Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
durchqueren mussten. Es war nach vier Uhr gewesen, als sie das Restaurant erreicht hatten, und inzwischen war es nach sechs, und der Himmel wurde zunehmend dunkler. Auf der Rückfahrt hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, zudem war es bewölkt, aber hier im Schutz der dicht stehenden Bäume war es nahezu dunkel. So dunkel, dass sie sich davon abhalten musste, die Scheinwerfer Bäume war es nahezu dunkel. So dunkel, dass sie sich davon abhalten musste, die Scheinwerfer einzuschalten.
„Mann, was ist nur mit euch los?”, fragte sie plötzlich.
Lucian stutzte. „Wie meinst du das? Was soll mit uns los sein?”
„Ich meine Marguerites Haus, dein Haus, dieses Cottage, alles liegt mitten im Wald. Ich nehme an, ihr wollt keine Nachbarn haben.”
„Es geht mehr darum, dass wir nicht gern umziehen.”
„Umziehen?”
Lucian nickte und erklärte ihr: „Wir werden nicht älter, Leigh. Wenn du Nachbarn hast, bemerken die das irgendwann, und um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen, muss man so etwa alle zehn Jahre umziehen. Mit diesem Wald ringsum weiß niemand so genau, wer in dem Haus lebt. Die Leute sehen, dass Wagen ankommen und wegfahren, aber sie sehen nie, wer da wohnt, und wenn man nicht gerade zu den Leuten geht und bei ihnen anklopft, kann man so lange ungestört hier leben, wie man will.”
„Aha”, machte Leigh, dann riss sie die Augen auf. „Meine Angestellten werden merken, dass ich nicht älter werde!”
„Leider ja”, entgegnet er ruhig. „Im Moment musst du dir darüber keine Sorgen machen, nur kannst du irgendwann das Lokal nicht mehr selbst führen. Du kannst es verkaufen und woanders ein neues eröffnen.”
Leigh legte die Stirn in Falten. Sie liebte das Coco’s, das Restaurant hatte ihr vor Jahren das Leben gerettet. Ihr ganzes Dasein drehte sich um das Lokal mit seiner Bar. Nein, korrigierte sie sich. Ihr ganzes Dasein hatte sich darum gedreht. Denn als sie jetzt darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass sie schon seit Tagen nicht mehr bei Milly angerufen hatte, um sie zu fragen, ob alles reibungslos lief. Das war das erste Mal, seit sie das Coco’s übernommen hatte, dass sie nicht mindestens einmal am Tag mit ihrem Personal in Kontakt stand. Sogar als sie vor zwei Jahren mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus gewesen war, hatte sie angerufen.
„Du könntest immer noch eine Art Coco’s für Unsterbliche aufmachen”, schlug Lucian ernsthaft vor. „Einen solchen Laden kannst du bis in alle Ewigkeit führen, ohne dass sich jemand daran stört. Du brauchst nur jemanden, der sich für dich um die Lieferanten kümmert.” Er streckte den Arm aus und tätschelte ihre Hand. „Aber mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Das wird sich von selbst regeln. Wenn der Zeitpunkt kommt, dass du etwas unternehmen musst, weil du nicht alterst, hast du vielleicht längst das Interesse an der Gastronomie verloren und willst was ganz anderes machen.”
Leigh brachte ein Lächeln zustande. „Was denn zum Beispiel? Soll ich dir helfen, Abtrünnige zu jagen?” Lucian begann zu lachen.
„Was? Meinst du, ich kann das nicht?”, fragte sie, als sie den Wagen anhielt und den Motor ausmachte. „Ich habe dank Kenny meine Lektion gelernt und einige Selbstverteidigungskurse belegt, nachdem ich ihn verlassen hatte.”
„Das glaube ich dir, und ganz bestimmt bist du auch sehr.... kompetent.”
„Oh, kompetent. Das klingt nach einem Wort, mit dem du das kleine wehrlose Frauchen aufmuntern willst, Argeneau”, gab sie amüsiert zurück und stieg aus.
„Keineswegs”, versicherte er. „Ich wollte nur.... ”
„Ja, ja”, unterbrach sie ihn lachend. „Wart’s nur ab. Bevor wir schwimmen gehen, lasse ich dich am Strand ein paarmal im Sand landen.”
„Hmm.” Der Laut klang fast wie ein Schnurren. „Das klingt vielversprechend. Und auch ein bisschen verrucht.”
„Also ehrlich”, antwortete sie mit gespielter Entrüstung und öffnete die Haustür. „Du scheinst nur an Essen und Sex denken zu können.”
„Leigh.” Er fasste sie am Arm. Sie drehte sich zu ihm um und bemerkte seine erstarrte Miene, mit der er die Tür ansah.
„Du hattest abgeschlossen, nicht wahr?”, fragte sie leise, während Angst in ihr aufstieg und sich ihr die Nackenhaare aufstellten.
„Ja, das hatte er”, meldete sich eine sanfte Stimme hinter ihr zu Wort.
Lucians Hand schloss sich fester um ihren Arm, während sie sich langsam umdrehte. Im ersten Moment konnte sie im Wohnzimmer nichts entdecken, doch
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