Ein Vampir zum Vernaschen: Argeneau Vampir 3
entlang zur Seitentür.
Wie immer hörte die Frau nicht auf ihn, sondern huschte hinter ihm her. Ihre Stimme war von Panik erfüllt, als sie fragte: „Was hast du denn vor?”
„Wozu sind wir hier?”, fragte er. „Ich werde die Blutbank ausrauben.”
Er klopfte an die Tür. Kate konnte es kaum glauben. Lucerns Vorstellung von einem Einbruch in die Blutbank bestand darin, an die verdammte Tür zu klopfen? Er brauchte wirklich einen Fernseher, damit er etwas mehr von der Realität begriff. Man brach nicht irgendwo ein, indem man anklopfte. Vielleicht hat er den Verstand verloren, dachte sie unglücklich. Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los, und Kate dachte ernsthaft darüber nach. Es war durchaus möglich. Der Hunger und die Schmerzen aufgrund des Blutmangels konnten ihn um den Verstand gebracht haben. Er war inzwischen vielleicht wahnsinnig, dachte sie. Und sagte es ihm.
„Du bist verrückt”, murmelte sie. „Die Blutgier hat dich in den Wahnsinn getrieben. Du .... ”
Sie schloss den Mund, als die Seitentür aufging. Kate war so überrascht, dass sie einfach nur dastand und glotzte, als ein Mann erschien. Er war dunkelblond, etwa so alt wie sie. Er trug einen weißen Kittel und sah sie fragend an, als wäre es nicht sonderlich ungewöhnlich, dass Leute nach Dienstschluss an die Seitentür klopften.
Kate hatte nicht erwartet, dass überhaupt jemand aufmachen würde, aber sie hatte ganz bestimmt nicht einen der Laboranten erwartet. Sie sollten doch längst zu Hause sein, oder nicht? Sie hatte einen Wachmann erwartet oder vielleicht jemand vom Reinigungsservice. Ihre Gedanken wurden abgelenkt, als der Bursche offenbar ihre Skimasken bemerkte. Sie war ziemlich sicher, dass das die plötzliche Panik in seiner Miene bewirkte. Als er dazu ansetzte, die Tür zu schließen, warf Kate einen kurzen Blick zu Lucern und schubste ihn. Das wäre offensichtlich nicht notwendig gewesen.
Im nächsten Augenblick erstarrte der Mann. Lucern arbeitete bereits daran, seinen Geist zu beherrschen. Keiner sagte etwas, während Lucern den Mann anstarrte und dessen Gesicht immer ausdrucksloser wurde. Lucern fragte freundlich: „Sind Sie allein?”
„Ja.” Die Stimme des BlutbankAngestellten war matt und er klang ein wenig wie betäubt.
„Gibt es hier Sicherheitskameras?”, fragte Lucern. Als der Mann das bejahte, fühlte sich Kate gleich besser, weil sie auf den Skimasken bestanden hatte. Lucern jedoch wirkte alles andere als erfreut. Wahrscheinlich hatte er gehofft, die Maske abnehmen zu können.
„Würden Sie bitte so gut sein, uns Ihre Blutvorräte zu zeigen?”, fragte Lucern als Nächstes. Kate verdrehte angesichts dieser altmodischen Höflichkeit die Augen. Offenbar machte Lucern alles auf diese Weise. Sogar das Einbrechen. Als sich der Blutbank-Angestellte umdrehte und den Flur hinunterging, warf Lucern Kate einen Blick zu. „Warte hier. Ich komme sofort zurück.”
„Nie im Leben!”, lautete ihre Antwort. Sie nahm den Rucksack auf die Schulter und folgte ihm hinein. Das hier war ihre Idee gewesen; sie wollte verdammt sein, wenn sie draußen in einer Gasse wartete und die Hände rang wie eine dieser zimperlichen Heldinnen in einem altmodischen Roman.
Lucern warf ihr einen erbosten Blick zu. Sie starrte ebenso wütend zurück. Dann folgte sie dem Mann im Laborkittel und überließ es Luc, ihr zu folgen. Nervös sah sie sich um, als sie den Flur entlanggingen. In der Blutbank war es so still wie in einem Grab. Kein schöner Vergleich, dachte sie, aber sie konnte nicht anders, als an Särge zu denken. Offensichtlich musste Lucern nicht in einem schlafen.
Er hatte die Dunkelheit im Hotelzimmer zwar verstärkt, indem er eine Decke über die Jalousie gehängt hatte, aber er schlief nicht in einem Sarg. Sie nahm an, das Stoker das ebenfalls falsch verstanden hatte. Aber wenn man Lucern glauben durfte, brauchte er auch deshalb keinen Sarg, weil er nicht tot war. Er war nur alt.
Kate verzog das Gesicht, als sie, Luc und ihr Führer einen Raum mit Gefrierschränken aus Metall und Glas betraten. Luc war sehr alt. Für gewöhnlich bevorzugte sie Beziehungen zu Männern ihres Alters. Lucern passte nicht in diese Kategorie. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass er der älteste Mann war, mit dem sie je zusammen gewesen war. Vielleicht der älteste Mann, mit dem jemals jemand zusammen gewesen war.
Sie blieb in der Tür stehen und sah nur zu, wie Luc an ihr vorbei zu einem der Kühlschränke ging. Er öffnete die Tür
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