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Ein toter Lehrer / Roman

Ein toter Lehrer / Roman

Titel: Ein toter Lehrer / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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ganzen Schule seinetwegen.
    Und wir machen einen Abflug und kommen an Terence vorbei, und der grinst einfach nur, der Sack. Er weiß, was wir gemacht haben, und ihm scheint die Sonne aus dem Arsch. Wenn man den fragt, haben sie das Spiel nur wegen Kackbart verbockt. Was natürlich Bullshit ist, die hätten sogar mit Gordon Banks im Tor verloren, aber Terence glaubt das. Er steht also da und grinst und zwinkert Don sogar kurz zu.
    Es war so einfach, ich konnt’s echt nicht fassen. Don hat später gesagt, alles easy, Gi, was hätten sie denn machen sollen? Und da hatte er wohl auch recht, aber ich hab trotzdem mit Ärger gerechnet, mit einer Verwarnung vielleicht oder Nachsitzen oder meinetwegen auch einem Verweis, ich meine, wir haben ihm immerhin das Bein gebrochen. Aber wir haben für die Aktion noch nicht mal Gelb gesehen. Kackbart haben sie mit der Trage weggebracht, und der Hausmeister ist ins Tor gegangen, Don hat noch zwei Tore geschossen, und am Ende haben wir neun null gewonnen.
    Das war’s. Ende. Kann ich jetzt gehen?

Ey, pass auf Altah, wir sehn disch, auch wenne uns nich siehs
    Die Jalousie war fast ganz heruntergezogen, und das Licht war ausgeschaltet. Fast hätte sie übersehen, dass er zitterte. Sie blieb einen Moment an der Tür stehen, bevor sie an ihm vorbei zum Fenster ging.
    »Haben Sie etwas dagegen?«, fragte sie. Er hob den Kopf und drehte sich zu ihr um. Sie wartete, aber er schwieg. Sie zog an der Schnur, und die Jalousie sprang hoch. Staub wirbelte auf, floh vor dem Tageslicht. Elliots Vater zuckte zurück.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Lucia und drehte die Lamellen so, dass das Licht weniger grell hereinfiel. »Ist Ihnen zu warm? Soll ich ein Fenster öffnen?«
    Er antwortete wieder nicht.
    »Möchten Sie etwas trinken? Kann ich Ihnen noch ein Glas Wasser bringen?«
    »Nein danke, nicht nötig«, sagte er diesmal, »wirklich.« Seine Stimme war rauh.
    Lucia nickte. Sie zögerte und ging dann um den Tisch herum, bis sie direkt vor ihm stand. »Darf ich?«, fragte sie und zog einen Stuhl hervor. In der Hand hielt sie einen transparenten Plastikbeutel. Darin lag ein Handy, ein silberfarbenes Motorola mit Farbdisplay. Lucia setzte sich. Sie legte das Telefon auf den Tisch. Elliots Vater blickte darauf, dann sah er weg.
    Stinkt deine mudda auch so nach scheiße?!
    »Es tut mir leid«, sagte sie. Ihre Hände lagen vor ihr auf dem Tisch. Sie lehnte sich ein Stück zurück und ließ sie in den Schoß sinken. Dann hob sie sie wieder, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn in die Furche zwischen Daumen und Zeigefinger. Schließlich überkreuzte sie die Arme und legte die Handflächen um ihre Taille. »Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
    Was geht mit dein gesicht Opfa? Verreckse bald an krebs?
    »Seit wann?«
    »Ich weiß es nicht. Seit er in die Klasse kam. Ich weiß es nicht.«
    »Aber die hier sind aktuell. Sie wurden erst vor kurzem gesendet.«
    »Vielleicht hat er die anderen gelöscht. Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hat er sie gelöscht. Würden Sie das nicht auch tun?«
    »Aber Sie haben nichts geahnt.«
    »Wir dachten, er hätte Freunde gefunden. Wir haben uns gefreut. Wir dachten … Ich weiß nicht, was wir dachten.«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Nein. Nichts. Diese SMS kamen einfach nur. Er hat sie gelesen, eine Weile auf das Display geschaut und das Handy dann wieder in die Tasche gesteckt. Bis die nächste kam.«
    »Hat er geantwortet?«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht. Ich bin davon ausgegangen.«
    »Es sieht nicht so aus. Nicht auf diese hier.«
    »Dann hat er es nicht. Wahrscheinlich hat er nicht geantwortet.«
    »Es sieht aus, als wäre sie von einer Internetseite aus versendet worden.«
    »Von einer Internetseite. Von welcher denn?«
    »Es gibt Dutzende. Die Untersuchungen laufen, aber wir finden einfach nichts. Wir können nicht nachweisen, wer sie gesendet hat.«
    »Verstehe.«
    »Tut mir leid.«
    »Das sagten Sie. Das sagten Sie bereits.«
    Wasch dia das ding ausah fresse, oder solln wa mitm Messer helfen?
    Das Zimmer war klein, aber er hatte seinen Stuhl ganz unter den Tisch geschoben und sich so einen kleinen Bereich geschaffen, in dem er auf und ab gehen konnte. Er fuchtelte mit dem Arm und stieß versehentlich gegen die Jalousie. Er spuckte beim Sprechen.
    »Sie haben ihn verfolgt. Verfolgt und fertiggemacht!«
    Lucia beobachtete ihn. Sie wartete.
    »Das sind keine Hänseleien mehr. Das ist schlimmer als Hänseleien. Das ist Psychoterror,

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