Ein Traummann zum verzweifeln
Kugel zwischen die Augen gejagt, am liebsten geweint. Doch dann meldete sich ihr Stolz zurück, und sie hob das Kinn. »In Ordnung. Ich bin darüber hinweg und hake die Geschichte ab. Aber du bist trotzdem ein Schwein.«
Seine Nasenflügel bebten, doch seine Stimme war vornehm kühl, als er sprach. »In den letzten zwei Tagen bin ich bedroht, vermöbelt und beinahe über den Haufen gefahren worden. Den sensiblen New-Age-Jungen bring ich im Moment irgendwie nicht.«
Sie schnaubte verächtlich. »Als ob du das jemals gewesen bist.« Sie zog sich das ärmellose Shirt über dem Bauch glatt und schlüpfte an ihm vorbei. »Ruf Mrs. Sawyer und den Wischmopp rein, Coltrane. Ich werde mir in der Zeit, die du für die Aufnahmen des Pinschers brauchst, überlegen, welchen Sicherheitsexperten ich dir in deiner Preiskategorie empfehlen kann.«
Als Nick den Porsche in die Garage steuerte und den Motor abstellte, war die Luft im Wagen so dick, dass man sie hätte schneiden können. Er war bis aufs Blut gereizt und hätte am liebsten einen Streit angefangen. Aber das war nicht möglich, weil irgendein Daisy-Klon Daisys Persönlichkeit usurpiert hatte. Wer war diese distanzierte Frau mit den kühlen Augen, die auf jede Spitze, die er verteilte, und war sie auch noch so scharf, mit Gleichmut reagierte? Du lieber Gott, sie hatte sich sogar bei Mrs. Sawyer entschuldigt und sich mit dem Hündchen angefreundet. Und als sie mit dem Shooting fertig waren, hatte Mrs. Sawyer tatsächlich davon gesprochen, wie außergewöhnlich charmant sie sei.
Das allein reichte schon, um die nächstbeste Wand mit den Fäusten zu traktieren.
Daisy wandte sich auf ihrem Beifahrersitz ihm zu und musterte ihn mit einer für sie so untypischen Ausdruckslo-sigkeit, dass sich ihm der Magen verknotete. »Ich habe zwei Adressen, die für dich in Frage kommen könnten«, informierte sie ihn kühl. »Mitch Jones oder Dega Gonzales. Beide haben ähnliche Sätze wie ich, und beide sind ziemlich gut.«
Er sah sie finster an. »Ziemlich gut reicht nicht, Schätzchen, ich will den Besten.«
»Dann hast du Pech gehabt, weil ich nicht länger zur Verfügung stehe.« Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
Ihre Finger hauen ihn kaum berührt, als die Beifahrertür aufgerissen wurde und eine Pranke sie nach draußen zog.
»Was, zum ...?« Nick sprang auf seiner Seite aus dem Wagen und blieb beim Anblick des Schreckensszenarios auf der anderen Seite des Autos wie angewurzelt stehen. Einer von Fitzgeralds Muskelpaketen hielt Daisy am Arm fest und drückte ihr eine Pistole an die Schläfe.
»Lass sie los«, forderte Nick ihn mit heiserer Stimme auf. Seine Hände auf dem Autodach ballten sich zu Fäusten.
»Halt die Schnauze, du Pfeife.« Der Griff um Daisys Arm wurde noch fester, so das überhaupt möglich war. Der Kerl hatte die Statur eines Kühlschranks – groß, kompakt und rechteckig, und ohne erkennbaren Hals. »Ich will diese Negative, und ich will sie auf der Stelle.«
»Sie hat damit nichts zu tun. Lass sie erst gehen und ...«
»Gib mir die Negative, du Schlauberger, oder deine kleine Freundin hier hat eine Kugel im Kopf.« Der Lauf der Pistole presste sich stärker an Daisys Schläfe.
Jesus, Maria. Sie sah neben dem Muskelpaket so klein aus. So zerbrechlich. Nicks Mund wurde trocken. »Okay, okay. Was immer du willst. Ich hol sie – nur tu ihr nicht weh.« Er stieß sich vom Auto ab.
»Kluge Entscheidung, mein Hübscher.« Der Schlägertyp blickte auf Daisy hinab. »Er ist doch ein hübscher Bengel, oder, Süße? Wie kommst du nur damit klar? Ich meine, die Haare von dem Kerl sind länger als deine, seine Klamotten sind schärfer, und er sieht einfach besser aus. Nun ja, nicht, dass ich mit dir nicht gern ins Bett hüpfen würde – eh ich mich schlagen lasse ...« Er liebkoste Daisys Wange mit dem Pistolenlauf, und Daisy gab einen Laut der Verachtung von sich. Sie riss protestierend die Hand hoch, um ihn am Handgelenk zu erwischen, und Nick machte instinktiv einen Schritt nach vorn.
»Was ich sagen will – du bist ja nicht unbedingt potthässlich«, versicherte ihr das Muskelpaket seelenruhig und packte sie seinerseits grob am Handgelenk. Dann zuckte er die Schultern. »Aber ein Playmate bist du auch nicht gerade, wenn du weißt, was ich meine. Muss ganz schön schwer sein, einen Freund zu haben, der morgens besser aussieht als du.«
»Das ist das Drama meines Lebens«, stimmte Daisy ihm zu. Plötzlich machte sie etwas an seinem Handgelenk,
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