half Lucy aus.
Ich nickte, auch wenn ich schwer schluckte.
» Brett sagt, dass Dex haufenweise Pläne für eure Zukunft schmiedet. Er sagt, dass es ihn nicht wundern würde, wenn Dex und du schon bald zusammenziehen würdet«, sagte Miriam.
» Oh. Wir werden sehen«, sagte ich benommen; unbewusst suchten meine Finger wieder meine Lippen. Die Sache war nämlich die: Trotz meinen Anstrengungen und obwohl ich den ganzen Tag beschäftigt gewesen war … hatte ich es nicht geschafft, Ethan aus meinen Gedanken zu verbannen.
» Ihr zwei seid so süß«, fuhr Lucy fort. » Du weißt ja, eine Liebe wie die eure findet man nur einmal im Leben, wenn überhaupt.«
Ich biss mir auf die Lippe. Was wenn … Was wenn ich eine Liebe wie die, die ich wollte , nur einmal in meinen beiden Leben fand? Was wenn …?
Shit.
» Mädels! Die Jungs und die Autos sind da!«, rief Miriams Mom. Und damit wurde ich aus meinen Gedanken gerettet und von der Aufregung des Abends fortgerissen – die Fotos, dann die Autos und Typen, die aufkreuzten, und unser alles entscheidender Auftritt im Pavillon. Immer wenn ich einen Moment für mich allein hatte, wurde dieser von jemandem unterbrochen, der erwartete, dass ich lächelte. Und das tat ich. Ich wollte sein, was in dieser Welt von mir erwartet wurde. Und das war ich dann auch.
Mom und Dad benahmen sich vorbildlich, sie spielten das glücklich geschiedene Paar, das nicht als Erstes, aber im ersten Drittel der sich verabschiedenden Eltern die Party verließ. Ich würde mich morgen bei ihnen bedanken. Dex’ Eltern waren nicht so entgegenkommend, und es dauerte eine Weile, bis er sie schließlich in ein Auto verfrachtet und sie dazu bewegt hatte, loszufahren; das gab mir eine kleine Atempause, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Als wir schließlich auf der Tanzfläche die Arme umeinander legten, war ich davon überzeugt, dass dies das Richtige war. Dass ich das Richtige tat. Ethan war … Das spielte keine Rolle. Dex war meine Konstante. Er sorgte für mich und wollte eine gemeinsame Zukunft mit mir. Darauf musste ich mich konzentrieren.
» Kannst du glauben, dass die Schule zu Ende ist?«, fragte er beim Tanzen.
» Nein. Das ist surreal. Aber auf gute Art surreal. Ich freue mich darauf, mit dem College anzufangen.«
Er nickte und zog mich näher zu sich. » Ich freue mich darauf, die nächsten Monate allein mit dir zu verbringen.«
Der Kloß in meinem Hals wollte nicht weggehen. Deshalb lächelte ich und umarmte ihn, damit er mein Gesicht nicht sah.
» Bist du bereit, von hier zu verschwinden?«, fragte er.
Das war’s.
Darüber konnte ich mir sicher sein – über meinen Platz in dieser Welt. Ich konnte meine Entscheidungen nicht auf jemand anderes stützen, nur weil ich nicht aufhören konnte, daran zu denken, wie es war, als derjenige seine Arme um mich geschlungen hatte. Nein. Ich war eine Meisterin darin, Dinge aufrechtzuerhalten. Ich hätte in einem so kurzen Zeitraum nicht so viel ändern können.
Mein Wellesley-Leben war großartig. Ich konnte nicht in einer Wirklichkeit leben, die nur auf ›Was wäre wenns?‹ beruhte.
Ich ließ meine Hand nach unten gleiten und ergriff seine. » Absolut.«
25 – Wellesley, Montag – Abschlussnacht
Da Dex nichts getrunken hatte, fuhr er, und ich zeigte ihm den Weg zu dem Hotel in der Stadt, in dem ich ein Zimmer reserviert hatte. Wir verfuhren uns nur zweimal, was für mich ziemlich gut war.
Als er in die Einfahrt des Liberty-Hotels einbog, machte er ein hocherfreutes Gesicht. » Wunderbar. Ich wollte mir dieses Hotel schon immer mal anschauen. Weißt du, es war früher ein Gefängnis, bevor man es zu einem Hotel umgebaut hat«, sagte er, während er auf den Parkservice zusteuerte.
Das hatte ich nicht gewusst. Und jetzt, wo ich es wusste, trug es nicht gerade zur Verbesserung meiner Gefühlslage bei.
Hand in Hand gingen wir zur Rezeption. Beim Einchecken konnte ich nicht verhindern, dass in meinem Kopf all die Dinge herumwirbelten, die Ethan zu mir gesagt hatte. War das
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