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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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zukommen, ehe er den Spiegel zur Seite rollte.
    Der Standspiegel befand sich jedes Mal an derselben Stelle, im selben Winkel. Er legte sich auf das Bett, verschränkte die Arme im Nacken und starrte zur Decke. Es bildeten sich kleine Punkte auf der Netzhaut, die vor der weißen Decke umhertrieben. Manchmal huschten sie von einer Seite zur anderen, als trieben sie in der trägen Strömung eines Flusses. Manchmal schossen sie fast hysterisch hin und her, verschwanden und tauchten wieder auf, mal stärker, mal schwächer. Die weiße Decke schien immer ferner und schemenhafter zu werden.
    Er drehte sich auf die Seite, zog die Knie an den Bauch, spürte ein Schaudern durch den Körper ziehen. Die Tapete war so bunt, dass die Punkte auf der Netzhaut vor ihrem Hintergrund verschwanden. Als er die Augen schloss, kehrten sie jedoch zurück, nun aber weiß vor einem schwarzen Hintergrund.
    Er öffnete erneut die Augen und hörte gleichzeitig jemanden leise an die Tür klopfen. Er drehte sich nicht um. Als Nächstes vernahm man leichte Schritte und dass die Tür sich leise schloss. Ihre Kleidung fiel raschelnd zu Boden, und sie legte sich hinter ihn. Sie ließ die Hand auf seinem Oberarm ruhen, jedoch nicht zärtlich, sondern eher als Bestätigung dafür, dass sie sich hinter ihn gelegt hatte.
    »Hast du sie dabei?«, fragte er, ohne sich zu rühren.
    »Sie liegt in der Kommode da drüben.«
    Sie zeigte hin.
    »Du musst nur aufstehen und sie holen gehen.«
    Er drehte sich um und sah ihr Gesicht. Es war eigenartig, dass er sich nach all ihren Begegnungen doch nie an ihr Gesicht erinnern konnte. Er musste es jedes Mal neu entdecken, und hinterher war es wie aus seinem Gedächtnis gelöscht.
    Er stand auf, ging zu der Kommode, öffnete die oberste Schublade, holte die kleine Peitsche heraus und hielt sie einen Moment in der Hand, ehe er ans Bett trat und daneben niederkniete.
    Sie hatte sich kerzengerade aufgesetzt, splitternackt, ohne sich zu bedecken.
    »Ich muss bestraft werden«, sagte er tonlos. »Ich bin sehr … dumm gewesen.«
    Sie stand auf, ging um das Bett herum und stellte sich hinter ihn, ihr Geschlecht berührte seinen Hinterkopf. Er schloss die Augen.
    »Leg dich sofort hin«, sagte sie mit resoluter Stimme. »Du erzählst mir jetzt, was du angestellt hast.«
    Er richtete sich auf, wurde aber durch ein Drücken gegen seine Schulter hinuntergezwungen.
    »Bitte um Verzeihung.«
    »Madame, darf ich mich auf das Bett legen?«
    »Erst gibst du mir die Peitsche.«
    »Ja, Madame.«
    Er stand auf, wandte sich, den Blick auf den Boden gerichtet, ihr zu und überreichte die Peitsche, den Kopf wie zu einer Verneigung gesenkt. Dann legte er sich bäuchlings aufs Bett.
    Für jedes seiner Bekenntnisse wurde er mit einem Peitschenhieb bestraft. Erst trafen die Schläge seine Schultern, dann den Rücken und die Pobacken. Manchmal strich sie ihm mit dem Griff der Peitsche über den Rücken, zwang ihn zwischen die Pobacken und drückte zu, manchmal nur leicht, manchmal mit fester Hand. Je härter, desto stärker reagierte sein Geschlecht und zuckte gegen die raue Bettdecke.
    Dann erzählte er.
    Dass er sie gebeten hatte, ihn zu der Lichtung zu begleiten, klatsch , und er sich vergewissert hatte, dass der Brief lag, wo er liegen sollte, in der Tasche, klatsch , wie er sie auf den Mund küsste, seine Zunge hineinschob, klatsch , und sie den Kuss erwidern ließ, ihren Rock hochzog und seinen Schwanz hineinstieß, klatsch , und binnen weniger Sekunden kam, klatsch , ihn herauszog und sie aufrichtete, klatsch , ihre Brüste von hinten streichelte, klatsch , das Messer hervorholte und ihr die Kehle durchschnitt, ohne dass er von ihrem Blut befleckt wurde, klatsch , ihren Körper zur Erde sinken ließ, zwei Finger in ihr Geschlecht schob und drehte, klatsch , den Brief aus der Tasche zog und neben ihrem Körper fallen ließ, klatsch , wie er auf ihre Leiche onanierte, klatsch , das Messer an ihrem Mantel abtrocknete und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, klatsch …
    Es breiteten sich weder Schmerz noch Wärme oder Ruhe in seinem Körper aus. Stattdessen schien er nicht das Geringste zu empfinden, weder Pein noch Genuss. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, nicht weil sie ihn dann härter bestrafen würde, sondern weil er fürchtete, sie hätte sich so verändert, dass er der Perversion des Lustmordes ins Gesicht blicken würde.
    Er wusste nicht, wer sie war. Er wusste nicht, wer er selbst war. Aber als der Griff der Peitsche in seinen

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