Ein Traummann zum verzweifeln
Gobelinsessel mit dicken Polstern. Nick warf ihr einen Blick über die Schulter zu, und Daisy registrierte, dass er am Ende des Flurs neben der einzigen verputzten Wand angelangt war. Sie zeigte zwei geschlossene Türen, die vermutlich zu den Schlafzimmern führten. Vielleicht aber auch zu einem Schlafzimmer und einem Badezimmer.
»Wo ist dein, ehm, dein Fotolabor«, fragte sie. Was sie eigentlich wissen wollte, war, wo sie denn schlafen sollte. Aber in der letzten Sekunde versagten ihr die Nerven. So würde das nie funktionieren. Sie musste endlich damit beginnen, entschiedener aufzutreten, wenn sie nicht die Kontrolle über die gesamte Situation verlieren wollte.
»Unten in der Garage«, sagte Nick und sah zu, wie sie den großen Koffer auf den Boden und den kleineren auf der antiken Truhe, die als Kaffeetisch diente, abstellte. »Ich bin gerade damit fertig geworden, wieder Ordnung in das Chaos vom gestrigen Überfall zu bringen.«
Daisy hatte sich zu Hause noch umgezogen und trug nun Jeans und einen Chenille-Pullover in einem verwaschenen Orangeton. Verfolgt von Nicks Blicken, tigerte sie mit ihren langen Beinen durch die Wohnung, sah sich hier etwas an, lugte dort in eine Ecke ... Bei der gewölbten Truhe unter den Fenstern blieb sie stehen und ging vor ihr in die Hocke. Sie hob den Deckel an, er die Augenbrauen. »Suchst du irgendetwas Bestimmtes, Daisy?«
»Ich weiß einfach nur gerne über mein Umfeld Bescheid.« Sie sah ihn böse über die Schulter an. »Und ich hab’s dir schon mal gesagt, Coltrane. Nenn mich nicht Daisy.«
»Okay, dann also Daisy. Nimm die Finger von meinem Zeug. Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht in fremden Sachen herumschnüffelt?«
»Sie hat’s versucht, aber wie du siehst, hat es nichts gebracht. Wenn es etwas zu schnüffeln gibt, dann schnüffle ich auch.« Sie sprang auf die Füße. »Wo soll ich schlafen?«
Bei der Antwort, die ihm durch den Kopf ging, spannten sich seine Muskeln an, doch er zwang sich, wieder zu entspannen, bevor er sich umdrehte und zum Schlafzimmer marschierte. Er öffnete die Tür und sah sich nach ihr um. Sie stand direkt hinter ihm. »Hier drin.«
Sie drückte sich an ihm vorbei und inspizierte den Raum mit der gleichen Gründlichkeit wie alles andere zuvor. Sie nahm seine Sachen hoch und stellte sie wieder zurück. Sie zog eine Nachttischschublade auf, lugte hinein und schob sie wieder zu. Nachdem sie dem professionell wirkenden Punching-Sandsack, der in einer Ecke hing, eine Links-rechts-links-Serie verpasst hatte, setzte sie sich seitlich aufs Bett und wippte ein paarmal auf und ab. »Hübsch.« Dann sah sie zu ihm hinüber. »Das ist dein Zimmer. Und das einzige Schlafzimmer – sehe ich das richtig?«
Er nickte.
»Und wo gedenkst du zu schlafen, wenn du das hier mir überlässt?«
»Auf der Couch.«
Sie musterte seine langen Beine und lachte skeptisch auf. »Bestimmt.« Sie erhob sich wieder von der Bettkante. »Behalte dein Zimmer, ich schlafe auf der Couch.«
Alles, was ihm je zum Thema Kavalier eingebläut worden war, rebellierte bei dieser Vorstellung. »Das ist nicht nötig.«
»Das ist sogar unumgänglich. Zunächst einmal passe ich viel besser auf die Couch als du. Doch was wichtiger ist, meine Dienste werden dir nicht viel nützen, wenn die Schläger des Gentlemans hier eindringen sollten und Kleinholz aus dir machen, während ich im Schlafzimmer vor mich hinsäge. Das ganze Konzept baut darauf auf, dass die Kerle erst mal an mir vorbeimüssen, um an dich ranzukommen.« Sie fegte an ihm vorbei. »Come on, schauen wir mal, was du so alles in deinem Medizinschrank aufbewahrst.«
Ihr anmaßendes Verhalten fuchste ihn gewaltig. Er streckte instinktiv die Hand aus und packte sie am Arm, um ihr die Meinung zu sagen. Aber als es sie dabei um die eigene Achse wirbelte und sie direkt vor ihm zum Stehen kam, fing er ihren Duft ein und vergaß, was er ihr sagen wollte. Sie roch nach Kernseife und Shampoo und ein ganz klein wenig moschusartig nach Frau. In einem Anfall von Wahnwitz hätte er sie beinahe gegen die nächste Wand gedrückt und sich an den Ursprung jedes einzelnen Dufthauchs herangeschnüffelt.
Dann sah er ihr Gesicht, in dem kalte Wut stand. Die Hand zur Faust geballt und den Arm nach hinten angewinkelt, stemmte sie sich gegen seinen Griff. Sie starrte auf seine Hand und dann in sein Gesicht. »Nimm deine Finger weg!«
Er wusste, dass das genau das war, was er eigentlich tun sollte, aber etwas in seinem
Weitere Kostenlose Bücher