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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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kennengelernt.
    «Habt Ihr schon viel von Rom gesehen?» brach Eadulf ihr freundschaftliches Schweigen.
    «Seitdem ich hier bin, versuche ich zu verstehen, warum eine Kirche der Armen sich mit soviel Reichtum schmückt … Nein», sie lachte, als sie sah, wie seine Augenbrauen sich zusammenzogen, «nein, ich werde nicht mehr davon sprechen. Was sollte ich mir Eurer Meinung nach anschauen?»
    «Nun, an allererster Stelle sicherlich die Basilika des Heiligen Petrus auf dem Monte Vaticano , wo der große Fischer, der den Schlüssel zum himmlischen Königreich in Händen hält, begraben liegt. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Grab des Heiligen Paulus. Aber man muß sich den heiligen Grabstätten mit großer Demut nähern, andernfalls können einem schreckliche Dinge widerfahren.»
    «Was für schreckliche Dinge?» fragte Fidelma argwöhnisch.
    «Es heißt, daß Bischof Pelagius – nicht der Ketzer, der niemals römischer Bischof war, sondern der zweite Heilige Vater dieses Namens – während seiner Amtszeit die silberne Abdeckung über den Leichnamen erneuern wollte. Als er sich den Gräbern näherte, hatte er eine schreckliche Erscheinung. Der Anführer der für die Arbeiten zuständigen Männer starb auf der Stelle, und alle Mönche und Diener der Kirche, die der Leichen ansichtig wurden, waren innerhalb von zehn Tagen tot. Man sagt, all das sei deshalb geschehen, weil der Heilige Vater den Namen eines Ketzers trug. Deshalb hat man auch sogleich die Anordnung erlassen, daß nie wieder ein Papst den Namen Pelagius wählen darf.»
    Argwöhnisch musterte Fidelma die selbstzufriedenen Züge des jungen Mönchs an ihrer Seite. War diese Geschichte die Retourkutsche für ihre Angriffe?
    «Pelagius …», begann sie streng, doch Eadulf konnte nicht länger ernst bleiben und lachte laut. «Laßt uns damit aufhören, Fidelma, auch wenn ich schwöre, daß es eine wahre Geschichte ist. Aber ich möchte, daß zwischen uns Frieden herrscht.»
    Fidelma lächelte gezwungen. «Wir werden uns die Pilgerreise zum Grabmal des heiligen Petrus für ein andermal aufbewahren», erwiderte sie. «Diakonin Epiphania hat mich und einige andere Pilger zu der Stelle geführt, wo Petrus der Überlieferung nach verhaftet wurde. Es war erstaunlich. In der Zelle lag eine dicke Eisenkette, und ein Priester stand mit einer Feile bereit, um den Besuchern für einen unerhörten Preis ein paar Späne abzufeilen. Natürlich handelte es sich, wie er uns eifrig versicherte, um die Kette, die der heilige Petrus während seiner Gefangenschaft getragen hat. Die Pilgerreisen nach Rom scheinen ein Geschäft geworden zu sein, bei dem sich viele eine goldene Nase verdienen.»
    Sie hatte bemerkt, daß der sächsische Mönch schon seit einer Weile gelegentlich über die Schulter blickte.
    «Schwester, da ist ein mondgesichtiger Mönch mit keltischer Tonsur, der uns anscheinend folgt. Wenn Ihr Euch rasch nach rechts umschaut, könnt Ihr ihn auf der anderen Straßenseite im Schatten einer Zypresse stehen sehen. Kennt Ihr ihn?»
    Verwundert wandte sich Fidelma in die angegebene Richtung.
    Kurz traf sich ihr Blick mit dem eines dunkeläugigen Mannes im mittleren Alter. Er sah aus, wie Eadulf ihn beschrieben hatte. Seine Tonsur ließ auf eine irische oder britische Herkunft schließen, denn der vordere Teil seines Kopfes war vollständig glattrasiert. Er trug ein schäbiges Gewand und hatte ein Mondgesicht. Als er bemerkte, daß Fidelma ihn entdeckt hatte, erstarrte er und lief tiefrot an. Dann drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge.
    Verwirrt wandte Fidelma sich wieder Bruder Eadulf zu. «Ich kenne ihn nicht. Und doch schien er uns zu beobachten. Ihr meint, er sei uns nachgegangen?»
    Eadulf nickte. «Ich habe ihn schon auf den Stufen des Lateranpalasts bemerkt. Als wir die Via Merulana hinunterspazierten, folgte er uns in einigem Abstand. Anfangs dachte ich, es sei reiner Zufall, doch dann fiel mir auf, daß er, als wir vorhin stehenblieben, ebenfalls innehielt. Seid Ihr sicher, daß Ihr ihn noch nicht gesehen habt?»
    «Nein. Vielleicht stammt er aus Irland und hat mich irisch sprechen hören. Möglicherweise wollte er mit mir über unsere Heimat reden, hatte aber nicht den Mut dazu.»
    «Kann sein.» Eadulf klang nicht überzeugt.
    «Wie auch immer, jetzt ist er verschwunden», sagte Fidelma. «Laßt uns weitergehen. Wovon hatten wir gesprochen?»
    Zögernd gehorchte Eadulf. «Ich glaube, Ihr habt Euch wieder einmal mißbilligend über Rom

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