Ein unverbindliches Ja
Sie!«, fährt er unverschämt fort.
»Ich weiß.«
Verkrampft lächelnd drehe ich mich um und gehe in die Küche. Meine Knie sind weich wie Butter, nein, flüssig wie Öl, und mein Körper zittert vor Wut. Er kann mich nicht sehen, zum Glück habe ich meine Jacke noch an. Denn ich werde sofort wieder verschwinden. Schnell begrüße ich Stefan und verabschiede mich gleich danach wieder von ihm.
»Aber du bist doch gerade erst gekommen.«
»Ich bin auch nur kurz da, um dir mein Geburtstagsgeschenk persönlich zu überreichen. Denn eigentlich müsste ich schon längst auf der Autobahn Richtung Hamburg sein. Wieder so ein blödes Seminar, du weißt ja.«
Eine kleine Notlüge. Ich will einfach nur weg!
»Morgen Abend bin ich schon wieder zurück, falls du dann noch jemanden zum Aufräumen brauchst, ruf einfach an.«
»Wird gemacht, Kleines. Na dann, gute Fahrt.«
Ich drücke ihm sein Geschenk in die Hand und gehe. Hendrik hat nichts mitbekommen. Sicher denkt er, ich würde seinetwegen bis morgens bleiben. Aber da hat er sich geirrt.
Im Auto klingelt mein Handy. Bestimmt ruft mich Hendrik jetzt an. Nein, es ist Stefan – der Gastgeber, er beschwert sich auf meiner Mailbox: »Ja, ja Mareike, sehr nett, vielen Dank für das Geschenk – ich hab verstanden.«
Letztes Jahr zu seinem Geburtstag durfte ich nicht mitfeiern, weil seine eifersüchtige Freundin mir Hausverbot erteilte. Es war eine sehr unangenehme Angelegenheit. Kurze Zeit später verließ er sie wegen einer anderen und ich war wieder ein gern gesehener Gast. Um diesem Pantoffelhelden mal einen Denkzettel zu verpassen, habe ich ihn dieses Jahr mit uralten, ausrangierten Hausschuhen meines Großvaters beschenkt. Das war alles, sonst hat er nichts von mir gekriegt.
Jetzt kommt eine SMS rein. Sieh da, Hendrik, was schreibt er denn? Wo bist du?
Ich antworte: Auf deinem Sofa …
Er ruft sofort an. Ich bleibe hart, hebe nicht ab! Ich hatte keine Zeit, um die Mailbox zu deaktivieren, und so bespricht er mir jetzt mein Band. Soll er doch!
»Das Sofa kannst du behalten. Ich bin umgezogen, es passt nicht mehr zu meinem Mobiliar. Kommst du mich Freitag besuchen? Ich wohne jetzt Mexikoplatz, Hausnummer 2.
Jolanda vermisst deine Fußnägel, vielleicht bringst du ihr eine Tomate mit. Gib Laut!«
Was denkt der sich eigentlich?
Die nächsten drei Tage bleibe ich hart. Schweren Herzens halte ich durch und ignoriere seine unermüdlichen Versuche, mich zu erreichen. Dann folgt ein Tag, ohne dass er sich meldet. Bestimmt gibt er jetzt auf. Das macht mich traurig, einen etwas längeren Atem hätte ich mir schon gewünscht.
Fünf Anrufe in Abwesenheit – ich habe mittlerweile meine Mailbox deaktiviert – zehren an meiner Standhaftigkeit und kochen mich weich.
Übermorgen ist Freitag.
KAPITEL 17:
VON DER VILLA DIREKT INS ZELT
Endlich Freitag! Ich bin auf dem Weg zu Hendriks neuer Wohnung. Richtung Zehlendorf, leider ist das viel weiter von mir entfernt als die frühere Wohnung. Auch beruflich hat er sich verändert, er hat einen Karrieresprung gemacht, und was für einen.
Betrachte ich mein eigenes Leben, werde ich traurig. Denn auch bei mir gibt es eine Veränderung. Besser gesagt, einen tiefen Fall! Ich wurde im Krankenhaus von meiner Vollzeitstelle auf eine Zwanzig-Stunden-Woche heruntergestuft. Beate und ich teilen uns nun eine Stelle. Das ist als Kompromiss zu betrachten – anderenfalls hätte eine von uns das Feld räumen müssen. Wir haben ewig hin und her überlegt. So ist mir nun die Chance geblieben, mich aus einem ungekündigten Arbeitsverhältnis zu bewerben.
Mit der Hilfe von Umberto, Suses Neffen, habe ich einen 400-Euro-Job für zwei Tage die Woche bekommen. Im Einzelhandel. Umberto führt einen Bekleidungsladen mit elf Angestellten. Er hat mich als ›stellvertretende Store-Managerin‹ angestellt. Nüchtern gesehen ist es ja nicht schlecht, als Quereinsteiger diesen Posten besetzen zu können.
Umberto weiß, dass ich ihm und seiner Karriere nicht gefährlich werden kann. Schließlich steht er auf Männer, und dass meine Zukunft der Psychologie gehört, ist ihm ebenfalls völlig klar. Noch dazu mache ich meine Sache gut, denn durch meine Studentenjobs ist mir die Branche sehr vertraut. Der perfekte Deal. Ich verbringe die meiste Zeit, Gott sei Dank, in der Herrenabteilung! Dort macht es mir auch am meisten Spaß. Frauen jammern einfach zu viel. Sie klagen über ihre Zellulitis, das Doppelkinn oder ihren Hüftumfang! Das kann manchmal
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