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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt wahrzunehmen, wandte die Äbtissin sich an den sächsischen Mönch. Ihre Hand spielte mit dem Schal um ihren Hals. Fidelma beobachtete die unwillkürliche Geste und versuchte zu ergründen, warum sie das Gefühl hatte, daß mehr als eine bloße Marotte dahintersteckte.
    «Ich wollte Euch nur mitteilen, daß ich und Schwester Eafa morgen nach Porto aufbrechen, um von dort aus mit dem Schiff die Rückreise nach Kent anzutreten. Wir haben wenig Grund, noch länger hierzubleiben. Ich habe einen Schiffer angeheuert, der uns den Tiber hinunterfahren wird. Als Sekretär unserer Gesandtschaft solltet Ihr das wissen.»
    Sie wollte sich schon umdrehen, als Fidelma leise mahnte: «Das wird wohl kaum möglich sein, Äbtissin Wulfrun.»
    Die Frau starrte sie haßerfüllt an. «Was habt Ihr gesagt?» keuchte sie.
    Fidelma wiederholte ihre Worte.
    «Ein irisches Mädchen will meine Bewegungsfreiheit einschränken? Daß ich nicht lache!»
    «Darum geht es leider nicht», antwortete Fidelma ruhig. «Allerdings nehme ich an, daß Ihr weder Bischof Gelasius noch superista Marinus über Eure Absicht aufgeklärt habt?»
    «Ich bin gerade auf dem Weg zu ihnen, um sie von meiner Abreise in Kenntnis zu setzen.»
    «Dann könnt Ihr Euch die Mühe sparen. Bis unsere Ermittlungen über den Mord an Wighard nicht abgeschlossen sind, darf niemand, der zu Wighards Gefolge gehört, Rom verlassen.»
    Mit zornigem Blick starrte Äbtissin Wulfrun auf Fidelma herab, die gelassen dasaß und noch immer eine Hand in das kühlende Wasser des Brunnens hielt. Die Empörung der Äbtissin von Sheppey schien sie nicht im geringsten zu beirren.
    Eadulf nahm seinen Mut zusammen und schüttelte den Kopf. «Äbtissin Wulfrun, Fidelma von Kildare hat vollkommen recht. So ist es nun einmal geregelt.»
    Die streitlustige Äbtissin bedachte ihn mit einem angewiderten Blick, als hätte sie ein ekelhaftes Getier vor sich. «Ich werde mit Bischof Gelasius darüber sprechen», fauchte sie ihn an.
    «Das ist Euer gutes Recht», meinte Eadulf mit einem Nicken. «Aber … aus reiner Neugier … Hattet Ihr tatsächlich vor, die Rückreise nach Kent ganz allein anzutreten?»
    «Warum sollten Schwester Eafa und ich nicht alleine reisen?»
    «Aber Ihr müßt doch von den Gefahren gehört haben, die mit einer solchen Reise verbunden sind? In Massilia gibt es Banden, die alleinreisende Pilger, vor allem Frauen, überfallen und sie in die Sklaverei verschleppen. Viele von ihnen werden an die Bordelle der Germanen verkauft.»
    Äbtissin Wulfrun sah ihn hochmütig an. «Sie würden es nicht wagen. Ich bin von königlichem Blut und …»
    «Danach wird Euch niemand fragen», sagte Fidelma und erhob sich von der Brüstung. «Aber Ihr und Schwester Eafa werdet ohnehin so lange hierbleiben müssen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Danach könnt Ihr reisen, wann und wohin Ihr wollt. In jedem Fall tätet Ihr aber gut daran, Bruder Eadulfs Ratschlag zu befolgen.»
    Wenn Blicke töten könnten, hätten Wulfruns vernichtende Blicke Fidelma auf der Stelle niedergestreckt.
    «Ihr solltet unsere Besorgnis nicht auf die leichte Schulter nehmen, Mylady», sagte Eadulf in dem Versuch, sie zu besänftigen. «Es ist besser zu warten, bis eine ganze Gruppe von Pilgern nach Kent oder in die anderen sächsischen Königreiche aufbricht, und sich ihnen anzuschließen.»
    Äbtissin Wulfrun schnaubte verächtlich, wandte sich ohne ein weiteres Wort wütend um und schritt erhobenen Hauptes davon.
    Fidelma kratzte sich am Kinn. «Schwester Eafa tut mir aufrichtig leid, weil sie einer so hochfahrenden Herrin dienen muß», sagte sie nicht zum ersten Mal. «Aber es ist verwunderlich, daß Äbtissin Wulfrun so darauf brennt, Rom zu verlassen, obwohl sie doch erst vor einer Woche angekommen ist.»
    «Vielleicht aus dem gleichen Grund wie Ihr. Sagtet Ihr mir nicht neulich, Ihr wolltet so schnell wie möglich in Eure Heimat zurück?»
    Ein ungeduldiger Seufzer ließ sie erschrocken herumfahren. Sie hatten Furius Licinius fast vergessen. Der junge tesserarius der custodes schien sich zu langweilen. «Wollten wir nicht versuchen, die beiden Araber zu finden?» erinnerte er sie an ihr eigentliches Vorhaben.
    «Schon. Aber wo sollten wir mit unserer Suche beginnen?»
    Fidelma sah ihn ratlos an.
    «In unseren Häfen liegen zahlreiche Handelsschiffe. Viele arabische Kaufleute leben in Rom. Ja, sie bevölkern ein ganzes Viertel bei den emporia , den Lagerhäusern und Märkten, am Ufer des Tiber. Es

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