Ein Traummann zum verzweifeln
ich helfe dir damit.«
Sie hatte ihm helfen wollen? Es überraschte Reid, dass sie sich über so etwas Gedanken machte. Sie war schon so lange so weit weg, dass er wirklich angenommen hatte, sie bleibe nur noch aus Sturheit bei ihm, damit ja niemand sagen konnte: Wie der Vater, so die Tochter. Es war ein Schock für ihn, dass sie für ihn nicht nur ihren guten Ruf, sondern auch ihre Freiheit riskierte.
Zum ersten Mal seit Monaten betrachtete er sie näher. Nicht nur ihre vornehmen Gesichtszüge oder ihr glänzendes, in Form eines Pagenkopfes geschnittenes Haar, sondern die ganze Person. Mo war eine stattliche Frau, groß gewachsen und wohl gerundet. Er hatte sie immer gern in seinen Armen gehalten; sie hatte sich so kompakt angefühlt. Doch heute kam sie ihm irgendwie klein und unscheinbar vor.
Irgendwie ließ das seine Hoffnungen steigen, was zweifellos kein schmeichelhaftes Licht auf seinen Charakter warf. Aber sie war ewig so erbarmungslos tüchtig, dass er schon lange Zeit das Gefühl hatte, in ihrer Ehe überflüssig zu sein. Als sie schließlich eingesehen hatte, dass ihre Nörgelei ihn nicht von Personalkrediten mit hohem Risiko abhalten würde, war sie ihren eigenen Weg gegangen und hatte auf eigene Faust, ohne ihn auch nur im Geringsten einzubeziehen, eine Immobilienfirma gegründet. Das hatte wehgetan, und als Reaktion darauf hatte er sich ganz auf seine eigenen Interessen konzentriert und die ihren völlig ignoriert, was sie wiederum veranlasst hatte, sich noch weiter zu distanzieren. Vielleicht konnte er ja jetzt endlich etwas für sie tun. Er löste seine Hände voneinander und beugte sich vor. »Was hat dich bloß auf den Gedanken gebracht, dich selbst in ein Risiko zu stürzen, würde mir helfen?«
»Es sollte nur für ein oder zwei Tage sein«, sagte sie. »Ich hatte ein Apartmenthaus in Nob Hill verkauft, und meine Provision hätte das, was ich mir ausgeliehen habe, mehr als gedeckt. Ich hätte das Geld zurücklegen können, bevor es jemand nur erahnt hätte. Doch ...«
Als sie nur dasaß und auf ihre verschränkten Hände starrte, die sich blass gegen ihren kakaobraunen Rock abhoben, drängte er sie: »Doch?«
»Doch stellte sich dann heraus, dass die elektrischen Leitungen nicht den Standards entsprachen. Aber der Verkäufer denkt nicht daran, das in Ordnung zu bringen. Er meint, das sei nicht seine Aufgabe, und der Käufer überlegt nun, einen Rückzieher zu machen. Und bis das Ganze nicht geklärt ist« – sie zuckte kurz mit den Schultern –, »keine Provision.« Sie hob den Kopf und blickte ihm in die Augen, und er sah schockiert, dass Tränen in ihren Augen standen. Weinen war etwas, was er absolut nicht mit Mo assoziierte.
»Ich bin so ein Idiot, Reid, ein krimineller Idiot.« Tränen tropften aus ihren Augen und rollten über ihre Wangen.
»Nein, du hast dich nur auf ein riskantes Spiel eingelassen, bei dem du glaubtest, gute Karten zu haben, und jetzt hat sich das Blatt gegen dich gewendet. Aber das Gute daran ist« – er streckte den Arm aus und wischte ihr mit den Fingerspitzen sanft die Tränen ab –, »du sprichst mit dem König schlechter Karten. Und ich weiß, wie man aus einem schlechten Blatt noch etwas machen kann. Also wisch dir die Tränen ab, Honey. Ich werde es zu meiner Chefsache machen, dich da herauszuholen.«
10
Mittwoch
D aisy tauchte langsam aus dem Schlaf auf. Sie rollte sich auf den Rücken und legte den Arm über die Augen, um sich gegen das grelle Licht zu schützen, das vor ihren geschlossenen Augen herumtanzte. Sie gähnte herzhaft und streckte sich. Dann ließ sie langsam den Arm sinken und öffnete widerstrebend die Augen.
Nur mit einer Khakihose bekleidet, hockte Nick auf seinen Fersen neben der Couch. Der Schock, ihn neben sich zu sehen, machte einem leicht hysterischen Quiekton Luft.
Um ihr plötzlich stolperndes Herz zu beruhigen, schlug sie sich reflexartig die Hand vor die Brust... und traf dabei auf bloße Haut.
Sie rappelte sich hoch und beugte sich, sich ihrer nackten Arme und Beine bewusst, zum Fußende der Couch vor, wo sie die Decke hingestrampelt hatte. Die stickige Luft vom Vorabend hing noch ein bisschen im Raum, und durch die Fenster strömte Sonnenschein. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es noch heißer als am Tag zuvor werden würde. »Was?«, knurrte sie und zog die Decke hoch, um sie sich unter die Achseln zu stopfen. Anschließend holte sie die Pistole unter dem Kissen hervor. »Was ist?«
»Hier.« Nick drückte ihr
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