Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
gewöhnen, über kurz oder lang der nächste Duke of Sanford zu sein.«
»Dann sollte ich mich lieber zurückziehen.« Hastig drehte sie sich um, wobei ihr Gesicht vom Sonnenlicht beschienen wurde.
»Nein, gehen Sie nicht.« Er lächelte sie entschuldigend an, weil er so zusammenhanglos daherredete. »Sie und ich, wir konnten uns bisher noch gar nicht kennenlernen. In den letzten Monaten lief ja so gut wie nichts normal … kein guter Einstand also in einer neuen Familie, nicht wahr? Die ganze Situation dürfte für Sie sehr belastend gewesen sein.«
Louisa drehte sich um und blickte ihn verunsichert an. »Es wäre auch ohne all diese unglücklichen Vorfälle nicht leicht gewesen, aber das habe ich ja gewusst, als ich Charles heiratete.«
»Vivian sagte mir, Sie seien für sie eine Freundin geworden. Dafür danke ich Ihnen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nichts für sie getan, bin ihr im Gegenteil zu Dank verpflichtet. Weil sie Charles freigegeben hat. Zum Glück war er nicht wirklich wichtig für sie. Ich meine als Ehemann.«
»Das will ich hoffen.« Lucien musste unwillkürlich lachen.
»Ich meinte damit nicht …« Sie verstummte, und dann stimmte sie in sein Lachen ein. »Damit wollte ich nicht andeuten, dass Ihr der Trostpreis seid, Mylord, sondern bloß sagen, dass kaum eine andere Frau die Rolle der verlassenen Verlobten übernommen hätte, um uns zu helfen. Weil sie wusste, wie sehr wir uns lieben.«
»Das klingt ganz nach Vivian. Sie hat eine sehr originelle Art, die Dinge zu sehen. Allerdings würde ich sehr davon abraten, ihre Lieblingsrosen aus dem Garten zu entwenden.«
»Gut zu wissen«, sagte sie mit strahlendem Gesicht. »Ich wünschte, ich würde diese Leidenschaft für Pflanzen teilen, doch ich kann damit einfach nichts anfangen. Zum Glück geht es Charles genauso. Und deshalb sind wir im Gewächshaus auch überhaupt nicht erwünscht.«
»Ja, Botaniker können ganz schön tyrannisch sein.«
»Das habe ich inzwischen ebenfalls gemerkt.«
Hätte in diesem Moment nicht ein ohrenbetäubender Knall ihr Gespräch unterbrochen, würde er ihr bestimmt erzählt haben, wie sehr er sich über die Verbindung zwischen ihr und seinem Bruder freute, und zwar aus vielen Gründen. Der wichtigste davon war, dass dadurch der Weg für ihn zu Vivian frei wurde.
Sie schauten sich erschrocken um: Die Fenster waren in tausend Scherben zersprungen.
Was zum Teufel ging hier vor?
Schnell hob er schützend seine Schwägerin auf die Arme und rannte mit ihr nach unten ins Erdgeschoss des Hauses. Er hatte keine Ahnung, was passiert sein konnte. Sie klammerte sich an ihn, geriet aber nicht in Panik. Selbst dann nicht, als eine zweite Explosion die dicken Mauern erschütterte.
Überall trat er auf Glas. Was zur Hölle war geschehen? So langsam reichte es ihm mit den Aufregungen.
»Mylord, ich …«
Er rannte an dem stammelnden Diener vorbei.
»Alle weg von den Fenstern! Wo ist Miss Vivian? Hoffentlich nicht im Gewächshaus.«
»Ich weiß es nicht, Mylord. Als ich sie zuletzt …«
Wenn der Mann überhaupt eine Antwort wusste, brachte er sie nicht über die Lippen. Lucien eilte einfach weiter mit Louisa auf den Armen, bis Charles ihnen über den Weg lief.
»Was ist? Ist sie verletzt?« Das Gesicht seines Bruders war blass.
Vermutlich sah sein eigenes nicht besser aus.
»Nein, ich fand es nur praktischer, sie zu tragen, als sie hinter mir herzuziehen. Ich glaube, die Detonation kam aus dem hinteren Teil des Hauses.« Lucien schob sich an ihm vorbei. »Vermutlich war es im Gewächshaus.«
O Gott. Sein Vater. Sir Edwin.
Vivian und sein ungeborenes Kind.
Charles’ Gesicht spiegelte seine schlimmsten Ängste wider.
Er stürzte durch die offenen Terrassentüren nach draußen. Der strahlend blaue Himmel verhöhnte ihn und die Angst vor dem, was er vielleicht zu sehen bekam.
Als er um die Ecke bog, sah er bereits ein Meer aus Scherben, das im Sonnenlicht funkelte. Überall lagen Pflanzen, grüne Fetzen und dunkle Erde wild durcheinander in dem sonst so gepflegten Garten und auf den sorgfältig geharkten Wegen. Zerrissene Blütenblätter tupften Farbe in das Chaos.
Das Gewächshaus war teilweise zerstört. Eine Wand und der Großteil des Glasdachs waren einfach fort, und schwer hing der Geruch von Schießpulver über der Szene. Neben den wertvollen Buntglasfenstern in der Galerie waren zudem fast alle Fenster an der rückwärtigen Seite des Hauses zersplittert. Das alles nahm er nur mit einem
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