Ein unverschämt attraktiver Milliadär
hatten beide einen geliebten Menschen verloren – und verstanden den Schmerz des anderen besser als sonst irgendjemand. Das machte Sinn. Aber es erklärte nicht, warum er dauernd an ihren schönen Mund denken musste, statt an seine Arbeit. Oder warum ihn die Erinnerung an ihre schlanke Gestalt, die sich über Dylans Kindersitz beugte, mitten in der Nacht wach hielt, obwohl er stets Blondinen mit femininen Kurven bevorzugt hatte. Oder warum er sich immer wieder ausmalte, wie weich sich ihre seidige Haut unter seinen Fingerspitzen anfühlte.
Gerade als er bei Victoria klingeln wollte, flog die Haustür auf.
„Oh, du hast mich erschreckt.“
Sein erster Gedanke war, dass er blind gewesen sein musste. Victoria war bildschön. Wie konnte er das übersehen haben? Wie hatte er sie je farblos finden können?
Ihr knapp schulterlanges Haar umspielte ein einfach perfektes Gesicht. Klassisch geschwungene Augenbrauen, schöne haselnussbraune Augen und ein großer Mund in einem so sinnlichen Rosarot, dass es ihn drängte, ihre Lippen zu küssen.
Dann sah er, dass Victoria ganz aus der Fassung war.
Sein Blick fiel auf den Kindersitz. „Gehst du weg?“
„Dylan geht es nicht gut. Ich bringe ihn ins Krankenhaus.“
Connor stellte keine Fragen. „Wir nehmen meinen Wagen.“
Als sie Anstalten machte zu protestieren, fügte er an: „Wenn ich fahre, kannst du dich um Dylan kümmern.“
Sie nickte.
Sobald sie und Dylan es sich auf dem Rücksitz des Maseratis bequem gemacht hatten, zog Connor sein Handy aus der Tasche und führte ein Telefonat, ehe er selbst in den Wagen stieg.
„Das ist nicht das Krankenhaus, das ich gemeint habe“, erklärte Victoria eine Viertelstunde später in scharfem Ton.
Connor sah weiter geradeaus auf die Straße. „Ich habe einen Freund angerufen, der Kinderarzt ist. Er erwartet uns in seinem Sprechzimmer – er kennt den familiären Hintergrund.“
Chuck hatte Michael gekannt, und er wusste, dass er, Connor, Dylans leiblicher Vater war und zum Vormund seines Kindes bestimmt worden war. „Falls es nötig sein sollte, wird Chuck Dylan ins Starship einweisen“, erklärte er unter Bezug auf das renommierte Kinderkrankenhaus.
„Chuck? Woher kennst du ihn?“
„Eigentlich heißt er Charles Drysdale. Wir spielen im gleichen Club Squash.“ Connor verspürte einen Stich bei dem Gedanken, ohne Michael dorthin zu gehen. „Und er ist einer der besten Kinderärzte der Stadt. Sein Charme wird dich betören – wie die meisten Frauen.“
Charles – oder Chuck – Drysdale hatte lustige Augen und verstand es, Patienten innerhalb von Minuten zu beruhigen. Victoria mochte ihn sofort.
„Sagen Sie mir, was Ihnen aufgefallen ist, Victoria“, bat er sie, nachdem sie mit Dylan auf dem Schoß Platz genommen hatte.
Victoria bekam ein schlechtes Gewissen, sich bewusst, dass Connor voller Sorge hinter ihr wartete. „Dylan ist seit ein paar Tagen quengelig und unruhig.“
Connor trat näher. „Das hast du mir gar nicht gesagt.“
„Ich dachte, er vermisst seine Eltern.“
„Das tut er mit Sicherheit“, erklärte Chuck. „Seit zwei Tagen? Seitdem ist er quengelig?“
Victoria dachte daran, wie anstrengend der Kleine übers Wochenende war, dass er sich nur beruhigte, wenn sie ihn im Arm hielt. „Vielleicht etwas länger – etwa seit Freitag. Das Begräbnis war am Donnerstag, und da schien es ihm gut zu gehen. Aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.“
Chuck machte sich eine Notiz. „Ist Ihnen noch was aufgefallen?“
„Li rief heute Mittag im Büro an. Dylan hatte leicht erhöhte Temperatur …“
„Wer ist Li?“ Connor kam noch näher.
Victoria sank in sich zusammen. „Sie ist eine der Mitarbeiterinnen im Kinderhort.“
„Kinderhort? Was macht Dylan in einem Kinderhort?“ Connors Augen funkelten vor Wut. „Wir haben nie darüber gesprochen, Dylan in einen Hort zu geben.“
Chuck hielt eine Hand hoch. „Connor, spar dir das für später. Lass uns erst einmal feststellen, was dem Baby fehlt.“ Der Arzt ging zu einer Untersuchungscouch hinüber und bat Victoria, mit Dylan zu ihm zu kommen.
Victoria fühlte sich miserabel, und alle Zweifel, die sie je in Bezug auf die Mutterrolle hatte, stürzten auf sie ein. „Ich habe einen Fehler gemacht, oder?“
„Sie machen das schon gut. Die meisten frischgebackenen Mütter fühlen sich ein wenig überfordert und unsicher, wenn ihr Baby krank wird.“
Er stellte noch weitere Fragen, während er Dylan untersuchte. Schließlich
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