Ein unverbindliches Ja
unordentlich. Außerdem sorgt die Kerze für eine gemütlichere Stimmung als das grelle Neonlicht.« Mehr hat er zu dieser Finsternis nicht zu sagen.
Mir kommt das sehr entgegen, denn besser hätte es für mein Vorhaben gar nicht kommen können. Mein letzter Blick, bevor wir die Dunkelkammer verlassen, landet im Wohnzimmer bzw. davor, denn die Tür ist geschlossen. Perfekt!
Wir fahren los.
Im Auto schicke ich Tom die SMS, dass er schnell mit Fabian in dessen VW-Bus losfahren soll.
Diese beiden schrägen Vögel arbeiten als Möbelpacker bei Höffner. Ich hab sie bei meinem letzten Schrankkauf kennengelernt.
Wie schön es ist, eine Frau zu sein. Für sie ist die ›Sofaaktion Hendrik‹ eine gelungene Abwechslung. Sie sind chronisch pleite und haben mich auf fünfzig Euro ›Risiko-Gage‹ für jeden hochgehandelt. Das ist es mir wert. Sie hängen abends immer im Café gleich um die Ecke ab. Somit sind sie für mein Vorhaben allzeit bereit.
Ich schreibe: Die Luft ist für mindestens zwei Stunden rein.
Gleich darauf erreicht mich Toms Antwort: Sind schon unterwegs .
Hach, ist das aufregend. Im Besitz von Hendriks Schlüssel und seiner Anschrift sind sie schon lange. Sie werden den Viersitzer aus seinem Wohnzimmer stibitzen und stattdessen ein DIN-A4-Blatt mit folgendem Vermerk hinterlassen: Wenn du mich mehr vermisst als dein Sofa, bekommst du es zurück. Auch diesen Zettel mit meiner Handschrift hat Tom schon lange im Handschuhfach des VW-Busses deponiert.
Im Kino bin ich völlig aufgekratzt und muss ständig an das Sofa denken. Es fällt mir schwer, mich auf den Film zu konzentrieren, denn meine Gedanken fahren Karussell. Wird es wirklich klappen, Hendrik nachher unverzüglich ins Schlafzimmer zu zerren? Hoffentlich denken Fabian und Tom daran, die Wohnzimmertür hinter sich zu schließen. Damit Hendrik den Verlust seiner monströsen Couch wirklich erst am nächsten Morgen bemerkt, wenn ich schon lange verschwunden bin.
Später läuft dann tatsächlich alles nach Plan.
Bevor ich mich am Morgen aus der Wohnung schleiche, kann ich es mir einfach nicht verkneifen, einen Blick ins Wohnzimmer zu riskieren. Ganz leise öffne ich die Tür und bin überwältigt. Es ist gigantisch: Eine lange leere Wand und ganz verloren dieser Brief auf dem Boden. Genial. Sein erster Blick wird unwillkürlich dort landen.
So viel Glück auf einmal kann ich gar nicht fassen – ein unbeschreibliches Gefühl – ich genieße den Augenblick. Hendrik wird seinen Augen nicht trauen, wenn er das Zimmer so vorfindet. Wo er doch dauernd gesagt hat, dass ich die Wohnung bitte ohne sein Sofa verlassen soll. Das hat er nun davon! Ich sehe ihn vor meinem geistigen Auge, wie er kopfschüttelnd mit dem Zettel in der Hand grinst. Er wird sich fragen, wie in aller Welt ich es geschafft habe, diesen unhandlichen Viersitzer mitzunehmen. In meine Handtasche passt er jedenfalls nicht.
Vorsichtig schließe ich die Tür wieder und gehe zum schlummernden Hendrik, um ihm einen Kuss auf die linke Schulter zu verpassen. Er mahnt wie immer: »Mareike, bitte ohne Viersitzer!«
Lauthals singend fahre ich nach Hause.
Leider ist es noch viel zu früh, um Tom anzurufen – sein Handy ist noch aus. Mich würde schon interessieren, ob es irgendwelche Komplikationen gab. Vielleicht hat ein neugieriger Nachbar Fragen gestellt?
Bei mir daheim will die Zeit einfach nicht vergehen. Wie wird Hendrik reagieren? Und vor allem, wann wird er bei mir anrufen?
Vierzehn Uhr: Er hat sich immer noch nicht gemeldet.
Sechzehn Uhr: Keine SMS – kein Anruf.
Nächster Tag: Nichts!
Es vergeht eine Woche, zwei Wochen, ein Monat, zwei Monate: nothing!
Einfach unglaublich. Jeder Mensch hätte sich mehr oder minder schnell gemeldet. Wenn er mich nun schon nicht vermisst, müsste er doch wenigstens vor Neugierde platzen, wie sein Sofa, dieses Monstrum, verschwunden ist. Aber nichts geschieht – merkwürdig. Dieses Mal werde ich nichts von mir hören lassen, so viel steht fest.
Drei Monate später feiert Stefan, ein gemeinsamer Freund, seinen Geburtstag. Ich hoffe insgeheim, dass Hendrik auch da ist. Es wäre naheliegend.
Dieser Wunsch erfüllt sich. Mein persönlicher Höhepunkt ist erreicht, als ich mich tief in Hendriks dunkelbraunen Augen verliere.
»Guten Tag, Frau Elster. Sie auch hier?«, begrüßt er mich.
»Hallo, Herr Bödicke. Nein, ich bin in Australien.« Dumme Frage – dumme Antwort! So ein blöder Kerl.
Ȇbrigens, ich habe mein Sofa mehr vermisst als
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