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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlegenheit spürte, sprang für ihn in die Bresche.
    «Wir sollten uns besser beeilen und die Bücher rasch ins officium bringen. Dann suchen wir nach Cornelius.»
    «Ja. Wir müssen die Bücher unbedingt an einem sicheren Ort aufbewahren», stimmte Fidelma zu. «Ich habe das Gefühl, daß sie für unseren Fall von allergrößter Bedeutung sind.»
    Eadulf und Licinius sahen sie fragend an, aber sie gab ihnen keine weitere Erklärung.
    Cornelius von Alexandrias Villa lag nicht weit entfernt auf dem Celius-Hügel, wo Kaiser Nero einst den alten, Dolabella und Silanus geweihten Triumphbogen in einen Aquädukt zum nahegelegenen Palatin hatte umwandeln lassen. Von der Nordseite des Hügels hatte man einen großartigen Blick auf das Colosseum, und von Cornelius’ Villa sah man über ein kleines Tal zum Palatin mit seinen alten, einzigartigen Bauwerken. Eadulf hatte Fidelma erzählt, daß die Geschichte der Stadt Rom mit der Besiedlung des Palatin begonnen hatte. Dort hatten all die bedeutenden Bürger der römischen Republik gewohnt und später die despotischen Cäsaren ihre überladenen Paläste erbaut. Auch die ostgotischen Könige hatten vom Palatin aus geherrscht, und erst nach und nach hatten christliche Kirchen ihre heidnischen Tempel ersetzt.
    «Was meint Ihr, wie wir vorgehen sollten?» fragte Eadulf, als der noch immer ein wenig verstimmte Furius Licinius ihnen die Villa gezeigt hatte.
    Fidelma zögerte. Sie wußte es nicht. Ja, insgeheim bedauerte sie ihren raschen Entschluß, sich zu Cornelius’ Villa zu begeben. Vielleicht hätte sie Licinius’ Vorschlag annehmen und eine decuria der Palastwachen herbeirufen sollen. Schon legte die Abenddämmerung sich über die Stadt. Warum hatte sie Cornelius nicht von den custodes zur Befragung in ihr officium bringen lassen? Aber es gab noch immer so vieles, was sie nicht verstand. Jede Antwort warf ein halbes Dutzend neuer Fragen auf.
    «Nun?» fragte Eadulf.
    Doch noch ehe sie Gelegenheit zu einer Antwort erhielt, geschah etwas, das weiteres Nachgrübeln überflüssig machte.
    Sie standen auf der anderen Straßenseite, gegenüber den Holztoren, die zum Park der Villa führten. Offenbar war Cornelius von Alexandria ein wohlhabender Mann. Plötzlich gingen die Tore auf, und zwei Träger mit einer lecticula kamen heraus. Unwillkürlich duckten sich Fidelma, Eadulf und Licinius in den Schatten. Cornelius lehnte sich bequem in der Sänfte zurück. Auf seinem Schoß hielt er deutlich sichtbar einen Leinensack.
    Die Träger liefen in westlicher Richtung den Hügel hinunter auf eine prächtige Kirche zu.
    «Er will den Sack wegschaffen», stellte Fidelma fest. «Kommt, wir folgen ihm!»
    Sie mußten sich sputen und gelegentlich selbst in einen ihres Standes unwürdigen Trab verfallen, um die Träger nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz der halsbrecherischen Fahrt nach Marmorata wünschte Fidelma sich sehnlich den Einspänner herbei. Sie überquerten den kleinen Platz vor der Kirche und erreichten den Fuß des Palatin.
    Cornelius’ Träger liefen im Tal an einem riesigen Bauwerk entlang, das gar nicht mehr zu enden schien.
    «Der Circus Maximus», keuchte Licinius. «In der Zeit der Cäsaren haben dort unzählige Märtyrer ihr Leben gelassen.»
    Außer Atem von der wilden Verfolgungsjagd, verzichteten sie auf ein weiteres Gespräch. Die Träger der lecticula eilten erst in nördlicher Richtung zum Tiber und wandten sich dann nach Südwesten. Fidelma wunderte sich, wie zwei Männer mit dem Gewicht eines schweren Holzgestells und ihres nicht gerade schmächtigen Herrn so rasch und mühelos vorankommen konnten, denn sie hatten Schwierigkeiten, mit den drahtigen Trägern Schritt zu halten. Fidelma beobachtete, daß sie immer abwechselnd eine Weile gingen und dann auf Anweisung des Hintermannes zu laufen begannen. So eilten sie das Flußufer und die Kais entlang, wo Holzhütten und Lagerhäuser standen.
    Plötzlich geriet Furius Licinius in der Dunkelheit ins Stolpern und stieß einen Fluch aus.
    Eadulf blieb stehen und half dem jungen tesserarius wieder auf die Beine.
    «Ihr könnt einen Augenblick ausruhen», keuchte Fidelma. «Die Träger sind stehengeblieben.»
    «Ausgerechnet hier», stöhnte Licinius. «Wir sind wieder in Marmorata.»
    Fidelma hatte bereits gemerkt, daß sie Cornelius’ Trägern tatsächlich in die gleiche Gegend gefolgt waren wie wenige Stunden zuvor Puttocs lecticula. In der Dunkelheit wirkte das Elendsviertel noch unheimlicher.
    Fidelma rümpfte

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