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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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dieser Familie. Ich sollte mittlerweile wissen, in welchen Verhältnissen sie leben. Ich hätte mich um die älteste Tochter kümmern müssen.«
    »Lassen Sie mich Ihnen ein Geschäft vorschlagen.« Er zog sanft am Korb, bis sie losließ. »Sie hören auf, sich Vorwürfe zu machen, und ich höre mir jede Predigt über Bildung an, die Sie mir machen wollen. Sie dürfen mir den ganzen Weg bis zu Ihrem Haus erzählen, was ich für die Kinder auf meinem Land tun sollte.«
    Ihr Lächeln überkam ihn wie ein Fieberschauer. Wie unglaublich sonderbar es doch war, dass man einer Frau so viel Freude bereiten konnte, ohne sie zu berühren. Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag musste er den Blick abwenden und konnte nur mit barscher Stimme weitersprechen. »Aber ich rate Ihnen, mit dem Besten zu beginnen, denn Sie haben nur Zeit, bis wir angekommen sind. Danach haben wir andere Dinge zu tun.« Zügig schritt er voran.
    »Andrew«, sagte Mr Mirkwood, als sie hinterher ausgestreckt nebeneinanderlagen. Träge hob er eine Hand und zählte an den Fingern ab: »Andrew, Katharine, Nicholas und William.«
    Die gewohnte Routine hatte sich wieder eingestellt. Er hatte sich vergnügt, ohne irgendetwas Ungehöriges vorzuschlagen, und sie hatte es genossen, dass er sich vergnügt hatte. Das war es ja schließlich, was sie wollte. Und wenn vielleicht ein klitzekleiner Teil von ihr enttäuscht war, dass er den Freiheiten des Vortags nichts hatte folgen lassen – nun, dann musste dieser Teil eben lernen, Verzicht zu üben.
    »Wenn Sie sich noch daran erinnern würden, was ich Ihnen über die Schule meines Pfarrers erzählt habe, würde mich das mehr beeindrucken«, sagte sie jetzt.
    »Schscht!« Ohne sich zu ihr umzudrehen, legte er einen Finger auf ihre Lippen, ertastete den Weg. »Ein Name fehlt mir.«
    »Nein, mehr Geschwister habe ich nicht.« Doch ihr Herz machte einen Satz. Sie wusste, was er meinte.
    »Ich heiße Theophilus.« Jetzt drehte er sich doch um und stellte sich artig vor, wie ein kleiner Junge auf einer Geburtstagsfeier, wenn auch ein nackter, einen Meter achtzig großer. »Das sagt allerdings nur mein Vater zu mir. Brüder, Schwestern und verwegene Damen nennen mich Theo.«
    »Ich kenne Ihren Namen bereits. Ein Dienstmädchen hat ihn mir gesagt.«
    »Dann haben Sie mir etwas voraus.« Er wartete. Er versuchte nicht, es aus ihr herauszukitzeln, und fragte auch nicht direkt. Er nahm eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger und schlang sie sich langsam immer wieder um den Finger wie eine sich windende Python, bis seine Hand ganz nah an ihrem Kopf war. Sein Blick, geduldig und friedfertig, ruhte in ihrem.
    Was gab sie preis, wenn sie ihm ihren Namen verriet? Er könnte sich einbilden, ihr Vertrauter zu sein. Was er nicht war. Allem körperlichen Verkehr zum Trotz, und obwohl er in einige ihrer privatesten Gedanken eindrang, waren sie keine Vertrauten.
    »Martha«, sagte sie trotzdem. »Andrew, Kitty, Nick, Will und Martha. In dieser Reihenfolge. Unser Familienname ist Blackshear.«
    »Martha«, wiederholte er mit sanfter Stimme. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen, und sein Blick huschte hierhin und dorthin; versuchte, alles von ihr auf einmal aufzunehmen. »Das passt zu Ihnen.«
    »Ich denke auch. Ein einfacher, bodenständiger Name.«
    »Wenn Sie so wollen. Oder auch Musik, wenn Ihnen das lieber ist. Komponiert aus Atem und Murmeln, aus Klängen, die niemals aufhören, es sei denn, man will es.«
    War das wirklich so, das mit den Klängen? Tatsächlich. »Was Ihnen alles auffällt! Ich habe den Namen schon einundzwanzig Jahre, und das habe ich noch nie bemerkt.«
    Statt einer Antwort ließ er sein Lächeln aufblühen und wand ihre Haarsträhne ein letztes Mal um seinen Finger, sodass seine Handfläche an ihrer Schläfe zu liegen kam.

9
    »Darf ich Sie etwas fragen? Ich befürchte, dass es Sie kränken wird, aber meine Neugier lässt mir keine Ruhe.« Drei Tage später waren sie wieder unterwegs, diesmal auf dem langen Weg die Straße entlang von ihrem Haus zu seinem. Mr Mirkwood sollte mit Mr Granville einen Rundgang über die Ländereien machen, die er einzuhegen erwog, und er hatte sich entschlossen, sie dazu einzuladen.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie zu dieser Art von Befürchtung fähig sind. Es muss eine wahrhaft ernste Frage sein.« So konnte sie mit Mr Mirkwood reden. Sie hatten zu einem unerwartet ungezwungenen Umgangston gefunden, einem kameradschaftlichen Galgenhumor in Anbetracht der

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