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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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nicht für würdig befunden worden, den goldenen Ring zu erhalten.«
    »Ja, der goldene Ring. So sehen Sie es wohl, was? Nun, vielleicht ist das ein Teil des Problems. Die Partnerschaft angeboten zu bekommen ist keine Belohnung, sondern eine Chance. Als Partner muss man bereit sein, Risiken einzugehen und Verantwortung zu tragen.«
    Sebastian gab vor, darüber nachzudenken, obwohl er sich bereits alles genau zurechtgelegt hatte, was er sagen wollte. »Nein, Donald, ich glaube, nicht ich, sondern die Kanzlei hat daraus einen goldenen Ring gemacht. Sie streckt ihn wie einen Köder aus und lockt damit. So funktioniert das System, das Sie hier eingeführt haben. Es sind Ihre Spielregeln, Ihre Hierarchie, Ihre Ordnung … Aber ist es nicht müßig, länger darüber zu debattieren?« Er freute sich darüber, wie selbstsicher er klang. Keine Spur von Unterwürfigkeit war in seiner Stimme, als er fortfuhr: »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich Hubbard, White & Willis verlasse. Und es ist mir durchaus ernst damit, wenn ich Ihnen sage, dass ich sehr viel von Ihnen und den anderen Anwälten hier gelernt habe. Dafür bin ich Ihnen allen zu großem Dank verpflichtet.«
    Burdick schien von diesen Worten wirklich berührt zu sein. »Nun, danke, Thom. Sie betrachten die Angelegenheit wie ein Gentleman.«
    »Oh, ehe ich es vergesse, ich glaube, mir steht noch mein Anteil aus der Jahresausschüttung zu.«
    »Aber selbstverständlich. Wir sorgen dafür, dass Sie die erhalten. Wenden Sie sich doch bitte an unseren Finanzdirektor, damit Ihnen Ihr Geld zugestellt wird. Und ich schätze, eine hübsche Abfindung ist auch noch drin.«
    »Danke, Donald.«
    Sebastian zögerte, doch die Entscheidung, wie er das Gespräch in die richtige Richtung lenken sollte, wurde ihm abgenommen.
    Burdick stellte von sich aus die Frage: »Und wo gehen Sie hin? Zu einer anderen Kanzlei?«
    »Nein, zu einer großen Gesellschaft. Ich soll dort einer der Vizepräsidenten und Syndikus des Unternehmens werden.«
    »So muss es sein, nur so, mein Junge. Aktienanteile, Bonusse und eine alljährliche Ausschüttung. Kenne ich die Firma zufällig?«
    »MacMillan Holdings.«
    Burdick schraubte langsam seinen Füllfederhalter zu und legte ihn auf den Schreibtisch. »Sie werden also der Syndikus von MacMillan Holdings.«
    »Ich arbeite seit Jahren für das Unternehmen und kenne Steve Nordstrom und Ed Gliddick recht gut. Wir spielen öfter zusammen Golf.«
    Burdicks Augen wurden schmal. »MacMillan war der erste Klient, den ich Hubbard, White & Willis gebracht habe.«
    Sebastian sagte nichts dazu.
    Burdick schloss die Augen ganz und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. Plötzlich fing er an zu lachen. »Ich will verdammt sein. Wir verlieren MacMillan, nicht wahr?«
    Sebastian nickte so bedächtig, dass es wie eine Parodie auf Burdick wirkte – und das war durchaus von ihm beabsichtigt. »Ich werde mich um die meisten juristischen Angelegenheiten selbst kümmern. Und wenn ich die Hilfe von außen benötige, suche ich mir eine andere Kanzlei. Eine, die billiger arbeitet. Kosteneinsparungen wirken sich bei MacMillan auf den Bonus aus, den man erhält.«
    Burdick dachte rasch nach und wog eine Reihe von komplizierten Finanz- und Wirtschaftsabkommen ab, die er Sebastian vorschlagen konnte, um MacMillan nicht komplett zu verlieren. Dann sagte er: »Ich vermute, es gibt keine Möglichkeit …« Burdicks Stimme erstarb, als er Sebastians Lächeln und seinen Blick sah.
    Er lachte wieder und erhob sich. Sebastian stand ebenfalls auf. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und verabschiedeten sich voneinander. Und dann konnte Sebastian es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Donald.«
    Nachdem er Burdick verlassen hatte, begab sich Sebastian in sein eigenes Büro. Fünf Minuten saß er nun schon da und starrte das Telefon an. Dreimal hatte er bereits die Hand nach dem Hörer ausgestreckt, sie dann aber wieder zurückgezogen und flach auf den Stapel von Papieren gelegt, der sich auf seinem Schreibtisch türmte.
    In der Nacht zuvor, als er im Space gesessen und von der Musik betäubt nur an Taylor Lockwood gedacht hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, endlich zu handeln. Er wusste nicht genau, wo Taylor sich aufhielt. Gerüchten zufolge sollte sie im Krankenhaus sein. Sie ging nicht ans Telefon und rief auch nicht zurück. Gestern Abend war er froh gewesen, sie nicht erreichen zu können, denn das gab ihm Gelegenheit, die Sache

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