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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Lord Heathcote versprochen hatte. Alicia beobachtete gerade entspannt, aber aufmerksam, wie ihre Schwester artig den Arm Seiner Lordschaft nahm, als sich plötzlich harte Finger um ihre Hand schlossen.
    Sie zuckte zusammen, schluckte ein Keuchen herunter. Die Finger fühlten sich an wie aus Eisen.
    Empört schwang sie herum und schaute hoch - in das dunkle Gesicht mit den harten Züge des Gentlemans aus den Schatten.
    Ihre Lippen teilten sich erschreckt.
    Eine dunkle Braue hob sich.
    »Da beginnt ein Walzer - kommen Sie, lassen Sie uns tanzen.«
    Ihr Verstand setzte kurz aus. Als er wieder ordnungsgemäß arbeitete, wirbelte sie bereits durch den Saal - und es war mit einem Mal seltsam schwierig zu atmen.
    Seine Arme waren wie aus Stahl, seine Hand lag hart und sicher auf ihrem Rücken. Er bewegte sich elegant, mühelos, ganz gezügelte Kraft, harte Muskeln und Knochen. Er war groß und schlank, aber breitschultrig. Sie hatte das Gefühl, er habe sie gefangen genommen und mit sich gerissen, und jetzt hatte er sie in seiner Gewalt.
    Sie schüttelte es ab, dennoch fühlte sie sich weiterhin, als befände sie sich in den Händen einer Macht, die sie nicht kontrollieren konnte, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Das war ein Schock - und einen Moment lang war ihr schwindelig.
    Sie musste sich anstrengen, nicht einfach sang- und klanglos unterzugehen - mit Mühe gelang es ihr, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Sein Gesichtsausdruck - beinahe allwissend und herablassend, nicht überlegen, sondern beherrscht - half ihr dabei sehr.
    Sie holte Luft, spürte, wie sich ihr Busen gegen den Ausschnitt drückte.
    »Wir sind noch nicht miteinander bekannt gemacht worden!« Das war das Erste, was sie klarstellen musste.
    »Anthony Blake, Viscount Torrington. Und Sie sind?«
    Überwältigt, zu keinem vernünftigen Gedanken fähig und wieder atemlos. Das Timbre seiner Stimme, tief und leise, vibrierte durch sie hindurch. Seine Augen, tiefes Schwarz unter schweren Lidern, sahen in ihre. Sie musste die Lippen befeuchten.
    »Alicia … Carrington.«
    Wo war ihr Verstand?
    »Mrs. Carrington.« Sie holte erneut Luft, und merkte, wie das Tempo, in dem ihre Gedanken durcheinanderwirbelten, sich normalisierte.
    Seine Augen hatten sich nicht von ihrem Blick abgewandt. Dann hob er eine Schulter und fasste ihre linke Hand, seine Finger tasteten und fanden den Goldring an ihrem Ringfinger.
    Seine Lippen zuckten kurz; dann legte er sich ihre Hand wieder auf die Schulter und wirbelte sie weiter elegant im Walzertakt durch den Saal.
    Sie starrte ihn an, mehr als verblüfft. Innerlich dankte sie den Heiligen für Tante Maudes Ring.
    Dann blinzelte sie, räusperte sich und schaute über seine Schulter ins sichere Nichts.
    »Ich muss Ihnen für Ihre Hilfe gestern Nacht danken - ich hoffe, die Angelegenheit ließ sich ohne größere Schwierigkeiten bewältigen. Ich bitte um Verzeihung für mein vorzeitiges Aufbrechen.« Sie riskierte einen Blick in sein Gesicht.
    »Ich fürchte, ich war doch ein wenig überwältigt.«
    Ihrer Erfahrung nach akzeptierten die meisten Männer diese Entschuldigung ohne weitere Fragen.
    Er sah aus, als glaubte er ihr nicht.
    »Völlig überwältigt«, schob sie nach.
    Die zynische Skepsis - und sie war sich sicher, dass es das war - in seinen schmal zusammengekniffenen Augen nahm zu.
    Sie seufzte theatralisch.
    »Ich war mit meiner unverheirateten jüngeren Schwester da. Sie ist in meiner Obhut. Ich musste sie nach Hause bringen - meine Verpflichtung ihr gegenüber kommt an erster Stelle, das verstehen Sie gewiss.«
    Eine volle Minute lang bewegte sich kein Muskel in seinem klassisch geschnittenen Gesicht, dann hob er beide Brauen.
    »Ich nehme an, Mr. Carrington war nicht anwesend?«
    Eine Mahnung zur Vorsicht sandte ihr einen Schauer über den Rücken; sie schaute ihm fest in die Augen.
    »Ich bin Witwe.«
    »Ah.«
    In der einen Silbe schien eine Menge Bedeutungen mitzuschwingen; sie war sich nicht sicher, ob sie sie billigen konnte. Scharf erkundigte sie sich:
    »Und was genau meinen Sie damit?«
    Seine Augen weiteten sich, die schweren Lider hoben sich; seine schmalen Lippen schienen sich zu entspannen; sein Blick hielt ihren gefangen; er machte keine Anstalten, ihre Frage zu beantworten.
    Nicht mit Worten.
    Mit einem Mal war ihr ganz warm.
    Nervös - sie war wirklich nervös.
    Der Walzer ging zu Ende; der Tanz war vorüber. Sie war nie zuvor in ihrem Leben für etwas so dankbar gewesen. Sie trat aus seinen

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