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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Innenministerium; Tony war einer der wenigen, ja, vermutlich sogar der Einzige aus Dalziels Gruppe gewesen, der je mit Agenten von Whitley zusammengearbeitet hatte. Allerdings hatten sie ein gemeinsames Ziel gehabt: die Mitglieder des Spionagenetzes, das von London aus versuchte, Wellingtons Feldzug zu behindern.
    »Das Opfer William Ruskin war Staatssekretär in der Zoll- und Finanzbehörde.« Dalziels Miene blieb ausdruckslos; seine dunklen Augen blieben stets unbeteiligt.
    »Ich bin gekommen, um nachzufragen, ob es besondere Umstände gab, von denen ich vielleicht wissen sollte?«
    Ein Staatssekretär in der Zoll- und Finanzbehörde; er musste an den Dolch denken, die Waffe eines Auftragsmörders - und Tony war sich nicht länger sicher. Er schaute Dalziel an.
    »Ich glaube nicht.«
    Er wusste, dass Dalziel sein Zögern bemerkt hatte, doch er wusste auch, dass sein früherer Vorgesetzter seine Einschätzung akzeptieren würde.
    Das tat er auch, mit einem Nicken. Er stand auf, schaute Tony in die Augen.
    »Wenn sich an der Lage etwas ändert, lassen Sie es mich bitte wissen.«
    Mit einem höflichen Neigen des Kopfes ging er zur Tür.
    Tony begleitete ihn in die Eingangshalle und überließ ihn einem Lakaien; er selbst kehrte in die Bibliothek zurück und fragte sich, wie er es oft schon getan hatte, wer Dalziel eigentlich war. Gleich und gleich gesellt sich gern, er war sich sicher, dass er vornehmer Abstammung war, das zeigten allein schon seine arroganten Züge, die blasse Haut und das schwarze Haar, aber Tony hatte genug mitbekommen, um zu wissen, dass Dalziel nicht sein Familienname war. Dalziel war ein wenig kleiner und schlanker als die Männer, die unter seinem Befehl standen, alles ehemalige Gardisten, aber er strahlte eine tödliche Zielstrebigkeit aus, die ihn selbst in einem Zimmer voller körperlich größerer Männer als den gefährlichsten erscheinen lassen würde.
    Der eine, den ein kluger Mann nie aus den Augen ließ.
    Die Tür zur Straße fiel ins Schloss; eine Sekunde später betrat Hungerford mit einem Tablett die Bibliothek, auf dem eine dampfende Tasse Kaffee stand. Tony nahm sie sich dankbar; wie alle hervorragenden Butler schien Hungerford stets zu wissen, was sein Herr wollte, ohne dass man es ihm erklären musste.
    »Soll ich dem Koch sagen, dass er Ihr Frühstück schicken soll?«
    Er nickte.
    »Ja - ich werde danach ausgehen.«
    Hungerford fragte nicht nach, sondern zog sich leise zurück.
    Tony genoss den Kaffee; er konnte das ungute Gefühl nicht abschütteln, das Dalziels Auftauchen und seine wenigen Worte bei ihm hinterlassen hatten.
    Er war zu klug, um die Warnung zu ignorieren oder einfach abzutun, allerdings war er in diesem Fall persönlich nicht betroffen.
    Aber sie vielleicht.
    Dalziels Besuch lieferte ihm den perfekten Anlass, mehr über sie zu erfahren. Genau genommen schien es ihm unter Berücksichtigung von Whitehalls Interesse an der Angelegenheit unverzichtbar, es zu tun. Um sich selbst davon zu überzeugen, dass hinter Ruskins Tod nichts Schlimmeres steckte als Mord.
    Er musste die Dame finden. Cherchez la femme.

2
    Er bereute es, sie nicht gleich nach ihrem Namen gefragt zu haben, aber sich über einer Leiche stehend höflich vorzustellen war ihm einfach nicht in den Sinn gekommen. Somit war alles, was er hatte, ihr Aussehen. Die Idee, seine Patentante zu fragen, kam ihm, aber er verwarf sie sogleich wieder; Tante Félicité auf sein Interesse an einem weiblichen Wesen aufmerksam zu machen - und das besonders, wenn er sich nicht sicher war, wo er mit ihr stand - konnte zu nichts Gutem führen. Und zudem konnte es ja sein, dass die Dame mit anderen gekommen war. Dann kannte Félicité sie gar nicht.
    Bei seinem Frühstück beschäftigte er sich mit der Frage, wie er sie am besten aufspüren konnte. Der Gedanke, der ihm dabei kam, schien wie ein Geniestreich. Nachdem er sich mit Schinken und Würstchen gestärkt hatte, begab er sich in die Eingangshalle, schlüpfte in den Mantel, den Hungerford bereithielt, und machte sich auf den Weg in die Bruton Street.
    Das Kleid der Dame war überaus elegant und stilvoll gewesen; obwohl es ihm zu dem Zeitpunkt nicht wirklich aufgefallen war, hatte er es unbewusst registriert. Es erschien klar und deutlich vor seinem geistigen Auge. Blassgrüne Seide, perfekt geschnitten, um eine schlanke, nicht zu üppige Figur zu betonen; wie der Stoff fiel und der Ausschnitt gearbeitet war, das alles verriet die Hand einer ausgezeichneten

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