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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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sie.
    »Wie geht's, Mutter?« fragte Lord Peter voll Unbehagen.
    »Guten Tag, mein Lieber«, antwortete die Herzogin. »Du hättest aber wirklich nicht gerade jetzt kommen dürfen. Mr. Milligan wollte mir soeben erzählen, was für eine aufregende Rede er beim Basar halten will, da kamst du und hast uns gestört.«
    Beim Essen kam man zwangsläufig auf den Fall von Battersea und die Untersuchungsverhandlung zu sprechen, und die Herzogin spielte gekonnt Mrs. Thipps beim Verhör durch den Untersuchungsrichter. »>Haben Sie nachts etwas Ungewöhnliches gehört?< fragt der Kleine und beugt sich ganz weit vor und brüllt, bis er ganz rot im Gesicht ist und seine Ohren ganz weit abstehen - wie so ein Cherub in dem Gedicht von Tennyson - oder ist ein Cherub blau? - vielleicht meine ich auch einen Seraph - Sie wissen jedenfalls, was ich meine - nichts als Augen und Flügel auf dem Kopf. Und die gute alte Mrs. Thipps antwortet: >Natürlich, und das schon seit achtzig Jahren<, und war  das  eine Aufregung im Gerichtssaal, bis sie merkten, daß sie verstanden hatte, ob sie nachts ohne Licht schlafe, worauf alles lachte und der Untersuchungsrichter ganz laut sagte: >Zum Teufel mit der Alten<, und das verstand sie, ich weiß auch nicht warum, und sagte darauf: >Fangen Sie hier nicht an zu fluchen, junger Mann, Sie sitzen sozusagen im Angesicht Gottes. Ich weiß nicht, wohin das mit den jungen Leuten von heute noch führen soll< und dabei ist er mindestens sechzig«, endete die Herzogin.
    Eine natürliche Gedankenverbindung brachte Mrs. Tommy Frayle nun auf den Mann zu sprechen, der gehängt worden war, weil er seine drei Bräute in der Badewanne umgebracht hatte.
    »Das fand ich richtig genial«, sagte sie mit einem seelenvollen Blick auf Lord Peter, »und wissen Sie, zufällig hatte Tommy gerade um diese Zeit eine Lebensversicherung für mich abgeschlossen, und ich bekam es derart mit der Angst zu tun, daß ich mir das morgendliche Bad abgewöhnte und dafür nachmittags eins nahm, wenn er im Unterhaus war - oder jedenfalls wenn er nicht zu Hause war.«
    »Aber meine Teuerste«, sagte Lord Peter vorwurfsvoll, ich erinnere mich noch genau, daß diese Frauen alle ausgesprochen unansehnlich waren. Aber es war wirklich ein ungewöhnlich genialer Platz - beim erstenmal - er hätte sich nur nicht wiederholen dürfen.«
    »Man erwartet eben heute ein bißchen Originalität, selbst bei Mördern«, meinte Lady Swaffham. »Wie bei den Dramatikern, nicht wahr - zu Shakespeares Zeiten war das soviel leichter, nicht? Immer dasselbe Mädchen als Mann verkleidet, und das meist noch von Boccaccio oder Dante oder sonst jemandem ausgeliehen. Ich glaube, wenn ich ein Shakespeare-Held gewesen wäre, ich hätte beim Anblick eines dünnbeinigen jungen Pagen auf Anhieb gesagt: >Potztausend, da ist doch dieses Mädchen schon wieder!<«
    »Genauso war es ja dann auch, Lady Swaffham«, sagte Lord Peter. »Sehen Sie, wenn Sie je einen Mord begehen wollen, müssen Sie in erster Linie zu verhindern suchen, daß die Leute ihre Gedanken miteinander verknüpfen. Die meisten tun das sowieso nie - ihre Gedanken kullern einfach in der Gegend herum wie Erbsen auf dem Teller, was einen Heidenlärm macht, aber zu nichts führt; doch wenn sie zulassen, daß sie ihre Erbsen zu einer Kette aufreihen, kann ein Strick daraus werden, an dem man Sie aufhängt.«
    »Du lieber Himmel!« rief Mrs. Tommy Frayle ein wenig erschrocken. »Welch ein Segen, daß meine Freunde überhaupt nie denken!«
    »Sehen Sie mal«, sagte Lord Peter, indem er ein Stückchen Ente auf der Gabel balancierte und die Stirn in Falten legte, »es kommt ja nur in Sherlock-Holmes-Geschichten und dergleichen vor, daß die Leute etwas logisch zu Ende denken. Wenn Ihnen irgend jemand etwas Ausgefallenes erzählt, sagen Sie meist doch nur: >Donnerwetter aber auch!< oder >So etwas Trauriges!< und lassen es dabei bewenden, und sofern nicht hinterher etwas passiert, was es Ihnen wieder unter die Nase reibt, vergessen Sie es meist wieder. Zum Beispiel habe ich Ihnen, Lady Swaffham, vorhin, als ich ankam, erzählt, daß ich in Salisbury war, und das stimmt auch, aber ich glaube nicht, daß es großen Eindruck auf Sie gemacht hat; es würde wohl auch noch keinen großen Eindruck auf Sie machen, wenn Sie morgen in der Zeitung läsen, daß man in Salisbury unter tragischen Umständen die Leiche eines Rechtsanwalts entdeckt hat, aber wenn ich nächste Woche wieder nach Salisbury führe, und anderntags fände man in

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