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Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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gewesen war, als er meine Schnitte gesehen hatte.
    Dr. Levi schickte mir an diesem Morgen eine Nachricht, in der er mir mitteilte, dass unser täglicher Termin heute um vierzehn Uhr stattfinden würde, deshalb ging ich nach dem Essen zu seinem Büro. Als ich anklopfte und die Tür aufmachte, war er am Telefon. Er bedeutete mir, auf einem der Korbstühle Platz zu nehmen. Verlegen ging ich durch das Zimmer und beschloss dann, den Stuhl wieder an dieselbe Stelle am Fenster zu stellen.
    » Du solltest dich ausruhen«, sagte Dr. Levi am Telefon. Dann: » Du weißt, dass du niemandem etwas zu beweisen brauchst …« Er warf mir einen Blick zu. » Okay, gut … Wenn du das willst, aber ich bin bald wieder oben, und ich werde Dr. Milton sagen, dass er vorbeikommen soll.« Er legte auf; Sorge überschattete sein Gesicht, aber dann schien er sich zusammenzureißen.
    » Hallo, Sabine. Wie geht es dir heute?«
    » Gut«, sagte ich; dann nahm ich wieder meine Position ein, das Gesicht der Sonne zugewandt.
    Er seufzte. » Ich dachte, wir versuchen es heute mit Reden und Zuhören.«
    Ich legte meine Füße auf die Fensterbank. » Ich habe mit Ethan geredet.«
    » Das hat er erwähnt. Aber er ist nicht der Einzige, mit dem du reden kannst.«
    » Warum sollte ich noch mal alles wiederholen?«
    » Nun ja, seinem Bericht nach hast du nicht besonders viel gesagt.«
    Ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte. Hatte Ethan unser Gespräch von gestern Abend für sich behalten? Es war schwer, ein Lächeln zu unterdrücken. Um Levi einen Gefallen zu tun, zuckte ich mit den Achseln.
    Seine nächsten Worte kamen unerwartet: » Möchtest du Darts spielen?«
    Ich schlug die Augen auf und sah ihn an. » Sind Sie sicher, dass man mir spitze Gegenstände anvertrauen kann?«
    » Nicht so ganz«, entgegnete er, aber er streckte mir die Dartpfeile hin.
    Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Ich wusste, dass es wahrscheinlich irgendeine Therapietechnik war, aber ich hatte schon immer mal Darts spielen wollen. Levi stand in der Mitte des Zimmers, sein altmodischer Anzug und seine veraltete Brille ließen ihn wahrscheinlich älter aussehen, als er war – ich schätzte ihn auf ungefähr Mitte vierzig. Langsam wurde mir klar, weshalb ihn die Leute mochten und mit ihm reden wollten, wenn sie Probleme hatten. In gewisser Weise wünschte ich, es wäre für mich auch so einfach. Doch ich wusste auch, dass Levi ein Mann der Logik war – auf diese Weise brachte er die Leute wieder zu sich. Er brauchte diese Logik als Fundament für alles, was er tat, und ich war nicht diejenige, die ihn dessen berauben wollte. Aber Darts …?
    Ich stand auf und nahm einen der Pfeile aus seiner ausgestreckten Hand. » Ach, was soll’s.«
    » Eben.«
    Ich war nervös und voller gespannter Erwartung. Ich hatte dieses Maß an Aufregung immer mit dem Wechsel in Verbindung gebracht, aber das war nicht dieselbe Art von Ängstlichkeit. Und doch schienen die Minuten bis zu Ethans Auftauchen genauso nervenaufreibend. Es war schwierig, aus allem, was ich in den frühen Morgenstunden mit ihm erlebt hatte, schlau zu werden. Ich wusste nicht, ob er sich darauf freute, mich heute Abend zu sehen, oder nicht. Vor allem wollte ich aber einfach nur sein Gesicht sehen.
    Als er endlich die Tür öffnete, hatte ich so lange gewartet, dass ich fast akzeptiert hatte, dass er nicht kommen würde. Doch dann trafen sich unsere Blicke und etwas in mir entspannte sich. Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, doch ich glaubte, dass es ihm genauso erging.
    Er hielt mir eine Jacke hin, die er über dem Arm gehabt hatte. » Damit dir nicht kalt wird.«
    Ich strahlte. » Wohin gehen wir?«
    » In den Park.«
    » Bei Nacht?« Ich nahm die Jacke und zog sie an. Ich merkte, dass es seine war. Sie hatte diesen Duft nach Wintergrün an sich, und ich musste mich beherrschen, damit ich nicht meine Nase darin vergrub.
    » Das ist mein Lieblingsort, tags wie nachts.«
    Mein Herz machte einen Sprung bei dem Gedanken, dass mich Ethan an einen Ort mitnahm, der eine besondere Bedeutung für ihn hatte. Als wollte er ihn mit mir teilen.
    Genau wie am frühen Morgen schloss Ethan das Fenster auf und wir kletterten nach draußen. Inzwischen war ich dankbar über mein Zimmer im Erdgeschoss – und den leichten Zugang zum Parkplatz. Ethan ging geradewegs auf einen Wagen zu, das alte Modell eines silbernen Jeeps, der mit vertrockneten Blättern bedeckt war, und öffnete die Beifahrertür.
    » Du fährst wohl nicht

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