Ein Tag, zwei Leben
Zähne zusammen und marschierte in die Kabine. Es war äußerst demütigend und es wurde ein ziemlich eiliger Toilettengang.
Macie begleitete mich zu meinem Zimmer und kehrte wieder, als mein Mittagessen gebracht wurde, um zu beobachten, wie ich mein Sandwich Bissen für Bissen zu mir nahm. Als sie das Tablett überprüft hatte, um sich zu vergewissern, dass ich die Plastikverpackung nicht in meiner Hand versteckt hatte – wahrscheinlich für den Fall, dass ich irgendwelche großartigen Pläne hatte, mich selbst zu ersticken –, schäumte ich vor Wut. Das konnten die mit mir nicht machen.
» Es wird leichter werden«, sagte Macie, ihr Gesicht wurde dabei ein wenig sanfter.
Ich erwiderte nichts.
» Zimmerüberprüfungen gibt es tagsüber immer zur vollen Stunde, hin und wieder auch bei Nacht«, sagte sie zum Abschied.
Großartig.
Als ich endlich allein war, kramte ich in der kleinen Tasche mit Habseligkeiten, die mir meine Eltern dagelassen hatten. Ich hätte fast über die Kleider gelacht, die sie für mich ausgesucht hatten. Kein einziger meiner Lieblingsminiröcke. Mein alter Teddybär befand sich in dem Sammelsurium, mein Kopfkissen, ein Zehn-Dollar-Schein mit einem Post-it-Zettel, auf dem » Geld für den Automaten« stand, und – Surprise, Surprise – mein neues Notizbuch.
Verblüfft öffnete ich das Buch, weil ich nicht wusste, was mich erwartete. Es war leer. Die Seiten, die ich bereits beschrieben hatte, waren herausgerissen worden. Mein Zorn erreichte seinen Höhepunkt und ich schleuderte das Notizbuch gegen die Wand.
Gut gemacht, Mom!
Ein rasches Klopfen ertönte an der Tür. Sie ging einen Spalt auf und Macies Kopf erschien. » Alles okay?«
Ich hob das Buch vom Boden auf. » Alles bestens. Haben Sie vielleicht einen Kugelschreiber für mich?«, fragte ich.
Kurzes Schweigen. » Keine Kugelschreiber, aber ich kann dir einen Filzstift bringen.«
Ich nickte. » Danke.«
Als Macie mit dem Filzstift zurückkam, teilte sie mir mit, dass es um halb sechs Abendessen geben würde.
» Was? So früh isst doch kein Mensch zu Abend!«, sagte ich.
Wollten die mich auf den Arm nehmen?
Macie zuckte nur mit den Achseln und ging.
Zum millionsten Mal musste ich das Bedürfnis zu schreien unterdrücken. Ich saß auf der Bettkante und starrte mit dem Filzstift in der Hand das Notizbuch an. Ich musste mich sammeln. Aber was sollte ich tun? Eingesperrt zu werden, war nicht Teil des Planes.
Stunden verstrichen, aber die Seite vor mir blieb leer und meine Frustration wurde nur noch größer.
Schließlich gab ich es auf und beschloss, meinen Krankenhauskittel loszuwerden.
Ich warf einen Blick auf die Kleider, die mir meine Eltern geschickt hatten, und entschied mich für das Outfit, das ich anhatte, als sie mich herbrachten. Als ich meinen Rock vom Kleiderstapel zog, fiel etwas zu Boden.
Ich ging in die Hocke und hob meine silberne Schmetterlingshalskette auf. Meine Hände zitterten und ich blickte zur Tür. Die letzte Zimmerüberprüfung war noch nicht so lange her, deshalb wagte ich es, den Deckel abzuschrauben.
Mit offenem Mund starrte ich auf das zermahlene Digoxin und hätte fast gelacht. Von allen Dingen, die mit mir in diesem Zimmer sein durften, war ausgerechnet das irgendwie durchgeschlüpft. Ich drehte den Deckel wieder auf den Schmetterling und ließ ihn an meiner Hand baumeln, während ich grübelte, weshalb sie ihn nicht konfisziert hatten. Vielleicht hatten sie beschlossen, dass die zarte Kette kaum stark genug war, um den Schmetterling zu halten, ganz zu schweigen davon, irgendeinen Schaden anzurichten. Und wie sollte man sich mit einem Schmetterlingsanhänger schon verletzen?
Ich legte mir die Kette um den Hals, steckte sie in mein T-Shirt und zog mich vollends an. Kurz danach kam Macie zurück.
» Bist du bereit, essen zu gehen?«
Ich nickte und folgte ihr in den Speisesaal, wobei meine Hand immer wieder zu dem Schmetterling unter meinem T-Shirt wanderte. Endlich fühlte ich mich wieder gestärkt. Endlich hatte ich die Chance, es durchzuziehen – auf die eine oder andere Weise herauszufinden, ob ich eine Wahl hatte.
Das Abendessen war wie das Mittagessen, nur dass ich dazu in einer großen, leeren Cafeteria saß. Jetzt verstand ich auch, weshalb ich so früh aß. Offenbar traute man mir noch nicht so weit, um mich in Gesellschaft essen zu lassen. Macie erzählte mir, dass ich am nächsten Tag oder so integriert würde. Ich konnte es kaum abwarten.
Nachdem ich ein paar Bissen
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