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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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ich war so verzweifelt …« Er lehnte sich an die Steinmauer und ließ sich zu Boden sinken. »Ich schwöre, ich habe sie nicht angerührt.«
    »Oh Jack, warum hast du das gemacht? Wie kannst du mir so etwas antun? Ich habe dich immer in Schutz genommen. Jedes Mal habe ich dir aus der Patsche geholfen, dir geglaubt. Und zum Dank dafür entführst du das Mündel meines Mannes?«
    »Ich bin am Ende, Amelia.«
    »Ich weiß. Spencer hat es mir erzählt.«
    »Es ist alles noch viel, viel schlimmer. Exil oder Tod, einen anderen Ausweg gibt es nicht.« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Am besten, ich bring mich um.«
    Seine Worte trafen Amelia wie ein Messerstich ins Herz. Sie wollte ihn trösten, doch dann begann Claudia erneut zu weinen, und die junge Herzogin schlang ihre Arme fester um das Mädchen.
    Sie spürte, wie sie selbst zu zittern begann, überwältigt von Beklommenheit und Bestürzung. Claudia und Jack, die beiden hatten ein schweres Los zu tragen. Sie brauchten nicht bloß Trost und Wärme, sondern Zuneigung, Hilfe, Nachsicht. War sie in der Lage, ihnen das alles zu geben? Amelia war sich nicht sicher. Und selbst wenn … es war zermürbend. Und sie wollte doch auch für Spencer da sein.
    »Er kann nichts dafür«, wisperte Claudia. »Es war alles meine Idee.«
    »Und wenn schon, trotzdem hat er unverantwortlich gehandelt. Du bist erst fünfzehn.«
    »Fast sechzehn«, schniefte sie.
    »Sechzehn.« Jack hob den Kopf und stierte benommen an die Decke. »Erinnerst du dich noch an den Sommer, als du sechzehn warst, Amelia? Du warst mit Poste verlobt. Hugh und ich verbrachten den ganzen Sommer hier oben im Torhaus und schmiedeten Pläne, wie wir deine Hochzeit vereiteln könnten. Wir waren zwar erst zwölf und dreizehn, aber wir hatten uns geschworen, dass wir dich niemals diesem alten Kerl überlassen würden. Wir bastelten Granaten mit Schwarzpulver, um damit die Hochzeitstafel in die Luft zu jagen, ein Katapult …« Er lachte hohl. »Außerdem wollten wir die Gänse so lange ärgern, bis sie flügelschlagend und wütend schnatternd auf ihn losgegangen wären.«
    Amelia lachte unter Tränen.
    »Sehr einfallsreich. Ihr wart sicher enttäuscht, als ich einen Rückzieher machte.«
    »Nein.« Sein Blick war ernst. »Wir waren erleichtert, Amelia. Hugh und ich, nein, wir alle. Du hattest etwas Besseres verdient. Deswegen …« Er räusperte sich umständlich. »Deswegen ist es so verdammt traurig, dass ich dich in die Ehe mit Morland getrieben habe.«
    »Jack, das siehst du völlig falsch. Spencer ist ganz anders als Mr. Poste. Ich liebe ihn.«
    »Du liebst jeden, einerlei, ob er es verdient oder nicht. Er ist nicht gut genug für dich. Keiner ist gut genug für dich.« Energisch schüttelte er den Kopf. »Wäre Hugh noch am Leben, wäre uns bestimmt etwas eingefallen, um auch diese Hochzeit zu verhindern.«
    Irrtum. Selbst wenn sie den Bryanston Square belagert hätten, wäre Spencer vermutlich nicht umzustimmen gewesen. Obwohl er unter Mordverdacht stand, hatte er die Hochzeit nicht abgeblasen, und selbst ein Katapult hätte ihn nicht abgehalten.
    »Wenn Hugh noch lebte, wäre vieles anders, nicht?« Ihr Bruder lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Wand und betrachtete die verfallene Decke. »Wir haben unsere Kindheit in diesem Gemäuer verbracht. Ich dachte, ich ertrage es nicht, wieder herzukommen. Dachte, ich wäre erleichtert, wenn es verkauft würde, aber …«
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Also deswegen hatte Jack sich im letzten Jahr gesträubt mitzukommen. Die vielen Erinnerungen …
    »Ich hätte mit ihm zum Militär gehen sollen. Ich habe Laurent dafür gehasst, als er Hugh ein Offizierspatent kaufte und mir nicht. Ich bin ihm überallhin gefolgt.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Aber dieses Mal nicht, Jack. Nicht ins Grab.«
    »Nein?«
    »Nein«, wiederholte sie mit Bestimmtheit.
    Wasser tropfte leise durch die Dachbalken. Pling. Pling. Pling. Auf einmal traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    »Ach, deshalb sitzt du hier oben herum. Du wolltest gefunden werden. Damit Spencer dich zum Duell herausfordert.«
    Er blieb stumm.
    Ihr Bruder wollte sterben. In ihr tiefes Mitgefühl mischte sich Ärger.
    »Hast du bei deinem Entschluss auch einmal an mich gedacht? Ich weiß, dass du Hugh geliebt hast. Wir haben ihn alle geliebt. Sein Tod hat die ganze Familie in tiefe Trauer gestürzt. Und jetzt willst du neues Unglück über uns bringen und dich mit meinem Mann duellieren?« Ihre

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