Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
die Bisswunde bereits verheilt war. „Ich bin mir sicher, dass Marguerite weiß, wie man das macht, ohne gebissen zu werden.”
„Vermutlich versteckt sie die Tablette in seinem Futter”, überlegte Leigh, die seine Hand musterte.
Die Verletzung heilte, während sie zusah, und in ein oder zwei Stunden würde man nicht mal mehr eine Narbe entdecken können.
Lucian fluchte und rollte mit den Augen. „In seinem Futter! Natürlich! Du bist genial. Ich werde das gleich morgen ausprobieren. Danke.”
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange, dann nahm er ein Küchentuch und trocknete seine Hand ab. Leighs Blick ruhte unterdessen auf Julius. Der Mastiff hatte die Nase tief in seinen Napf gesteckt, den Lucian ihm hingestellt hatte, und schien den Kampf mit ihm bereits vergessen zu haben. Es kam ihr fast so vor, als sei der Zwischenfall nie geschehen. Julius warf Lucian nicht Mal einen skeptischen Blick zu....
Plötzlich wurde Leigh klar, was ihr da durch den Kopf ging.
Die Szene erinnerte, sie an einen Vorfall mit Kenny und der Hündin seiner Eltern kurz vor der Hochzeit. Dolly, eine Border-Collie-Hündin, war zu jedem nett und freundlich gewesen, nur um Kenny hatte sie stets einen großen Bogen gemacht. Wenn er laut geworden oder ihr zu nahe gekommen war, war sie ängstlich zusammengezuckt und ganz still geworden. Erst nach ihrer Heirat war Leigh bewusst geworden, dass Kenny bei ihr das gleiche Verhalten ausgelöst hatte wie bei Dolly. Der Vorfall hatte sich an einem Sonntag ereignet, als sie bei seinen Eltern zum Essen eingeladen gewesen war. Dolly hatte im Wohnzimmer gedöst und war hochgeschreckt, als Kenny ihr aus Unachtsamkeit auf die Pfote getreten war. Sie hatte gejault und instinktiv nach ihm geschnappt, ohne ihn jedoch zu erwischen. Aus Wut darüber hatte Kenny nach der Hündin getreten und sie nur verfehlt, weil sie schneller reagiert hatte als er.
Kenny hatte damals „dummer Hund” zu ihr gesagt, so wie Lucian es auch oft machte, aber in Kennys Worten hatte kein bisschen Zuneigung mitgeschwungen, sondern nur Abscheu. Diese Episode hatte Leigh von Anfang an gestört, doch erst nachdem sie Kenny geheiratet hatte, war ihr deutlich geworden, wie symbolisch diese Szene eigentlich gewesen war. Kenny hatte sie genauso wie die Hündin behandelt und ihr die Schuld für seine eigene Tollpatschigkeit und Dummheit gegeben. Und er hatte auf sie eingeprügelt, um von seiner eigenen Unfähigkeit abzulenken. Hätte sie damals doch nur genauer auf Dollys Verhalten geachtet, bevor sie Kennys Heiratsantrag angenommen hatte! Ihr Blick kehrte zu Julius zurück, und sie hielt sich vor Augen, wie der auf Lucian reagierte. Der Hund duckte sich nie, und er zuckte auch niemals zusammen, wenn Lucian eine plötzliche Bewegung machte oder mal lauter wurde.
„Abmarschbereit?”
Sie drehte sich zu Lucian um, dessen Hand so gut wie verheilt war, dann stieß sie sich vom Tresen ab. „Ja, ich bin bereit.”
„Gut.” Er legte einen Arm um ihre Taille, gab ihr einen flüchtigen Kuss und dirigierte sie in Richtung Haustür. „Du siehst gut aus.”
Leigh musste über sein Kompliment kichern. Ihr Haar war immer noch feucht und glatt nach hinten gekämmt. Sie hatte kein Make-up aufgelegt, und sie trug wieder Hose und T-Shirt. Kurz gesagt: Sie gekämmt. Sie hatte kein Make-up aufgelegt, und sie trug wieder Hose und T-Shirt. Kurz gesagt: Sie war weit davon entfernt, modisch schick auszusehen.
„Ich hoffe, es macht Thomas nichts aus, dass ich mir ein T-Shirt aus seiner Kommode geborgt habe. Der Kragen von meinem rosa Top ist nämlich völlig ausgeleiert. Ich hoffe, das renkt sich wieder ein, wenn es erst mal in der Wäsche war, aber für den Augenblick habe ich nichts anderes. Rachel hatte mir nämlich außer dem Nachthemd nichts eingepackt”, erklärte sie.
„Ein Nachthemd ist ein äußerst wichtiges Kleidungsstück”, erwiderte er grinsend und legte seine Hand auf ihren Po, während er ihr die Haustür aufhielt. „Wenn wir zurück sind, werde ich mich bei Rachel bedanken müssen, dass sie dir etwas so Geschmackvolles eingepackt hat.”
„Oh, das wird sie bestimmt gern hören”, sagte Leigh amüsiert, während sie wartete, dass er abschloss. Plötzlich wurde sie nachdenklich und sagte: „Rachel meinte, du hättest ihr bei eurer ersten Begegnung gedroht, sie zu vernichten.”
Lucian versteifte sich und wandte sich mit ernster Miene zu ihr um. „Ich beschütze meine Leute, Leigh. Das ist meine Aufgabe. Ich
Weitere Kostenlose Bücher