Ein Traummann zum verzweifeln
deinem Leben in seiner Gegenwart nicht die Kontrolle. Du weißt, was zu tun ist.
Sie atmete einmal tief ein und schob die Unterlippe vor, um auszuatmen. Dabei pustete sie ein paar Strähnen hoch, die ihr in die Stirn gefallen waren. Sie öffnete den Mund, brauchte aber erst noch eine Sekunde und dann einen dritten Atemzug, bevor sie sich so weit in der Gewalt hatte, dass sie mit ruhiger Würde sprechen konnte. »Wenn du die Aufnahmen von dem Wischmopp gemacht hast, bringe ich dich sicher nach Hause. Dann wird es Zeit, dass du dir einen anderen Sicherheitsspezialisten engagierst, der besser zu deinem Temperament passt.«
Nick, der sich gerade drohend vor ihr aufbauen wollte, versteinerte in der Bewegung und blinzelte sie verwirrt an. »Wie bitte?«
»Ich werde Reggie veranlassen, meinen bisherigen Zeitaufwand abzurechnen; Parker Security überweist dir dann den zu viel gezahlten Betrag.«
»Du kannst nicht einfach mitten im Job aussteigen!«
»O doch, das kann ich. Du hast offensichtlich keinerlei Respekt vor meinen beruflichen Fähigkeiten ...«
»Das ist absoluter Quatsch!«
»Das ist kein Quatsch. Du hast jede Empfehlung missachtet, die ich bis jetzt ausgesprochen habe. Also mache ich Schluss, bevor etwas passiert, und ich mir womöglich mein Leben lang Vorwürfe machen muss, dass ich dich nicht schützen konnte.«
»Das ist es also, ja? Du haust ab, weil du die Hosen voll hast?« Seine Augen verengten sich vor Empörung. »Was ist los mit dir, Daisy? Angst, dass du es in deiner Männerdomäne doch nicht packst?«
Die Versuchung, auszuholen und ihm eine zu scheuern, war riesig, doch sie schaffte es, ihre Wut hinunterzuschlucken. »Ja«, stimmte sie kühl zu, obwohl ihr ein bitterer Nachgeschmack auf der Zunge lag. »Das wird es sein.«
Er plinkerte sie dreist an. »Waschlappen.«
»Sehr charmant, Nick. Aber das ist genau die Haltung, die es uns unmöglich macht, zusammenzuarbeiten. Du bist und bleibst ein Chauvi.«
»Was bin ich?« Er musterte sie von oben herab. »Das ist einfach lächerlich.«
»Nein, das ist die Realität. Du weigerst dich, von einer Frau einen Rat anzunehmen, und du kannst deine Hände nicht bei dir behalten.«
» Ahaaa.« Es klang, als sei ihm ein ganzes Meer von Lichtern aufgegangen. Er zog die Augenbrauen hoch und betrachtete sie mit solcher Arroganz, dass sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. »Daher weht also der Wind. Ich habe dich gestern Abend geküsst, und das hat dich an alte Zeiten erinnert.« »Nein!« Doch dann zwang sie sich, der Ehrlichkeit halber hinzuzufügen: »Na gut, ja, teilweise stimmt das wohl.«
»Teilweise, pah – kurz und bündig, das ist es. Also dann lass uns erst über den Abend von Mos Hochzeit reden, bevor du wie ein verschrecktes Kaninchen abzischst...«
»Jetzt halt aber mal die Luft an!«
»Nein, Daisy, du hältst jetzt mal die Luft an.« Er legte die Hände auf ihre Schultern und drängte sie an die nächste Wand, wo er sie mit seinen Armen und seinem Körper einkesselte. »Du hast schon viel zu viel geredet, jetzt bin ich an der Reihe. Und meine Erinnerungen an diesen Abend unterscheiden sich ein bisschen von deinen. Ich bin mir zum Beispiel ganz sicher, dass ich nicht sofort, nachdem ich abgespritzt hatte, ungerührt aus dem Bett gesprungen bin und dich kalt lächelnd sitzen gelassen habe, so wie du es von mir behauptet hast.«
»Um Gottes willen, Nick!« Sie merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Doch tief in seinen Augen flackerte eine kalte, bläuliche Flamme unbändiger Wut, und ihr Unbehagen über seine Offenheit wurde von der Erkenntnis in den Hintergrund gedrängt, dass das also der Grund für die Wut war, die sie schon früher einmal in seinen Augen zu sehen geglaubt hatte. Dieser Zorn war nicht verflogen, er hatte nur auf den rechten Zeitpunkt gewartet, sich entladen zu können.
»Was ist los? Gefällt dir meine Version der Geschichte nicht? Wirklich zu dumm, mein Püppchen, ich erinnere mich nämlich genau daran, wie ich dich danach noch lange im Arm gehalten habe.« Er stieß sich von der Wand ab. »Aber tu dir keinen Zwang an. Halte ruhig an deiner Version fest, wenn du damit besser schlafen kannst. Ich habe mich auf jeden Fall entschuldigt. Es tut mir zutiefst Leid, und wenn du nicht dort anknüpfen willst, wo wir aufgehört haben, gut, in Ordnung. Aber, Himmel noch mal, das Ganze ist jetzt neun Jahre her. Hak es endlich ab.«
»Abhaken?« Sie hätte am liebsten laut losgeschrien, ihm am liebsten eine
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