Ein Totenhemd fur einen Erzbischof
seitdem er gesucht wurde und man ihn ihr beschrieben hatte.»
«Es war ein Fehler von Eafa, uns von ihrer ersten Begegnung mit Ronan zu erzählen», sagte Fidelma. «Jedenfalls ist sie Ronan in die Katakomben gefolgt und …» Sie zuckte die Achseln.
«Ihr habt recht, Fidelma …», bestätigte Eafa. Ihr Satz endete mit einem Hustenanfall.
«Und Puttoc?» drängte Fidelma.
Eafas Augen loderten auf. «Ja, Puttoc habe ich auch getötet. Puttoc war ein Schwein. Er hat versucht, mich zu vergewaltigen, genau wie Fobba. Schon dafür hatte er den Tod verdient. Außerdem wußte er von dem Geheimnis meines Vaters. Ich glaube, als ich heute nachmittag in sein cubiculum kam, ahnte er bereits …»
«Wenn Ihr Puttoc getötet habt, warum war dann Eanred in seinem Zimmer, als Fidelma und ich kamen, um mit dem Abt zu sprechen? Er sah ganz so aus, als habe er die Tat begangen. Und wenn nicht, warum ist er dann geflohen?» fragte Eadulf verblüfft.
Fidelma sah ihn an. «Als Eafa Puttoc tötete, klammerte sich der Abt an ihrem Gewand fest und riß eine Brosche ab, die sie hier in Rom gekauft hatte», erklärte Fidelma. «Erst als sie in ihre Kammer zurückkehrte, bemerkte sie, daß die Brosche fehlte. Da ihr klar war, daß dies den Verdacht auf sie lenken würde, bat sie ihren Bruder Eanred, hinzugehen und die Brosche aus Puttocs Zimmer zu holen, ehe die Leiche entdeckt wurde. Aber Eanred hatte Pech, wir kamen herein und ertappten ihn auf frischer Tat – allerdings nicht beim Mord an Puttoc, sondern bei dem Versuch, die Schuld seiner Schwester zu vertuschen.»
Eadulf sah sie entgeistert an.
«Das wußtet Ihr alles?» sagte er vorwurfsvoll. «Ihr wußtet schon die ganze Zeit über, daß Eafa die Mörderin war?»
«Ich vermutete schon seit einiger Zeit, daß Eafa in den Mordfall verwickelt ist. Als Eanred Eafa bei unserer ersten Begegnung ‹meine Schwester› nannte, dachte ich noch, er habe sich versprochen und damit seine Glaubensschwester gemeint. Dann dämmerte mir, daß die beiden leibliche Geschwister sein könnten.»
Eadulf war sichtlich verärgert darüber, daß sie ihn nicht daran gehindert hatte, eine falsche Fährte zu verfolgen.
«Immerhin hätte es ebensogut Eanred sein können», rechtfertigte er sich. «Schließlich hatte Eanred schon einmal für seine Schwester gemordet. Vergeßt nicht, daß er Fobba erdrosselt hat.»
Ein tiefer Seufzer erschütterte den Körper des sterbenden Mädchens.
«Ich … nicht Eanred … Ich … habe Fobba erdrosselt … Fobba hat mir Gewalt angetan … Ich habe den Mistkerl getötet … habe ihn wie ein Schwein abgeschlachtet … An Eanreds Händen klebt kein Blut.»
Eafas Haut hatte rote Flecken, und ihre Lippen zuckten wild. Noch ein paar schwere, rasselnde Atemzüge, dann lag sie reglos da. Die anderen konnten sehen, wie die Flecken verblaßten und ihre Haut gelb und wächsern wurde.
Fidelma beugte sich über die Tote und drückte ihr die Augen zu. Dann kniete sie nieder.
«Requiem aeternam dona ea, domine …» , begann sie feierlich. Einer nach dem anderen stimmten sie in das Totengebet ein und vereinigten sich zu einem vielstimmigen Sprechgesang.
XVIII
Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel und tauchte die leuchtend weißen römischen Häuser in ein gleißendes Licht. Fidelma saß im Schatten eines grobleinenen Sonnensegels auf einem Bootssteg. Ganz in der Nähe spannte sich die Probi-Brücke über das trübe Wasser des mächtigen Tiber, hinter ihr erhob sich der steil ansteigende Aventinus, dessen Schatten jedoch nicht bis zum Ufer des Flusses reichten.
Eadulf konnte nicht stillsitzen. Er wirkte verlegen und schritt ruhelos auf und ab.
«Wann, sagtet Ihr, würde das Boot kommen?» fragte er nicht zum ersten Mal.
Fidelma verkniff sich eine ungehaltene Bemerkung und antwortete auch diesmal geduldig: «Um die Mittagsstunde, Eadulf. Wir sind die ersten. Der Fährmann hat bestimmt eine ganze Reihe von Leuten flußabwärts nach Ostia und Porto zu bringen.»
Eadulfs Miene war besorgt. «Ob es wirklich so klug ist, allein zu reisen?»
Fidelma schüttelte den Kopf. «Bis Ostia wird mir schon nichts geschehen. Und dort treffe ich mit meinen Landsleuten aus Columbans Kloster Bobbio zusammen, die ebenfalls nach Irland wollen. Wir schiffen uns gemeinsam nach Massilia ein, und von dort aus geht es dann weiter nach Irland.»
«Seid Ihr sicher, daß Ihr sie in Ostia auch nicht verfehlen werdet?» fragte Eadulf.
Seine Fürsorglichkeit brachte sie zum Lächeln. Er
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