Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
beschütze sie vor Entdeckung, und ich beschütze die Sterblichen vor jedem aus meinem Volk, der ihnen Schaden zufügen will. Rachel brachte unser Wohl in Gefahr, weil sie sich beharrlich weigerte, einem Plan zuzustimmen, von dem wir hofften, dass er einer anderen Bedrohung ein Ende setzen würde. Ich musste sie wachrütteln, damit sie begriff, was auf dem Spiel stand.”
„Ja, ich weiß”, murmelte sie und fragte dann, was sie wirklich wissen wollte. Nur aus diesem Grund war sie auf das Thema zu sprechen gekommen. „Hättest du sie getötet?”
Lucian zögerte, und in seinen Augen sah sie den Kampf, der in ihm tobte. Er wollte verneinen, um sie zu beruhigen, doch letztlich entschied er sich für die Wahrheit. „Ja, wenn es keine andere Lösung für diese Situation gegeben hätte.”
Leigh nickte. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er fürchtete, seine Ehrlichkeit könne seine Leigh nickte. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er fürchtete, seine Ehrlichkeit könne seine Bemühungen hintertreiben, ihr Vertrauen zu gewinnen. Doch das Gegenteil war der Fall. Er war ehrlich zu ihr gewesen. Die Antwort hatte sie bereits gekannt, bevor er sie aussprach. Lucian tat, was zu tun war, um seine Leute zu beschützen, auch wenn er dafür töten musste. Das war ihr längst klar geworden.
„Leigh, ich.... ”, begann er, wusste dann aber nicht weiter, woraufhin sie sich reckte und ihm einen Kuss auf den Mundwinkel gab.
„Ist schon gut. Lass uns gehen, ich habe Hunger”, sagte sie, nahm seine Hand und zog ihn mit sich zum Wagen. Nach wenigen Schritten wurde sie langsamer, da ihr einfiel, dass sie fahren musste.
„Ich werde während der Fahrt keinen Mucks, von mir geben”, versprach er, da er offenbar ihre Reaktion bemerkt und prompt richtig gedeutet hatte. „Versprochen.”
„Wer’s glaubt, wird selig”, meinte sie lachend und stieg ein.
Lucian hielt Wort und ließ während der Fahrt nicht einen einzigen Kommentar hören, aber er musste sich sichtlich auf die Zunge beißen, um sich jegliche Bemerkung zu verkneifen. Außerdem saß er völlig verkrampft auf dem Beifahrersitz und trat hin und wieder mit dem Fuß aufs Bodenblech, als wolle er eine Vollbremsung machen. Doch er hielt sein Versprechen, und nur das zählte.
Beim Mittagessen unterhielten sie sich angeregt und lachten viel, zwischendurch dachte Leigh über sein Verhalten während der Fahrt nach. Und dann war da auch noch die Tatsache, wie gut er ihre Entscheidung aufgenommen hatte, es zwischen ihnen langsam angehen zu lassen. Weder schmollte er, noch war er wütend auf sie. Kenny dagegen hatte geschmollt. Sie waren in Vegas gewesen, als er um ihre Hand anhielt. Sie hatte davor zurückgescheut wie der Teufel vor dem Weihwasser, und Kenny hatte begonnen, zu schmollen und ihr die kalte Schulter zu zeigen, bis sie es mit der Angst zu tun bekommen hatte. Sie hatte sich im Stich gelassen gefühlt, und ihr war deutlich geworden, wie mutterseelenallein sie auf der Welt war. Sie hatte gefürchtet, er könne Schluss mit ihr machen, und dann hätte sie überhaupt niemanden mehr gehabt. Das war der Grund gewesen, seinen Heiratsantrag schließlich doch anzunehmen.
Lucian ließ ein solches Verhalten nicht erkennen. Ganz im Gegenteil, er zeigte sich sogar noch aufmerksamer und noch stärker um sie bemüht als zuvor. Immer wieder berührte er sie, hielt ihre Hand, strich über ihren Rücken, und bei jeder Gelegenheit küsste er sie auf die Wange, auf den Hals und den Mund. Zum Teil hing das natürlich damit zusammen, dass sie beide jetzt ein Liebespaar waren. Er hatte sie auch vor dem gestrigen Tag berührt, doch da waren es viel banalere Anlässe gewesen, zum Beispiel beim Aussteigen aus dem Wagen und in ähnlichen Situationen. Aber er verhielt sich nicht abweisend, nur weil sie nicht sofort auf sein Ansinnen eingegangen war. Er war eben kein zweiter Kenny.
„Willst du noch schwimmen gehen?”, fragte er, als sie auf dem Rückweg zum Cottage waren.
Leigh sah zu ihm hinüber und stellte fest, dass er den Griff über der Beifahrertür entdeckt hatte und sich nun daran festklammerte, als würde sein Leben davon abhängen. Dabei fuhr sie nur so schnell wie erlaubt. „Das klingt gut.”
„Vielleicht können wir ja später noch ein paar Steaks grillen”, schlug er vor und wurde spürbar entspannter, als sie in den zum Cottage führenden Feldweg einbogen.
„Hört sich auch nicht schlecht an”, gab sie zu, während sie aufmerksam den Wald beobachtete, den sie
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