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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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aufgestanden.
    »Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Bellamy.
    »Mein Bruder ist mit Claudia durchgebrannt«, erklärte Amelia. Als Spencer ihr einen warnenden Blick zuwarf, fügte sie hinzu: »Denkst du etwa, du kannst es vor ihnen verheimlichen? Herrgott, sie können uns doch ruhig helfen!«
    »Wissen Sie zufällig, in welche Richtung die jungen Leute aufgebrochen sind, Morland?«, wollte Ashworth wissen.
    »Gute Frage.« Spencer blickte forschend zu Amelia. »Du kennst die Gegend besser als ich.«
    Hilflos zuckte sie mit den Achseln.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich Gloucester, weil sie von dort die Postkutsche nach Norden nehmen können. Aber dann müssten sie unterwegs entweder durch Colford oder durch Lydney. Und dann ist da noch der Fluss. Sie könnten auch nach Süden aufgebrochen sein, Richtung Severn, um dort mit der Fähre nach Aust und von da weiter nach London zu gelangen. Von dort verkehren die schnellsten Kutschen nach Schottland. Oder sie nehmen ein Schiff …« Ihre Stimme versiegte, genau wie ihre Hoffnung. Die Möglichkeiten schienen endlos, die Wahrscheinlichkeit, sie noch zu aufzuhalten, dagegen gering. »Ganz gleich, welche Richtung sie einschlagen, es sind nie mehr als zehn Kilometer Fußmarsch, um eine Kutsche oder eine Fähre zu besteigen.«
    »Gut zu wissen«, bemerkte Ashworth. »Meine Herren, wir sind zu dritt.«
    »Ich lasse meine schnellsten Pferde satteln.« Spencer zog ein Schubfach seines Sekretärs auf. »Jeder von uns reitet in eine andere Richtung.«
    »Wann hab ich Ihnen denn meine Hilfe angeboten?«, fragte Bellamy gereizt.
    »In diesem Moment.« Spencer nahm eine Pistole aus der Schreibtischschublade. Mit einer theatralischen Geste, vermutlich um Bellamy einzuschüchtern, steckte er sich die Waffe in den Hosenbund.
    Beim Anblick der Waffe bekam Amelia ein flaues Gefühl im Magen.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Bellamy und wirkte nervös. »Ich reite nach Süden, Richtung Severn und Stadt. Wenn ich sie finde, hören Sie von mir. Wenn nicht, reite ich weiter nach London.«
    »Einverstanden. Sie finden sie im Blue Turtle in Hounslow. Vermutlich müssen Sie ihre Rechnung bezahlen.«
    Amelia hatte keinen Schimmer, wer gemeint war.
    »Ich reite nach Norden«, sagte Ashworth. »Wenn die beiden eine Kutsche nehmen, hat sie auf dem Weg nach Gloucester bestimmt jemand gesehen.«
    Spencer sagte:
    »Dann reite ich nach Osten, durch den Wald.«
    Bellamy atmete tief durch und strich sich affektiert übers Haar.
    »Ich muss mir noch feste Stiefel anziehen.«
    Er verließ die Bibliothek, gefolgt von Lily.
    Als Ashworth ging, rief er dem Herzog über die Schulter zu: »Wir treffen uns draußen vor den Stallungen.«
    Statt einer Antwort nickte Spencer kurz.
    Amelia blieb mit ihrem Mann zurück, die Arme vor ihrer Brust verschränkt. Er nahm aus einem Beutel kleine Bleikugeln.
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Spar dir deine Entschuldigungen.« Ärgerlich stieß er den Atem aus, riss sein Jackett von der Stuhllehne und zog es an. »Gib mir lieber eine Wegbeschreibung. Straßennamen, Auffälligkeiten. Alles, was dir einfällt.«
    Es war Jahre her, seit sie zuletzt durch den Forest of Dean gefahren war. Sie dachte scharf nach und gab ihm die landschaftlichen Details, an die sie sich erinnerte: Flussbrücken, Abkürzungen, abschüssige Felshänge.
    Plötzlich war ein leises trommelndes Geräusch zu hören.
    »Verdammt«, knurrte Spencer und spähte aus dem Fenster. »Ausgerechnet jetzt fängt es an zu regnen.«
    Hoffentlich bloß ein kurzer Sommerschauer, dachte Amelia. Jack und Claudia zu Fuß im strömenden Regen unterwegs … ganz zu schweigen von den drei Gentlemen zu Pferd, die durch unwegsames, unbekanntes Gelände reiten mussten … noch dazu in einer dunklen, mondlosen Nacht. Entsetzlich.
    Als er an ihr vorbei zur Tür ging, ergriff sie seinen Arm. Ungehalten drehte er sich zu ihr um.
    »Spencer, warte. Gibst du mir die Schuld?«
    »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, um darüber mit dir zu sprechen, Amelia. Ich muss sie finden und Claudia zurückholen, bevor Schlimmeres passiert.«
    Amelia wand sich innerlich. Jack mochte verzweifelt sein, aber er verführte gewiss kein unschuldiges, fünfzehnjähriges Mädchen. Oder doch? Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. »Kann ich dich irgendwie unterstützen?«
    »Bleib hier.« Er zog ihr Gesicht nahe an seines. »Hast du mich verstanden? Bleib hier, für den Fall, dass sie zurückkehren.«
    Sie schluckte hart und ließ seinen Arm

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