Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
Anfang an keinem Vernunftdenken.
»Ich muss dir ebenfalls etwas gestehen.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich habe immer davon geträumt, aus Liebe zu heiraten. Und als ich absolut nicht den Richtigen fand, dachte ich, dass unter diesen Umständen Charles die beste Wahl sei. Schließlich lieben wir uns ja irgendwie, nur eben als Freunde. Und dann kamst du … und irgendwann merkte ich, dass mit dir alles anders war.«
»Anders? In welcher Hinsicht?« Seine Augen wirkten sehr blau im Schein des Kerzenlichts.
Ihr Lächeln geriet etwas schief. »Lily war die Erste, die mir auf den Kopf zusagte, ich sei in dich verliebt.«
»Ach, hat sie tatsächlich?« Er küsste ihren Hals und zog sie wieder an sich. »Das klingt vielversprechend. Und?«
»Wenn es Liebe ist, dich schrecklich zu vermissen, allein beim Gedanken an dein Kind unbändige Freude zu verspüren trotz des drohenden Skandals und den Moment unseres Wiedersehens als den glücklichsten meines Lebens zu betrachten, dann hat sie wohl recht.«
»Wenn das so ist, stecken wir beide in Schwierigkeiten«, sagte er grinsend.
Vielleicht wäre ihr eine passende Antwort eingefallen, doch erneut begann sein Mund ihren Körper zu liebkosen, und vermutlich gab es keine Worte, um den Aufruhr ihrer Gefühle angemessen zu beschreiben. Deshalb war es eindeutig besser, sich mit einem lustvollen Seufzen wieder dem Zauber seiner Berührungen hinzugeben.
Kapitel 26
Die Galerie lag still vor ihm. Durch die hohen Fenster fiel das morgendliche Licht auf den glänzend polierten Boden, und die schräg einfallende Sonne tauchte alles in einen warmen Glanz.
Normalerweise mied er diesen Teil des Anwesens.
Lucien hatte sich immer für einen eher vernunftbetonten Menschen gehalten, aber irgendwie empfand er es als beunruhigend, in die Gesichter seiner toten Vorfahren zu blicken. Zu schmerzlich erinnerte ihn das an die eigene Sterblichkeit.
Besonders jetzt. Neues Leben entstand, und zugleich würde der Tod bald ein Opfer fordern. Einerseits die Freude, dass in ein paar Monaten sein erstes Kind zur Welt kam, andererseits die traurige Gewissheit, dass es mit seinem Vater zu Ende ging.
Sie hatten endlich darüber geredet. Er und Charles waren zum Gespräch ins Arbeitszimmer des Dukes gebeten worden. Ernst und auf seine gewohnt distanzierte Art teilte der Vater den Söhnen mit, er sei zufrieden mit ihnen. Beide seien sie vernünftige junge Männer geworden.
Obwohl er seine Krankheit nicht direkt erwähnte, betonte er, dass sie alle eine Zeit der Prüfung durchgemacht hätten, und lobte speziell Charles, der sich während Luciens Abwesenheit als bemerkenswert verantwortungs- und pflichtbewusst erwiesen habe.
Es war das erste offene Lob, das Charles, der sich so lange vergeblich nach Anerkennung gesehnt hatte, vom Vater zu hören bekam. Und er verdiente es weiß Gott.
Lucien war froh, dass Vater und Bruder ihren Frieden gemacht hatten, bevor es zu spät war. Seit der klärenden Aussprache verstanden sie sich deutlich besser. Das Schicksal ging manchmal merkwürdige Wege, dachte Lucien. Für ihn war die Entführung ein einziger Albtraum gewesen, doch für Vater und Bruder hatte sie segensreiche Folgen gezeitigt.
Seine Reitstiefel hallten auf den Marmorfliesen, als er den Raum durchquerte und vor dem Bild des ersten Dukes of Sanford stehen blieb, der mit leicht hochmütiger Miene auf ihn herunterstarrte. Er war sein Großvater gewesen, und bald würde neben ihm das Bild des Vaters hängen. Und hoffentlich erst in vielen, vielen Jahren auch sein eigenes. Es war Sitte, dass das Porträt des gegenwärtigen Dukes immer in den Empfangsräumen hing.
»Mylord, tut mir leid. Ich wollte nicht stören.«
Eine weibliche Stimme ließ ihn herumfahren. Charles’ hübsche junge Frau stand vor ihm. Die blonden Haare trug sie zurückgesteckt, und obwohl das Kleid offensichtlich aus einem Londoner Salon stammte, haftete ihr unverändert eine Frische und Unverdorbenheit an, die ihn an ihre dörfliche Herkunft erinnerte.
So wenig er verstand, dass Charles nie mehr von Vivian wollte als ihre Freundschaft, so gut konnte er nachvollziehen, was ihn zu Louisa hingezogen hatte. Er fragte sich einmal mehr, welch geheimnisvolle Kraft darüber bestimmte, zu wem man sich hingezogen fühlte und zu wem nicht.
»Sie stören nicht«, sagte er und versuchte möglichst ruhig zu klingen. »Gestern Abend hat mein Vater mir mitgeteilt, dass er mein Porträt in Auftrag geben wird. Ich muss mich wohl an den Gedanken
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