Ein unsittliches Angebot (German Edition)
von Ihnen erwarten, dass Sie einen Erben zeugen.« Sie hielt an und wartete, dass er ebenfalls stehen blieb. »Sie sollten schon einmal üben.« Bestimmt wünschte er sich, das Kind zu halten, und kam sich als Gentleman komisch dabei vor, zu fragen. Sie würde ihm die Erlaubnis erteilen. »Halten Sie Ihre Arme so wie ich meine, dann lege ich ihn an Ihre Schulter.«
Doch er wich hastig zurück, so als wolle sie ihm einen Sack schimmeliger Kartoffeln andrehen. »Vielen Dank, aber ich möchte nicht, dass er meinen Frack als Lätzchen verwendet. Ich warte lieber, bis ich mit einem saubereren Säugling üben kann.« Sie gingen weiter, und nach einer Weile fügte er hinzu: »Ich könnte mit Ihrem üben, wenn er da ist.«
»Bis dahin sind Sie längst wieder in London, schätze ich.«
Er zuckte die Schultern. »Ich kann ja zu Besuch kommen. Bestimmt werde ich ab und an in Sussex zu tun haben.«
Bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Er meinte es gut, doch er war so unbedacht. Kam er denn nicht auf den Gedanken, dass es auffallen könnte, wenn er sich für das Kind interessierte, das ihm vermutlich auch noch ähnlich sehen würde? »Das halte ich für keine gute Idee.« Irgendwie hatte sich die Kälte auch in ihren Tonfall geschlichen. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand Sie auf irgendeine Weise mit meinem Kind in Verbindung bringt. Wenn ich mit einem gesegnet werden sollte.«
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus; welche Art von Schweigen konnte sie nicht sagen, denn sein Gesicht war wieder im Gegenlicht verschwunden. Als er schließlich sprach, schlug er lediglich vor, nicht zu nah am Abort vorbeizugehen.
Verfluchtes Schwein. Teuflisches, arglistiges, schwarzseeliges Schwein! Lammfromm trottete es neben ihm her wie ein treuer Gefährte, dabei sann es ganz gewiss darauf, ihn daran zu hindern, sich durch ein Fenster oder eine Hintertür wieder ins Haus zu schleichen. Oder ihn anzuspringen vielleicht, sollte er stolpern. Es hielt ihn zum Narren, dieses Schwein, und die Wahrheit, die grausame, demütigende Wahrheit war, dass es damit gar nicht so falschlag.
Er war ein Narr. Er würde keinerlei Anspruch auf das Kind haben, das sein Samen hervorbrachte. Das hatte er von Anfang an gewusst. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, Einwände gegen den Plan zu erheben.
Dabei wollte er doch gar keinen Anspruch geltend machen. Oder doch? Er hatte lediglich vorgeschlagen, zu Besuch zu kommen, so wie es ein höflicher Nachbar tun würde, und das Kind in der Abgeschiedenheit ihrer Stube zu bewundern, geschützt vor den argwöhnischen Blicken der Nachbarn, vor denen sie sich so fürchtete.
Kinder mochten ihn. Verflucht noch mal, so war es. Für Annes Kinder war er der liebste Onkel auf der Welt gewesen, als er sie letzten Monat besucht hatte. Der robuste kleine Harry, dem er gezeigt hatte, wie man Steine über das Wasser springen lässt; die zierliche Jane, die ihn angebettelt hatte, mit verstellter Stimme Geschichten vorzulesen; die ganz Kleinen, die auf ihm herumkletterten, sobald er sich setzte – diese Kinder hatten ihn gern. Wieso sollte es mit Mrs Russells Kind nicht so sein?
»Haben Sie eigentlich vor, das Dach da zu erneuern?« Sie beäugte den Giebel der Kate, das vorangegangene Thema sorgfältig verschnürt und verpackt. »Es sieht undicht aus.«
»Ich glaube, ja. Ich weiß nicht. Ich glaube, Granville wollte, dass ich mit Ihnen darüber spreche. Sie haben neue Dächer auf ihrem Besitz, oder?«
»Wir haben sie alle letzten Sommer neu decken lassen. Sie sollten mit meinem Verwalter sprechen, er kann Ihnen genauer erzählen, wie es geplant und ausgeführt worden ist. Vielleicht kann er Ihnen auch Arbeiter weiterempfehlen. Ich werde Sie vorstellen.«
Was konnte man zu solch einer lähmenden Aussicht sagen? Er nickte nur in Richtung des Kindes. »Er ist eingeschlafen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten. Gute Arbeit, Mrs Russell.«
Voll weiblichen Stolzes lächelte sie ihn über seinen borstigen Kumpel hinweg an. »Sollen wir es wagen, ihn in seine Wiege zu legen? Ich hoffe, die Sau macht nicht wieder Lärm und weckt ihn, wenn sie versucht, ins Haus zu kommen.«
»Du hast gehört, was die Lady gesagt hat.« Er drehte sich zu dem Tier um, das ihn aufmerksam beäugte. »Wir lassen dir keinen weiteren Unsinn durchgehen. Wenn dir deine Haut lieb ist, finde dich damit ab, draußen zu bleiben!«
Das Schwein sank auf die Hinterbeine und machte keinen Mucks, als er Mrs Russell am
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