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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie hatte zwei verschüchterte Nonnen im Schlepptau, die sich mit ihrem umfangreichen Gepäck abmühten, während sie ihnen mit gewohnt barscher Stimme Befehle erteilte. Bei Fidelmas und Eadulfs Anblick wandte sie sich um. Offenbar zog sie es vor, in der glühenden Sonne zu stehen, als sich zu Fidelma in den Schatten des Sonnensegels zu setzen.
    «‹Wer zugrundegehen soll, der wird zuvor stolz, und Hochmut kommt vor dem Fall›», zitierte Fidelma.
    Eadulf grinste. «Wulfrun scheint wirklich nichts dazugelernt zu haben», sagte er. «Daß die Wahrheit ans Licht gekommen ist, war ein herber Schlag für sie. Lieber würde sie als Prinzessin in einer Traumwelt leben, als sich zu ihrer Vergangenheit als Sklavin zu bekennen.»
    «Veritas odium parit» , gab Fidelma eine Zeile von Terenz wieder. «Wahrheit zeugt Haß. Und doch tut sie mir leid. Es muß traurig sein, wenn man so wenig Selbstvertrauen hat, daß man glaubt, die Achtung seiner Mitmenschen nur mit einer erfundenen Geschichte erlangen zu können. Viel zuviel Leid auf dieser Welt geht auf Menschen zurück, die sich ständig wichtig machen und andere beeindrucken müssen.»
    «Wie lauten noch Epiktets spöttische Worte?» fragte Eadulf, während er stirnrunzelnd überlegte.
    «Ihr denkt wohl an seine Frage: ‹Meinst du, die Welt stürzt ein, wenn du stirbst?› Tatsächlich ein äußerst feiner Spott», sagte Fidelma lächelnd. «Wie auch immer, offenbar hat Äbtissin Wulfrun ein paar bedauernswerte Seelen gefunden, die bereit sind, in die Fußstapfen der armen, traurigen Schwester Eafa zu treten. Ich muß gestehen, ich empfinde noch immer Mitleid für sie.»
    Sie deutete auf Wulfrun, die vollauf damit beschäftigt war, die beiden jungen Nonnen herumzukommandieren.
    «Sie wird sich nicht ändern», meinte Eadulf. «Ich hoffe nur, Ihr braucht sie nicht die ganze Reise über zu ertragen.»
    «Ich werde versuchen, sie einfach nicht zu beachten.»
    Fidelma suchte Eadulfs Blick, aber seine Augen richteten sich bereits auf einen weiteren Neuankömmling am Ende des Stegs.
    Ein kleines Bündel unter dem Arm, schritt tesserarius Furius Licinius an Äbtissin Wulfrun und ihren Dienerinnen vorbei und ging direkt auf das große Sonnensegel zu.
    «Ich habe erst heute morgen gehört, daß Ihr Rom verlassen wollt, Schwester», begrüßte er Fidelma sichtlich verlegen.
    Fidelma lächelte bescheiden. «Ich hätte nicht gedacht, daß die Reisepläne einer armen irischen Schwester für einen Offizier der custodes am römischen Lateranpalast von Bedeutung sein könnten, Furius Licinius», sagte sie ernst.
    «Ich …» Licinius biß sich auf die Unterlippe und warf einen kurzen Seitenblick auf Eadulf, der so tat, als interessiere er sich brennend für das rasch dahinfließende Wasser des mächtigen Tiber. «Ich habe Euch ein Geschenk mitgebracht … Ein Andenken an Eure Zeit in Rom.»
    Die Wangen des jungen Mannes röteten sich, als er ihr einen in Sackleinen gewickelten Gegenstand hinschob. Offenbar war es ein Holzkästchen. Fidelma nahm das Bündel feierlich entgegen und schlug das Tuch zurück. Tatsächlich, es war ein hübsches Kästchen aus einem tiefschwarzen Holz, wie Fidelma es noch nie zuvor gesehen hatte.
    «Man nennt es ebenus », erklärte Licinius.
    «Es ist wunderschön», sagte Fidelma und betrachtete die winzigen Silberbeschläge, die zu dem schwarzen Holz einen reizvollen Gegensatz bildeten. «Aber Ihr hättet nicht …»
    «Das Kästchen hat auch einen Inhalt», unterbrach Licinius sie eifrig. «Macht es auf.»
    Feierlich öffnete Fidelma das schwarze Kästchen. In den mit Samt ausgeschlagenen Fächern steckten zwölf hübsche Fläschchen aus Glas.
    «Sind das Kräutertinkturen?» fragte sie.
    Eadulf reckte den Hals, um ihr über die Schultern zu schauen.
    Noch tiefer errötend, beugte sich Licinius vor, nahm eine Flasche heraus und zog den winzigen Korkverschluß ab.
    Vorsichtig roch Fidelma an dem Fläschchen, dann weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen.
    «Parfüm!» hauchte sie.
    Licinius schluckte aufgeregt. «Bei den Damen Roms sind solche Duftwässer ganz groß in Mode. Ich hoffe, daß Ihr mein Geschenk als Zeichen meiner großen Hochachtung annehmt, Fidelma von Kildare.»
    Fidelma fühlte sich plötzlich sehr verlegen.
    «Ich glaube nicht …», begann sie.
    Licinius ergriff ungestüm ihre Hand. «Ich habe von Euch viel über die Frauen gelernt», sagte er ernst. «Ich werde es nicht vergessen. Bitte nehmt dieses Geschenk in Erinnerung an mich an.»
    Fidelma

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