Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
Vom Netzwerk:
Kackbart sah fast aus, als würde er sich Mühe geben. Er stand da, sprungbereit, so die Hände vorm Kinn und die Zunge vorn zwischen den Zähnen, und genau in dem Moment, wo der Ball kam und Kackbart gerade hochspringen wollte, hat sich Don hinter ihm gebückt und einmal kräftig an seinen Shorts gezogen.
    Der Ball ist reingegangen. Kackbart ist vornübergekippt, und der Ball ist reingegangen. Wenn jemand die Kamera draufgehalten hätte, hätten wir gesagt: Danke schön, fünfhundert Tacken von
Pleiten, Pech und Pannen.
    Na ja, jedenfalls, als die zweite Halbzeit dann anfängt, sieht Kackbart ein bisschen memmig aus, als ob er lieber einen Tritt in die Eier hätte, als noch mal raus auf den Rasen zu müssen. Aber wir, ne, wir sind voll gut drauf, und ich weiß, Sie wollen das nicht hören, aber in der Kurzfassung: Wir haben Anstoß und kicken ein bisschen hin und her, und dann kommt eins zum anderen, und am Ende kriegen wir ’ne Ecke. Jetzt zufrieden, oder waren das auch zu viele Einzelheiten?
    Also, jetzt kommt’s. Micky übernimmt die Ecke, und ich und Don stehen am Rand vom Sechzehner. Mr. Playknopf steht am langen Pfosten, Grant übernimmt wieder Scott, und Terence steht am kurzen Pfosten. Der Hausmeister kümmert sich um mich und Don, aber wir machen es ihm leicht und bewegen uns nicht. Noch nicht. Kackbart steht einfach nur auf seiner Linie. Er guckt noch nicht mal Richtung Ecke, sondern er guckt uns beide an, als ob er schon wüsste, was gleich passiert. Aber er kann ja nichts machen, ne? Er kann nichts dagegen machen.
    Micky tritt sie, und der Ball kommt hoch rein. Mr. Playknopf verlässt seinen Pfosten. Scott zieht Roth zur Seite. Don rennt los, und ich auch. Der Hausmeister weiß nicht, in welche Richtung er soll. Der Ball kommt runter, und Kackbart beobachtet ihn, aber er behält auch uns im Auge. Er sieht uns kommen. Er sieht, wie wir grinsen. Irgendwer erwischt den Ball mit dem Kopf, aber ich weiß nicht, wer, weil ich nicht hingeguckt hab. Er springt vor uns auf. Und vor Kackbart. Das lenkt ihn ab, nur für eine Sekunde. Er versucht, ihn wegzuhauen, trifft ihn aber nicht. Don rutscht vor und ich auch. Der Ball geht rein, glaub ich, aber wir rutschen immer noch, durch den Schlamm und das Wasser, mit gestrecktem Bein, als wären wir Bruce Lee, der gleich einem anderen Schlitzauge die Birne eintritt. Wir wären noch bis sonst wohin gerutscht, wenn uns nicht etwas gestoppt hätte.
    Don hat ihn am Knie erwischt. Ich am Knöchel. Nicht ganz gleichzeitig, aber doch so halbwegs. Das Geräusch, ey, voll krass. Wie von Eiswürfeln. Wissen Sie, wie als wenn man Eiswürfel in ein warmes Glas Cola wirft.
    Ich stehe auf und Don auch. Kackbart bleibt liegen. Er quiekt wieder. Das heißt, diesmal brüllt er. Er liegt auf dem Rücken und krümmt sich. Mit einer Hand hält er sich das Bein, und die andere liegt auf den Augen. Und die Leute sind so am Johlen, dass der Ball wohl drin war. Aber man hat das Gefühl, sie würden uns zujubeln.
    Grant ist am nächsten dran. Ich weiß nicht, ob er’s gesehen hat, aber ich glaub schon. Er schnappt uns am Kragen. He, ihr Jungs, was zum Teufel fällt euch ein? Und wir so: Was, was, lass uns los, du Arsch, lass uns los. Bickle pfeift die ganze Zeit, er pfeift sogar noch, als er bei uns ankommt.
    Was geht hier vor sich? Mr. Grant. Mr. Grant!
    Und Grant schüttelt uns und brabbelt irgendwas vor sich hin, und er guckt auf Kackbart da am Boden, will uns aber anscheinend nicht loslassen.
    Ich weiß nicht, Sir, sagt Don. Ich weiß nicht. Und er streckt so die Arme zur Seite, wissen Sie, wie die Spieler im Fernsehen, wenn der Schiri ihnen eine Karte zeigen will.
    Das haben sie mit Absicht gemacht, sagt Grant. Ihr verdammten Rowdys. Das habt ihr mit Absicht gemacht.
    Und dann erst scheint Bickle Kackbart zu bemerken, obwohl der immer noch brüllt wie am Spieß und wahrscheinlich flennt und mehr Lärm macht als das Publikum.
    Stimmt das?, fragt er. War das Absicht?
    Und ich schüttel den Kopf, und Don sagt, natürlich nicht, Sir, wir haben den Ball gespielt. Das war fifty-fifty.
    Und Bickle guckt Kackbart an und dann Grant und dann wieder Kackbart. Lassen Sie sie los, sagt er. Lassen Sie sie los, Mr. Grant.
    Aber Mr. Travis …
    Ich habe gesagt, Sie sollen sie loslassen. Und er dreht sich so halb um und will gehen, geht dann aber doch nicht und dreht sich noch mal um. Und kümmern Sie sich um Mr. Szajkowski, ja? Er macht sich ja vollkommen zum Narren. Wir werden zum Gespött der

Weitere Kostenlose Bücher