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Ein Toter zu wenig

Ein Toter zu wenig

Titel: Ein Toter zu wenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Leigh Sayers
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Salisbury einen toten Arzt, würden Sie vielleicht das Gefühl bekommen, daß ich für die Bevölkerung von Salisbury ein Unglücksbringer bin; und wenn ich dann eine Woche später wieder hinführe und Sie am nächsten Tag hörten, daß der Bischofsthron plötzlich verwaist wäre, würden Sie sich vielleicht fragen, was mich eigentlich immerzu nach Salisbury führt und warum ich nie etwas davon gesagt habe, daß ich dort Freunde habe, und Sie könnten auf die Idee kommen, selbst einmal nach Salisbury zu fahren und alle möglichen Leute zu fragen, ob sie vielleicht einen jungen Mann in pflaumenblauen Socken um den Bischofssitz haben herumlungern sehen.«
    »Das täte ich wahrscheinlich«, sagte Lady Swaffham.
    »Eben. Und wenn Sie dann feststellen, daß der Anwalt und der Arzt früher einmal in Poggleton-on-the-Marsh praktiziert haben, als der Bischof dort noch Pfarrer war, würden Sie sich nach und nach erinnern, gehört zu haben, daß ich vor langer Zeit einmal in Poggleton-on-the-Marsh gewesen bin, und Sie würden das dortige Kirchenregister durchsehen und entdecken, daß ich damals unter einem angenommenen Namen vom Pfarrer mit der Witwe eines wohlhabenden Bauern getraut wurde, die dann plötzlich, laut dem von dem Arzt ausgestellten Totenschein, an Bauchfellentzündung starb, kurz nachdem der Anwalt ein Testament verfaßt hatte, in dem sie mir ihr ganzes Geld vermachte, und  dann  würden Sie sich Gedanken darüber zu machen beginnen, daß ich vielleicht gute Gründe gehabt haben könnte, mir solch verheißungsvolle Erpresser wie den Anwalt, den Arzt und den Bischof vom Hals zu schaffen. Aber wenn ich diese Gedankenverbindung nicht in Ihnen ausgelöst hätte, indem ich alle drei am selben Ort beseitigte, wären Sie nie auf den Gedanken gekommen, nach Poggleton-on-the-Marsh zu fahren, und hätten sich nicht einmal daran erinnert, daß ich jemals dort war.«
    » Waren  Sie denn je dort, Lord Peter?« fragte Mrs. Tommy Frayle besorgt.
    »Ich glaube nicht«, antwortete Lord Peter. »Der Ort reiht in mir keine Erbsen zu einer Kette. Aber das könnte noch irgendwann kommen.«
    »Aber wenn Sie ein Verbrechen untersuchen«, sagte Lady Swaffham, »müssen Sie doch erst einmal mit dem Üblichen anfangen, meine ich - feststellen, was der Betreffende getan hat, wer bei ihm zu Besuch war, ein Motiv finden - oder nicht? «
    »O ja«, antwortete Lord Peter, »aber fast jeder Mensch hat gleich ein paar Dutzend Motive, um alle möglichen harmlosen Leute umzubringen. Ich kenne einen Haufen Leute, die ich gern ermorden würde - Sie nicht?«
    »Massenhaft«, bekannte Lady Swaffham. »Da ist dieser entsetzliche - vielleicht nenne ich den Namen doch lieber nicht, sonst erinnern Sie sich später womöglich daran.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde ihn jedenfalls für mich behalten«, meinte Lord Peter liebenswürdig. »Man kann nie wissen. Es wäre furchtbar peinlich, wenn der Betreffende morgen plötzlich das Zeitliche segnete.«
    »Das Schwierige an dem Fall von Battersea«, meinte Mr. Milligan, »ist wahrscheinlich, daß es anscheinend niemanden gibt, der irgendwann einmal etwas mit dem Herrn in der Badewanne zu tun gehabt hat.«
    »Es war schon hart für den armen Inspektor Sugg«, sagte die Herzogin. »Mir hat der Mann richtig leid getan, wie er da stand und die vielen Fragen beantworten sollte, wo er doch überhaupt nichts zu sagen wußte.«
    Lord Peter widmete sich der Ente, denn er war ein wenig ins Hintertreffen geraten. Bald darauf hörte er jemanden die Herzogin fragen, ob sie schon Lady Levy gesehen habe. »Sie lebt in größter Sorge«, sagte die Frau, die gefragt hatte, eine Mrs. Freemantle, »obwohl sie sich ja noch an die Hoffnung klammert, daß er wieder auftaucht. Sie kannten ihn doch sicher, Mr. Milligan - kennen ihn, sollte ich wohl lieber sagen, denn ich hoffe ja, daß er hoch lebt.«
    Mrs. Freemantle war die Frau eines prominenten Eisenbahndirektors und berühmt für ihre vollkommene Unbedarftheit in der Welt der Hochfinanz. Ihre Fauxpas auf diesem Gebiet gaben den Teekränzchen der Damen aus jenen Kreisen laufend Gesprächsstoff.
    »Na ja, ich habe mal mit ihm gegessen«, sagte Mr. Milligan gutmütig. »Ich glaube, er und ich haben unser Bestes getan, uns gegenseitig zu ruinieren, Mrs. Freemantle. Wenn wir in den Staaten wären«, fügte er hinzu, »wäre ich drauf und dran, mich selbst zu verdächtigen, Sir Reuben irgendwo in Gewahrsam genommen zu haben. Aber hier in der alten Heimat kann man Geschäfte ja nicht

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