Ein Vampir zum Vernaschen: Argeneau Vampir 3
vor, später, bevor er zu der Hochzeit ging, einen Beutel Blut zu sich zu nehmen. Dann schlenderte er ziellos aus der Küche ins Wohnzimmer hinüber. Sofort verzog er das Gesicht.
Kate hatte inzwischen alle Briefe nach Kategorien sortiert, und es gab mehrere Formbriefe, die auf seine Unterschrift warteten.
Neugierig ließ sich Lucern auf dem Sofa nieder und fing an, sie durchzulesen. Es waren alles sehr nette, schwatzhafte Briefe, die liebenswert und charmant klangen und so überhaupt nicht nach ihm. Kate konnte gut schreiben. Sie hatte wunderbare Arbeit geleistet, und Lucern nahm an, er würde sich bei ihr bedanken müssen. Kurz überlegte er, ob er einen Assistenten einstellen sollte, der ihm in Zukunft solche Aufgaben abnahm. Leider wusste er jedoch, dass er das niemals tun würde. Die Vorstellung, einen Fremden in seiner Wohnung zu haben, der seine Sachen durchwühlte, ging ihm gegen den Strich. Genau aus diesem Grund hatte er auch Mrs. Johnson, seine Haushälterin, noch nicht ersetzt.
Die Frau war 1995 im Schlaf gestorben. Vor acht Jahren, stellte er überrascht fest.
Seitdem hatte Lucern einen Reinigungsdienst beauftragt, einmal in der Woche das Erdgeschoss seines Hauses zu säubern, und, was das Essen anbelangte, so aß er gewöhnlich außer Haus oder bestellte sich etwas aus einem GourmetRestaurant ein paar Häuser weiter. Er hatte eigentlich vorgehabt, das nur so lange zu tun, bis er Ersatz für die verschiedene Mrs. Johnson gefunden hatte, war aber nie dazu gekommen, auch nur danach zu suchen.
Manchmal dachte er wieder daran, aber auch an all die Mühe, die es machen würde, und so entschied er sich jedes Mal dagegen.
Warum all die Zeit und Mühe verschwenden, nur damit, wer immer die Stelle einnahm, ebenfalls nach zehn oder zwanzig Jahren sterben würde, wie es Mrs. Johnson und Edwin getan hatten?
Er murmelte leise vor sich hin. Menschen waren so unzuverlässig, was das anging. Immer starben sie, wenn man sie gerade erst ausgebildet hatte.
Er dachte gerade über diese ärgerliche kleine Gewohnheit der Menschheit nach, als die Haustür zufiel. Kate war von ihrem kleinen Einkaufsbummel zurück. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, streifte nicht vorhandene Krümel vom T-Shirt und versuchte, präsentabel auszusehen. Er straffte sich und spähte erwartungsvoll zur Wohnzimmertür.... gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Kate nach oben eilte. Jedenfalls ging er davon aus, dass es sich um Kate handelte. Eigentlich hatte er nur einen verdammt großen Haufen Einkaufstüten mit diversen Designernamen daraufgesehen. Und Füße.
Oh ja. Sie war einkaufen gewesen. Angewidert ließ er sich wieder auf das Sofa zurücksacken. Sie hatte ihn nicht einmal bemerkt. Frauen!
Eine Kakophonie folgte von oben die Gästezimmertür wurde zugeworfen, dann gab es alle möglichen Knall- und Rumpelgeräusche. Es klang, als spränge jemand dort herum und würde dabei mit Gegenständen um sich werfen.
Das Ganze dauerte lange genug, dass Lucern anfing sich Sorgen zu machen. Dann wurde es plötzlich vollkommen still. Er stand auf, ging in den Flur und spähte nervös die Treppe hinauf Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen, dann hörte er das Klacken hoher Absätze auf dem Dielenboden des Flurs, und Kate erschien oben auf der Treppe.
Was für ein Anblick. Ein Traum! Ihr goldenes Haar war aufgesteckt, während einzelne Löckchen ihr hübsches, rosiges Gesicht einrahmten. Ihr Kleid war dunkelgrün. Es hatte einen langen Rock, einen weiten Halsausschnitt und bestand aus einem weich aussehenden, leicht schimmernden Material, das sich anmutig an die Rundungen ihres Körpers schmiegte. Sie war hinreißend. Ein Engel. Die schönste Frau, die Lucern je in seinem langen Leben gesehen hatte, und das wollte was heißen! Er brachte vor Staunen und Verblüffung kein Wort heraus, sondern sah einfach voller Ehrfurcht zu, wie sie die Treppe hinunterkam.
Sie hatte erst die Hälfte der Stufen hinter sich gebracht, als sie ihn entdeckte. Augenblicklich blieb sie stehen, blinzelte und sah ihn dann verärgert an. „Sie sind noch nicht fertig?”
Nun war es an Lucern zu blinzeln. Sein Engel meckerte ihn an. Sie wirkte jetzt ausgesprochen hektisch. Die gelassene, heitere Frau seines Traumbilds war verschwunden.
„Lucern!” Sie starrte ihn ungläubig und wütend an. „Die Hochzeit ist um sieben! Jetzt ist es Viertel nach sechs. Wir müssen gehen, und Sie haben noch nicht mal geduscht! Was haben Sie denn die ganze Zeit
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