Ein Tag, zwei Leben
Sabine und ich lebe in zwei Welten und ich will, dass Ethan mir glaubt‹ sagt, und zwar auf …« Er dachte nach und sein Lächeln wurde breiter. » Kannst du nur Französisch?«
Ich nickte langsam, konnte ihm aber nicht wirklich folgen. Mein ganzer Körper übersteuerte.
» Okay, komm zurück und sag es auf Deutsch.«
Ich reagierte nicht.
» Sabine?«
Ich spürte, wie meine Augäpfel zurückrollten, mein Kopf fiel aufs Kissen. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Stirn.
» Sabine?« Ethans Tonfall hatte sich geändert. » Warum bist du so blass?« Seine Hand wanderte in meinen Nacken. » Du bist ja ganz nass.«
Bevor ich etwas sagen konnte, übernahm mein Körper die Kontrolle, er wälzte sich zur Seite und verkrampfte sich, während ich mich übergab. Dabei fiel etwas zu Boden.
Ethan schnappte nach Luft und hielt mich. Er richtete mich wieder auf dem Bett auf, dann bückte er sich rasch, um den Gegenstand aufzuheben. » Um Himmels willen, Sabine! Was war in dieser Flasche?«, schrie er.
» Wasser«, stammelte ich, bevor ich mich über die Bettkante lehnte, um wieder zu kotzen.
» Sag mir, was drin war«, verlangte er eindringlich.
Doch ich konnte nicht antworten. Mein ganzer Körper zitterte und ich konnte nicht aufhören zu würgen.
Ethan griff über mich und drückte auf einen Knopf in der Wand. Eine Alarmglocke schrillte. Er packte meine rechte Hand und tastete nach dem Puls. Die Wirkung des Medikaments war heftiger, als ich erwartet hatte.
Weil ich wusste, dass ich vielleicht keine weitere Gelegenheit mehr haben würde, öffnete ich meine Faust, gab die Innenseite meines Gipses preis und streckte sie ihm hin.
» Digibind?«, sagte er.
Schweigen.
Dann …
» Digibind! Himmel, das ist ein Gegenmittel, nicht wahr? Sabine, was hast du getan? Was hast du getan?«
Ich konnte nicht sprechen. Ich starrte nur in seine tief blauen Augen und ließ sie mein Anker sein.
Die Tür wurde aufgerissen, Leute stürmten herein. Hände bewegten sich auf mir, etwas wurde mir um den Arm gewickelt. Etwas Kaltes lag auf meiner Brust.
Ethan brüllte, auch wenn sein Blick auf mich geheftet blieb. » Sie hat eine Überdosis genommen. Ich glaube, es war Digoxin. Sie braucht Digibind!«
Jemand stieß ihn weg. Ich spürte, wie sich sein Griff um meine Hand löste. Mit jeder Unze, die ich noch an Willen hatte, klammerte ich ihn fest.
Er blieb. Drückte ebenfalls meine Hand.
Wer immer mir etwas auf die Brust drückte, schrie auf: » Ihr Herz wird versagen. Jemand soll Digibind holen, sofort!«
Überall auf mir waren Hände. Eine Sauerstoffmaske wurde mir übers Gesicht gezogen.
Aber es war zu spät.
Ich blinzelte in Ethans verzweifelte Augen und vollzog den Wechsel.
15 – Wellesley, Montag
Mein Körper wölbte sich verkrampft nach oben, während ich aus dem Bett kroch und auf allen vieren auf dem Boden landete. Tränen tropften aus meinen Augen, während sich Druck aufbaute, ich nach vorne taumelte und nichts als Galle spuckte.
Oh Gott. Es hatte nicht funktioniert.
Ich war in Wellesley.
Der Test war fehlgeschlagen.
Ich würde sterben.
Was hatte ich getan?
Wieder würgte ich und sackte auf dem Boden zusammen, dann keuchte ich schwach, als nichts mehr übrig war.
Endet es also so?
Der Moment, die Wahlmöglichkeiten, vorbei?
Hatte ich mich selbst zum Narren gehalten?
Ich keuchte und hickste durch leise, angstvolle Schluchzer. Ich würde allein sterben. Nach all dem wäre niemand bei mir.
Das Herz hämmerte mir in der Brust. Doch trotz meiner panischen Gedanken merkte ich, dass sich mein Atem allmählich verlangsamte. Ich schlug die Augen auf. Mein Zimmer war fast dunkel, doch meine Nachttischlampe, die noch an war, wirkte normal. Ich starrte ins Licht – ein ganz normaler weißer Lichtschein. Keine Heiligenscheine darum herum. Kein Gelbstich.
Ich zog mich in eine sitzende Position und lehnte mich an die Seite meines Bettes. Mit jedem Atemzug fühlte ich mich ruhiger, mehr wie … ich selbst. Ich legte mir die Hand auf die Brust und fühlte meinen hämmernden Herzschlag, doch mit der Zeit schien sich der Rhythmus zu stabilisieren.
Mit zitternden Händen blieb ich, wo ich war, und wartete.
Ich weiß nicht, wie lang ich dort saß, aber am Ende brachte ich genug Zuversicht auf, um zu versuchen, aufzustehen. Meine Knie zitterten, und ich hielt mich seitlich am Bett fest, bis ich es schaffte, mich aufzurichten. Mit jedem Moment, der verstrich, fühlte ich mich stärker und ich hatte einen besseren Halt.
Es
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