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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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hinausquoll und sich lichtete, konnte sie auf dem Boden eine ausgestreckte Gestalt sehen. Sie vergaß ihre tränenden Augen und die zerschundenen Knie und kroch hinüber.
    James.
    Sie war nicht einmal überrascht. Irgendwie war sie sogar unwillkürlich davon überzeugt gewesen, auf seine Anwesenheit zu stoßen. Er war gefesselt und lag mit dem Gesicht zur Tür. Sie zog einen Handschuh aus und berührte seinen Hals. Warm. Ein kräftiger, regelmäßiger Pulsschlag war zu spüren. Also nur bewusstlos. Aber wie sollte sie ihn hinausziehen? Er war bestimmt dreißig Kilo schwerer als sie.
    Sie schüttelte ihn heftig. »James!«
    Nichts.
    Sie schüttelte erneut und kräftiger. »Stehen Sie auf! James!«
    Immer noch keine Reaktion.
    Sie schlug ihm ein-, zweimal ins Gesicht.
    Wie durch ein Wunder zuckten seine Lider leicht.
    »James!«, krächzte sie. Ihr Hals war ganz wund von dem Rauch. »Wachen Sie auf!«
    Er schlug die Augen auf und lächelte ihr so freundlich zu, als sei er von einem Nickerchen erwacht   – freundlicher, als er sie je angesehen hatte. »Mary.« Seine Stimme klang leicht überrascht. »Was machen Sie denn hier?«
    Unwillkürlich musste sie grinsen. »Das ist eine lange Geschichte.«
    Als er sich zu bewegen versuchte, schien er überrascht, dass er an Händen und Füßen gefesselt war. Dann kam die Erinnerung wohl langsam zurück und er zog eine Grimasse. »Verdammt.« Er bäumte sich auf, dann zuckte er zusammen. »Sie müssen raus hier.«
    »Ich weiß. Das Haus brennt.« Ein hysterisches Lachen stieg in ihr auf, wurde aber mittendrin zu einem heiseren Husten. »Wir müssen beide raus.«
    Er sah sie unwillig an   – verwirrt und benommen, aber sonst wie üblich. »Vergessen Sie es. Hauen Sie ab, solange es geht.«
    »James. Haben Sie ein Messer?«
    »Nein.«
    Sie sah sich verzweifelt um und entdeckte das Bett, den Waschtisch, die Wasserpfeife. »Es muss hier doch was Scharfes geben   … ich kann ein Fenster einwerfen.«
    »Verdammt noch mal! Laufen Sie raus, Mary!« Ein Hustenanfall überwältigte ihn, und als der vorbei war, krächzte er: »Für ein kluges Mädchen sind Sie verdammt bescheuert.«
    »Das ist das Netteste, was Sie je zu mir gesagt haben«, neckte sie ihn und kroch um das Bett auf das Fenster zu. Dann, in ganz anderem Ton: »Oh mein Gott!«
    Er grunzte. »Lebt er noch?«
    Es folgte eine längere Pause.
    »Nein.« Als sie zurückkroch, war ihr Ausdruck eine seltsame Mischung aus Bestürzung und Verwirrung. Sie hielt einen Gegenstand in der Hand. »Ein Messer«, sagte sie zu James. Ihre Stimme zitterte. »Er hat ein Klappmesser in der Tasche gehabt.«
    James sah es ungläubig an. Und während sie anfing, seine Fesseln um die Handgelenke zu zerschneiden, begriff er plötzlich. »Sie hat gewusst, dass er ihr nicht gewachsen sein würde.«
    Es war ein kleines Messer und die Hanffasern waren dick und stark. Frustriert holte sie Luft, als das Messer mehrere Male abglitt.
    »Mary?« Er klang benommen.
    »Ja?« Salzige Tropfen brannten ihr in den Augen. Sie hatte nicht gemerkt, wie ihr der Schweiß über die Stirn lief.
    »Mrs Thorold. Sie hat das getan   – sie hat gegen ihren Mann gearbeitet, nicht mit ihm.«
    »Was?«
    »Sie ist eine Piratin!«
    »Sie meinen eine
richtige
Piratin?«
    »Also, sie hat wohl keinen Papagei und keine Augenklappe, aber sie befehligt eine Mannschaft von Piraten!«
    »Dann waren die Schiffe, die gesunken sind   … Thorolds Frachtschiffe?«
    Er nickte. »Sie hat dahintergesteckt.«
    Mary seufzte und fluchte still vor sich hin.
    »Was ist los?«
    »Sie haben es zuerst rausgekriegt.«
    Darüber musste er lachen. »Ich hab’s mit meinem Charme aus ihr herausgelockt.«
    »Aber ganz so charmant können Sie nicht gewesen sein; sie wollte Sie trotzdem umbringen.«
    Endlich löste sich die Fessel. James zuckte und bewegte die aufgescheuerten und blutenden Handgelenke, während Mary sich an den Fußfesseln zu schaffen machte. Sie hatten schon mehr Zeit gehabt, als sie hatte hoffen können. Aber was, wenn das Feuer mittlerweile in das Treppenhaus vorgedrungen war?
    »Stehen Sie auf«, befahl sie ihm schließlich.
    Er zog sich stöhnend hoch, doch allmählich gelang es ihm, auf die Füße zu kommen. Er grinste übermütig. Fast sofort fing er zu wanken an, seine Knie gaben nach und er stürzte mit einem gelallten Fluch zu Boden.
    »Kommt das von dem Rauch?«
    Er verzog das Gesicht. »Gehirnerschütterung, glaube ich.«
    Sie fasste ihn um die Taille und legte seinen Arm

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