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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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(hoffentlich dem überraschten Schwein ins Gesicht), setzten die Witwe und ihre junge Freundin sich an den Tisch, in ein Gespräch über Katzen und Kätzchen vertieft. Mrs Russell schaute ihm zu, während sie sprach. Ihr Blick wanderte von seinem Gesicht zu seinen Händen und wieder zurück zu seinem Gesicht. Schließlich nahm sie, ohne Fragen zu stellen, ein Papier vom Stapel und begann, die Falten glatt zu streichen.
    Er glaubte, zu schweben oder in einem sonderbaren, warmen Meer zu schwimmen. Die Zeit hätte um sie herum stillstehen können. Hier saß er nun, umwogt von der sanften Melodie der weiblichen Stimme, arbeitete beglückt vor sich hin und genoss ihre stumme Zweisamkeit. Warum sie darauf vertraute, dass sein Projekt ihre Mühe wert war, konnte er nicht nachvollziehen. Er würde es auch nicht versuchen. Er faltete und glättete einfach, und sie tat es ihm gleich.
    Als alle Papierstücke ordentlich gefaltet waren und den Katzen dieser Welt die nötige Achtung gezollt war, erschien auch endlich Mrs Weaver wieder in der Wohnstube, etwas weniger zerschlagen vielleicht, aber nicht merklich höflicher.
    Mrs Russell kam schnell auf die Beine. »Ich fürchte, wir haben Ihre Gastfreundschaft übermäßig strapaziert. Ich war so angetan von Ihrer Carrie, dass ich völlig die Zeit vergessen habe.« Sie griff nach dem Korb. »Ich habe ein paar Dinge mitgebracht. Bitte erweisen Sie mir die Ehre, sie anzunehmen. Ihre Kinder mögen hoffentlich Kuchen?«
    Wie liebenswürdig von Ihnen. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie das Kind beruhigt haben. Bitte verzeihen Sie mir, dass ich mitten in Ihrem Besuch eingeschlafen bin. Mrs Weaver sagte nichts von alledem. Misstrauisch beäugte sie den Papierstapel. »Das macht Christine mit dem gesamten Papier im Haus.« Wie alle anderen Themen schien auch dieses sie zu erschöpfen.
    »Oh, ich glaube, ich habe hier irgendwo – ja!« Die Witwe kramte in ihrem Korb. »Es ist ein Stoffmusterbuch. Völlig überflüssig in der Trauerzeit. Sie könnten die Seiten heraustrennen und Ihrer Tochter geben. Dann verschont sie vielleicht Ihre Rechnungen und Quittungen.« Sie legte das Buch neben den Kuchen und die anderen Lebensmittel, die sie mitgebracht hatte. »Es hat mich sehr gefreut, euch alle kennenzulernen«, sagte sie, und zumindest die kleine Carrie schien den Abschied zu bedauern.
    »Ich kümmere mich um das Schwein, in Ordnung?« Theo stand vom Tisch auf. Er hatte keine freundlichen Worte für Mrs Weaver oder ihre Brut übrig.
    Das Schwein machte ihnen diesmal keine Schwierigkeiten; es schien mittlerweile recht große Achtung vor ihm zu haben und lief an seiner Seite über den Hof bis zum Tor. Sehr gut. Drei Besuche, und er hatte es geschafft, bei einer einzigen Kreatur einen guten Eindruck zu hinterlassen – bei einer, die sich auf ihre eigenen Jungen setzte. Er schloss das Tor.
    »Ich bin unwissend«, sagte Mrs Russell, als er sich wieder umdrehte. »Schändlich unwissend.«
    Das war kein besonders vielversprechender Gesprächsauftakt. Er zog die Augenbrauen hoch und gab nur einen unbestimmten kehligen Laut von sich.
    »Was habe ich mir nur dabei gedacht, Kuchen und Bücher mitzubringen? Ich wusste, dass sie vom Armengeld leben! Ich hätte Fleisch und Milch mitbringen sollen.«
    »Milch wäre bestimmt willkommen gewesen. Sie haben keine Kuh.« Das Thema Fleisch würde er nicht anschneiden. Nur allzu deutlich erinnerte er sich an das letzte Paket, das schwer in seiner Tasche gelegen hatte auf dem langen Heimweg nach seinem letzten Besuch bei den Weavers. »Und zumindest eins der Bücher hat sich als nützlich erwiesen. An Waverley müssen Sie sich eben langsam herantasten.«
    »Diese Leute wollen kein Waverley !« Sie ging noch energischer als sonst und schwang den schweren Korb wie einen Sandsack. »Es sollte mich wundern, wenn diese Kinder überhaupt lesen können. Ich habe im ganzen Haus kein einziges Buch gesehen. Das hätte ich mir denken können.«
    Er unterbrach sie, indem er den vorbeisausenden Korb abfing. »Seien Sie nicht so streng mit sich. Das will ich nicht hören! Sie hatten falsche Erwartungen, und jetzt wissen Sie es besser. Auf diese Weise lernen wir, oder nicht?« So etwas Ähnliches hatte sie einmal zu ihm gesagt.
    »Alles, was ich gelernt habe, ist das Ausmaß meiner Unwissenheit.« Sie hatte den Korb nicht losgelassen, und nun standen sie einander gegenüber, jeder mit einer Hand am Henkel. »Ich bin, seit ich hierhergezogen bin, die Nachbarin

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