Ein verführerischer Schuft
schloss die Tür, schob den Riegel vor. Weil sie sich interessiert umschaute, bekam sie es gar nicht mit.
»Was für ein reizendes Zimmer.«
Er ließ sie los, und sie ging sogleich zu den Fenstern; sie hatten weder Gardinen noch Vorhänge und gingen auf einen mit Steinen gepflasterten Hof hinaus, in dessen Mitte ein Springbrunnen stand, dessen Wasser sich in die Luft erhob und dann leise plätschernd wieder hinabfiel. Lilienblüten schwammen auf dem dunkel schimmernden Wasser, Mondlicht ergoss sich in weichem Weiß über alles, warf schwarze Schatten auf die efeubewachsenen Mauern, malte jedem Blatt einen zarten Silberrand.
Sie schaute ihn an, als er sich neben sie stellte.
»Ich frage mich, warum dieser Raum unbenutzt ist.«
»Die Magnusons waren früher eine große Familie, aber jetzt ist nur noch Lady Magnuson übrig, ihre Töchter sind verheiratet und wohnen nicht mehr hier.« Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort:
»Ihre beiden Söhne sind bei Waterloo gefallen.«
Sie schaute sich im Zimmer um, zu den Möbeln, die zum Schutz mit Laken überzogen waren.
»Es wirkt so … so traurig.«
Nach einem Moment schaute sie ihm ins Gesicht.
Was eine Dame verdient.
Wie unvorhersehbar, wie flüchtig, ja, wie kostbar das Leben doch war.
Langsam senkte er den Kopf und küsste sie, gab ihr trotz allem die Chance, sich ihm zu entziehen, wenn sie das wünschte. Doch das tat sie nicht. Sie hob das Gesicht, bot ihm ihren Mund. Ihre Lippen berührten sich, streichelten und rieben sich aneinander, dann wurde der Druck fester. Sie streckte eine Hand aus und legte sie ihm vorsichtig, beinahe zaghaft auf die Wange.
Er schlang einen Arm um sie, geschmeidig und kraftvoll, aber behutsamer als sonst. Es schien ihm wichtig, den Augenblick zu genießen, jede Bewegung, alle Hingabe auszukosten. Jede Nuance zu würdigen, wenn sie zusammenkamen, während er sie wortlos den nächsten Schritt führte.
Hitze blühte auf, breitete sich unter ihrer Haut aus, sammelte sich in ihnen, verschmolz. Spannte sich, dehnte sich und begann zu pochen.
Alicia konzentrierte sich ganz auf ihre Empfindungen, versuchte zum ersten Mal ganz bewusst die Wirkung jeder Berührung, jeder Zärtlichkeit zu erkunden. Immer, wenn sie krampfhaft versuchte, die Kontrolle zu bewahren, wurde sie mitgerissen, daher probierte sie jetzt eine andere Taktik. Mit offenen Augen und aufnahmefähigen Sinnen, bereit zu lernen, zu sehen und zu erfahren, um vielleicht zu verstehen, was das hier eigentlich war, das … diese Kraft zwischen ihnen nährte, die er so mühelos zwischen ihnen heraufbeschwören konnte.
Und selbst zu lernen, sie zu steuern.
Wie er es tat.
Der Kuss dauerte an, vertiefte sich, aber nicht einmal drohte er die Kontrolle zu verlieren. Er wusste, was er tat, lenkte ihr Spiel … Aber dieses Mal beteiligte sie sich daran, ohne Zögern, voller Eifer und Entschlossenheit, seiner Führung zu folgen. Um zu sehen, wohin er sie brachte.
Sie war von seinen Armen umschlossen, schmiegte sich an ihn, als er schließlich den Kopf hob. Er sah ihr ins Gesicht. Sie konnte ihrer beider Verlangen spüren, wie ein gut geschürtes Feuer zwischen ihnen.
Er lockerte seinen Griff um sie, hielt sie, bis sie wieder sicher stehen konnte. Seine Augen ließen sie nicht los, und sie spürte die Hitze darin.
»Öffne dein Oberteil für mich.«
Die Worte waren halblaut, tief und heiser. Sie erwiderte seinen Blick einen Moment lang, dann schaute sie an sich herab. Sie hob beide Hände und begann die kleinen Perlenknöpfe durch die Ösen zu schieben.
Sie fühlte ihn ausatmen. Seine Arme fielen zur Seite. Er sah sich um, dann trat er einen Schritt zurück, nahm das Laken von einem größeren länglichen Möbelstück und brachte einen weich gepolsterten Sessel mit Hocker zum Vorschein. Er war zum Fenster gedreht, sodass derjenige, der darauf saß, die Aussicht genießen konnte.
Das Staublaken ließ er einfach zu Boden fallen und schaute sie an. Hielt ihren Blick fest, als sie den letzten Knopf aufknöpfte.
Er griff nach ihr und bewegte sich immer noch mit der gemessenen Eleganz, die ihre Erwartungen noch steigerte, ihre Vorfreude, noch bevor sie die nächste Berührung spürte, als er sie vor sich zog.
Sie schaute zu, wie er sie anschaute, als er nun die Hände hob und ihr auf die Schultern legte. Er schob das Kleid nach unten, Zoll für Zoll die Arme hinab. Ohne auf die Anweisung zu warten, hob sie die Arme dann aus den Ärmeln und legte sie ihm - plötzlich erkühnt -
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