Ein toedlicher Plan
noch etwas hinauszuschieben.
Aber jetzt durfte er nicht länger zögern.
Sebastian konnte mit den ausgebufftesten Geschäftspartnern fertig werden und auch den aufgebrachtesten gegnerischen Anwalt so lange anstarren, bis er schwieg, aber bei dem, was er nun beabsichtigte, drohte ihn sein Mut zu verlassen.
Er erhob sich, lief eine Weile in seinem Büro auf und ab, begab sich aus einem Impuls heraus nach unten und fragte sich, ob er davor stand, den größten Fehler seines Lebens zu machen.
Als Burdick sich gerade erhob, um Bill Stanley aufzusuchen und ihm mitzuteilen, dass sie MacMillan verloren hatten, summte seine Gegensprechanlage. Seine Sekretärin teilte ihm mit: »Eine Frau wünscht Sie zu sprechen, auf Leitung achtundzwanzig. Sie will ihren Namen nicht nennen, meinte aber, es sei außerordentlich wichtig.«
»Das Wichtigste habe ich vor fünf Minuten erfahren, und das kostet die Kanzlei vier Millionen im Jahr. Sagen Sie ihr, sie soll später noch mal anrufen.«
Er hatte sich noch keine fünf Schritte von seinem Schreibtisch entfernt, als Carols Stimme ihn zurückhielt. »Sie hat mich aufgefordert, Ihnen mitzuteilen, dass es um Wendall Claytons Tod gehe. Glauben Sie, es handelt sich bei ihr um eine Verrückte? Soll ich die Polizei verständigen?«
»Ich nehme den Anruf entgegen«, sagte Burdick barsch. »Und keine weitere Störung bitte.«
Todmüde.
Mitchell Reece lief durch das dunkle Treppenhaus zu seiner Wohnung hinauf. Der Ausdruck traf heute Abend durchaus auf ihn zu, und er fragte sich, ob er im Moment eher müde oder schon fast tot war. Als Anwalt mit Leib und Seele liebte er es, solche Fragen zu analysieren, und sei es nur darum, weil sie zwar im Grunde unwesentlich waren, in ihnen aber ein kleines Rätsel verborgen lag. Reece musste immer auf den Grund der Dinge vorstoßen. Es irritierte ihn sehr, wenn er sich mit einer Frage konfrontiert sah, die er nicht sogleich beantworten konnte.
Er steckte den Schlüssel nacheinander in die drei Schlösser, und jedes öffnete sich mit einem leisen Geräusch von Metall auf Metall. Todmüde. Er würde das Wort im Lexikon nachsehen. Dann schob er die schwere Metalltür auf, trat ein und rief: »Hallo, Liebes!«
Sein Loft war leer.
Er lauschte auf fließendes Wasser, weil er wusste, wie gern Taylor badete, aber da war nichts zu hören. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie etwas davon gesagt hatte, heute Abend fortzugehen. Und heute Morgen hatte er sie beim Abschied dringend gebeten, den ganzen Tag im Bett zu bleiben, und scherzhaft hinzugefügt, sie habe noch lange nicht wieder genug Speck auf den Rippen, um sich unter Menschen wagen zu können. Sie hatte brav genickt und versprochen, es zu tun.
Vielleicht war sie nur schnell runtergelaufen, um etwas zu kaufen. Oder hatte sie am Ende einen Rückfall erlitten?
Reece hatte gerade seinen Mantel ausgezogen, als er auf seinem Schreibtisch die Nachricht entdeckte.
Er überflog die Zeilen, und was er da las, ließ ihn augenblicklich Mantel und Handschuhe wieder anziehen, und er rannte zur Tür hinaus. Er hatte keine Zeit, sie hinter sich zuzuziehen, geschweige denn abzuschließen.
Taylor hatte den großen Konferenzsaal noch nie gemocht. Zum einen störte sie, dass hier immer eine so trübe Beleuchtung herrschte, dass sogar die in Pastellfarben gestrichenen Wände schmutzig und irreal wirkten. Zum anderen waren unangenehme Erinnerungen mit dieser Örtlichkeit verbunden. Hier trieb die Büroleiterin regelmäßig ihre Leute zusammen, entweder um eine Strafpredigt zu halten oder um sie aufzufordern, doch nicht gleich an Kündigung zu denken, bloß weil die Gehaltserhöhung in diesem Jahr wieder einmal recht mager ausfiel. Und Bill, Connie, Stu, Courtney und wie sie alle hießen pflegten dann zu nicken und sich mit dem wenigen zufrieden zu geben – schließlich ging es um das Wohl des Hauses.
Es war zwanzig Uhr geworden. Taylor hatte sich in dem bequemen Drehsessel am Scheitelpunkt der u-förmigen Sitzordnung niedergelassen, der Platz, den sonst nur Donald Burdick einnehmen durfte.
Dann flogen die beiden Teakholztüren des Konferenzraums auf, und Mitchell Reece stürmte herein. Er blieb abrupt stehen, als er den Revolver in ihrer Hand sah.
»Mitchell, was tust du denn hier?«, fragte sie, ihn verblüfft anschauend.
»Du bist vielleicht gut. Hinterlässt mir die Nachricht, dass du einen Mann erschießen willst, und wunderst dich dann, wenn ich hier auftauche, um dich daran zu hindern.«
»Es ist zu
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