Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
kleine, hübsche Basilika zu, wo Licinius die Pferde zügelte. Von der Basilika aus bot sich ihnen ein hervorragender Blick auf den Tiber, der sich gemächlich durch den Norden der Stadt, an deren westlicher Grenze entlang und schließlich in Richtung Süden schlängelte, um sich dann zwischen den beiden Hafenstädten Ostia und Porto ins Mittelmeer zu ergießen.
    Licinius sprang vom Wagen und ging zu einer kleinen Mauer, hinter der das Gelände rasch zum Fluß hin abfiel.
    «Irgendein Zeichen von Puttoc?» rief Eadulf, der sich vorsichtig aus seiner verkrampften Haltung löste und seine Glieder reckte.
    Furius Licinius schüttelte den Kopf.
    «Wir haben ihn doch hoffentlich nicht verpaßt?» fragte Fidelma besorgt und nutzte ebenfalls die Gelegenheit, Arme und Beine zu lockern.
    «Nein. Es sei denn, Puttoc hat unterwegs sein Ziel geändert», antwortete Licinius. Fidelma sah sich um und betrachtete die kleine Basilika. Sie mußte zugeben, daß es in Rom viele hübsche kleine Kirchen gab. Und auch die herrliche Flora rings um die römischen Häuser, die knospenden Sträucher, duftenden Blumen und Büsche, die immergrünen Stechpalmenhaine und Lorbeerbäume und die hoch aufragenden Zypressen und die Trauerweiden rangen ihr immer wieder Bewunderung ab. Von allen Hügeln Roms schien der von der Sonne verwöhnte Aventinus jedoch der schönste zu sein. Über den großzügig angelegten Häusern und den prächtigen Denkmälern spannte sich ein wolkenloser, strahlend blauer Himmel. In Fidelmas Augen verkörperte dieser Ort vollkommene Harmonie mit der Natur.
    Furius Licinius stieß einen plötzlichen Schrei aus. «Da ist Puttocs lecticula ! Kommt, wir schneiden ihnen den Weg ab, ehe sie Marmorata erreichen.»
    «Nein!» Fidelma hielt ihn zurück. «Puttoc soll nicht merken, daß wir ihm folgen.»
    Licinius sah sie erstaunt an. «Warum nicht, Schwester?»
    «Wir wollen ihn lieber unauffällig im Auge behalten und sehen, wohin er geht», antwortete Fidelma. «Wenn er sich mit den Arabern trifft, können wir die Falle immer noch zuschnappen lassen.»
    Die Augen des jungen tesserarius leuchteten auf, als er Fidelmas Plan begriff, und er grinste zufrieden.
    «Dann steigt ein. Wir werden ihm über den Hügel folgen und uns vorsichtig von hinten nähern, sobald sie die emporia , erreichen.»
    «Emporia?» fragte Eadulf, während er mit sichtlichem Unbehagen in den Wagen kletterte.
    «Ja. Das ist der große Marktplatz, um den herum sich Marmorata ausgebreitet hat. Allerdings werden die Geschäfte dort nur von Sklaven abgewickelt, denn anständige Leute lassen sich in dieser Gegend nicht gerne blicken», erklärte Licinius.
    In einem gemächlichen Trab trottete das Pferd den südlichen Abhang des Aventinus hinab. Weiter unten konnten sie die stämmigen Träger mit der unverwechselbaren Gestalt Puttocs in Richtung Marmorata laufen sehen. Der lange Weg durch die Stadt hatte die beiden Männer offenbar nicht ermüdet.
    Allmählich veränderte sich die Gegend, und anstelle von stuckverzierten Steinhäusern waren mehr und mehr baufällige Holzhütten zu sehen. Die Umgebung wurde immer ärmlicher und trister, und Fidelma konnte kaum fassen, daß das dieselbe Stadt sein sollte, die sie noch vor wenigen Minuten bewundert hatte. Sie spürte, wie sich eine düstere, bedrohliche Stimmung über alles legte.
    An einer Kreuzung hielt Licinius den Wagen an. Fidelma wollte ihn schon nach dem Grund fragen, als von rechts Puttocs lecticula in Sicht kam und die Träger an ihnen vorbeitrotteten.
    Licinius wartete eine Weile, dann knallte er mit der Peitsche und folgte der lecticula in einigem Abstand.
    Der unverwechselbare Geruch sagte Fidelma, daß sie sich dem Fluß näherten. Bald vermischte er sich mit anderen fauligen Gerüchen, so daß Fidelma angewidert die Nase rümpfte.
    «Das ist Marmorata», erklärte Furius Licinius grinsend.
    Die Straßen hier waren dunkel und eng, und die ungewöhnliche Kleidung vieler Menschen in der dichtgedrängten Menge ließ auf deren fremdländische Herkunft schließen. Laute Rufe erschollen in den unterschiedlichsten Sprachen.
    Eadulf grinste. «‹Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache verwirren, daß keiner den anderen mehr verstehe›», zitierte er salbungsvoll aus der Bibel.
    «Ja», nickte Fidelma ernst. «Die heilige Schrift lehrt uns, daß Gott die Sprachen der Welt schuf, indem er die Menschen von Babel aus in alle Länder verstreute und damit die unterschiedlichen Völker entstehen

Weitere Kostenlose Bücher