Ein Vampir für jede Jahreszeit
Sturheit und Widerspenstigkeit, insbesondere in Bezug auf mich, noch nicht ganz klar sind. Bedauerlicherweise … hat Jonathan mich ständig in Verdacht, dass ich hinter seinem Rücken Intrigen schmiede und Pläne aushecke und … nun ja, wenn ich zum Beispiel behaupten würde, der Himmel sei blau, so würde er Stein und Bein schwören, dass er orangefarben sei, nur um mir zu widersprechen, insbesondere, wenn er den Eindruck hätte, dass meine Behauptung etwas mit einem vorgeblichen Komplott gegen ihn zu tun hätte.«
»Du liebe Güte.« Alice tätschelte mitfühlend Lady Fairleys Hand. »Das ist sicher aufreibend.«
»Ach, meine Liebe, Ihr habt ja keine Ahnung.« Lady Fairley schüttelte dramatisch den Kopf und seufzte schwer. »Ich habe eine Weile mit angesehen, wie er die Suche nach einer Braut wieder und wieder aufgeschoben hat und dann habe ich – oh!«, unterbrach sie sich und lachte nervös auf. »Ich wollte natürlich sagen, nachdem der König den Befehl erließ, dass er innerhalb von zwei Wochen eine Braut finden müsse, habe ich beschlossen, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Zwei Wochen sind eine sehr kurze Zeitspanne, um eine Frau zu finden. Allerdings wusste ich, dass er meinen Ratschlag nicht annehmen würde, darum …« Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
»Darum habt Ihr hinter seinem Rücken einen Plan geschmiedet, um ihm bei diesem Unterfangen zu helfen«, meinte Alice.
»So ist es«, erwiderte Lady Fairley, die den ironischen Unterton in Alices Stimme offenbar überhörte. »Eure Klugheit ist einer der Gründe, aus denen ich mir sicher war, dass Ihr die ideale Frau für ihn wärt. Oh ja, ich war mir sogar ganz sicher, dass Ihr perfekt zu ihm passen würdet, meine Liebe. Gut, ich habe ihm die Töchter von vielen anderen Freunden vorgestellt, doch ich wusste, dass er sich nicht für sie erwärmen würde. Er sollte aber Vergleichsmöglichkeiten haben, wenn er Euch schließlich träfe, denn ich wusste, dass Ihr all die anderen Frauen überstrahlen würdet. Natürlich konnte ich ihm Euch nicht auf die gleiche Weise vorstellen wie die anderen Damen. Er hätte Euch rundweg abgelehnt, egal, ob er Interesse an Euch gehabt hätte, oder nicht, einfach nur, um sich mir zu widersetzen. Ich musste einen Weg finden, um in ihm den Wunsch zu wecken, mit Euch zusammen zu sein … Also haben Eure Mutter und ich …«
»Onkel James«, flüsterte Alice. Nun wurde ihr einiges klar.
Jonathans Mutter nickte. »Ich muss leider zugeben, dass ich von Eurem Onkel nicht sehr angetan bin. Nichtsdestotrotz hat er sich als sehr nützlich für uns erwiesen. Ehrlich gesagt benötigten wir ihn aber nur für die ersten ein, zwei Tage. Danach hat sich Jonathan kaum noch für uns interessiert. Mein Plan entwickelte sich großartig. Er war voll und ganz von Euch eingenommen.«
Alice ließ dies erst einmal auf sich wirken. »Soll das also heißen, dass Ihr und mein Onkel dieses Techtelmechtel nur vorgetäuscht habt, um Jonathan dazu zu bringen, mich um meine Hand zu bitten?«
»Ja.«
Sie dachte kurz über diese Behauptung nach und fragte dann geradeheraus: »Aber warum? Ihr verabscheut mich.«
»Ich Euch verabscheuen? Ach was, mein Kind! Ich bin ganz vernarrt in Euch. Ihr werdet eine großartige Schwiegertochter abgeben. Ihr seid klug und liebenswert und von Grund auf ehrlich und …« Sie verstummte, legte die Hände um Alices Gesicht und versicherte ihr dann in aufrichtiger Zuneigung: »Alice, wenn ich anstatt eines Sohnes eine Tochter hätte, so würde ich mir wünschen, dass sie so wäre wie Ihr.«
Alice spürte, wie ihr bei dieser freundlichen Behauptung die Tränen in die Augen traten, doch sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber ich habe gehört, wie Ihr zu Jonathan gesagt habt …«
»Das tut mir leid, meine Liebe«, unterbrach sie Lady Fairley mit aufrichtigem Bedauern. »Jonathan hat mir schon berichtet, dass Ihr gestern Abend meine Worte mitgehört habt. Dieser Unsinn war jedoch nicht für Eure Ohren bestimmt. Was ich gesagt habe, war nicht wahr. Ich wollte Jonathan nur auf eine falsche Fährte locken, um sein Interesse an Euch noch zu verstärken, indem ich vorschützte, Euch nicht zu mögen.«
»Ich verstehe«, murmelte Alice und senkte den Blick auf ihre Hände.
Schweigend überdachte sie alles, was sie gerade erfahren hatte. Lady Fairley konnte sich nicht länger gedulden. »Was ist nun? Werdet Ihr meinen Sohn heiraten?«
Alice hob langsam den Kopf und sah Margaret eine ganze Weile lang an. Dann
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