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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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Stufen zur Haustür, Miss. Als ich sie geputzt habe.«
    Mary zwang sich, ganz ruhig zu sprechen. »Vor dem Haus von den Thorolds?«
    »Ja, Miss.«
    »Wann?«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Vor einer Woche? Vielleicht auch weniger?«
    »Hast du irgendjemandem erzählt, dass du das Büchlein gefunden hast? Der Köchin vielleicht?«
    Cass schüttelte den Kopf.
    Mary sah das Ding in ihrer Hand nachdenklich an. Es war klein und abgegriffen, und etwas von dem Goldschnitt war abgewetzt, aber ursprünglich war es ein teurer Gegenstand gewesen. »Hast du die Person gesehen, die das hier hat fallen lassen, Cass?«
    Cass erschrak und drückte sich auf einmal tief in den Sitz. »Ich   … ich weiß nicht, Miss.«
    Mary sah sie aufmerksam an. »Wirklich nicht?«
    Cass richtete den Blick auf das Buch. »Das ist sehr wichtig, Miss, nicht?«
    Mary nickte. »Viel wichtiger, als du dir vorstellen kannst.«
    Cass starrte noch einen Augenblick länger hin,dann holte sie tief Luft. »Ich hab’s nicht genau gesehen, Miss, aber ich glaube, es war Mrs Thorold. Sie ist aus dem Haus gekommen, als ich die Stufen gewischt habe, und da musste ich noch mal neu anfangen. Als ich unten wieder angefangen hab, da ist es daneben gelegen. Davor war es noch nicht da.« Sie unterbrach sich, dann sagte sie eilig, wie um sich zu entschuldigen: »Aber es kann ja nicht ihres sein, oder, weil sie ’ne Dame ist und kein Buchhalter oder so?«
    Mary dachte zurück. Ja, das passte irgendwie. Mrs Thorold war am Mittwochmorgen eilig davongestürzt   – an dem Tag, an dem sie selbst Angelica und Michael im Salon belauscht hatte   –, und sie war absolut schlechter Laune gewesen, als sie zurückgekehrt war. Wenn das Buch aber Mrs Thorold gehörte, dann warf das ein ganz neues Licht auf die Pimlico-Geschichte. War das denn möglich, dass Mrs Thorold, statt zu Ärzten zu gehen oder eine Affäre zu haben, in Wirklichkeit heimlich Geschäfte machte? Aber was für Geschäfte?
    Mary blätterte die Seiten erneut durch. Sie hatte inzwischen keine Skrupel mehr, in den Privatdingen von anderen zu schnüffeln. Es gab eine aktuelle Aufstellung der Konten für diesen Monat, aber ohne genaue Daten. Zwischen den Transaktionen gab es öfter große Lücken   – manchmal von einigen Monaten   –, dann wiederum häuften sich die Einträge. Es handelte sich also um saisonale oder von anderen Umständen abhängige Geschäfte.
    Wenn Mary nur mehr Informationen gehabt hätte   …Sie überblätterte die leeren Seiten, von denen es viele gab; das Notizbuch war erst halb voll. Und dann, ganz am Ende des Buches, entdeckte sie einen winzigen Bleistifteintrag, der halb ausradiert war: Ch: G.   V.7,Lh.
    Verblüfft lehnte Mary sich in den Sitz zurück. Aber natürlich!
    Was war sie nur für eine blinde, begriffsstutzige, beschränkte Person. Und jetzt war die Kutsche fort! Mrs Thorold hatte zwar gesagt, dass sie in ihr Zimmer gehen würde, aber das hatte in dem ganzen Aufruhr niemand überprüft   …
    Mary beugte sich aus der Droschke und gab dem Kutscher ein paar rasche Anweisungen. Dann setzte sie sich wieder zurück und sagte: »Hör zu, Cass. Du hast mir da etwas ganz Wichtiges erzählt, dem ich sofort nachgehen muss. Der Fahrer bringt mich jetzt in den Osten der Stadt. Dann bringt er dich zu der Schule in der Acacia Road. Sie heißt Miss Scrimshaws Mädcheninstitut. Dort fragst du nach Miss Treleaven. Sag ihr, dass ich dich als neue Schülerin geschickt habe, und gib ihr das Notizbuch. Sag ihr, dass ich Mrs Thorold in George Villas Nummer sieben in Limehouse treffe und dass sie da sofort hinkommen soll. Hast du das verstanden?«
    Cass machte ein besorgtes Gesicht. »Ja.«
    Mary legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie tat so, als hätte sie nicht bemerkt, dass das Mädchen wieder in Erwartung eines Klapses zurückgeschreckt war. »Du hast nichts Schlimmes gemacht, Cass, überhauptnicht. Und du hast mir unermesslich geholfen. Es tut mir leid, dass ich dich Miss Treleaven nicht persönlich vorstellen kann, aber verstehe bitte, dass ich erst etwas ganz Wichtiges erledigen muss.«
    Cass nickte zaghaft. »Ich verstehe.«
    »Gut.«
    ***
    Schon als sie den Kutscher bezahlte, damit er Cass sicher zum Institut brachte, fragte sich Mary, was sie in Limehouse eigentlich zu tun gedachte. Sie hatte sich in den letzten Tagen so oft getäuscht, und ihre Gewissheit verließ sie mehr und mehr, als sie in den quietschenden Matsch auf dem Weg nach George Villas trat. Mrs Thorolds Notizbuch  

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