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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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umfassende Erklärung zu entlocken?«
    Anne Treleaven zog eine Augenbraue hoch. »Soviel ich weiß, handelt es sich um ein ganz klassisches, dramatisches und schurkenhaftes Geständnis: Hochsee-Piraterie, Rache, eheliche Unstimmigkeiten.«
    »Er muss ein sehr gewandter junger Mann sein«, meinte Felicity Frame grinsend.
    Mary biss nicht an. »Die Schwäche unserer Theorie besteht natürlich darin, dass sie von diesem Geständnis abhängt. Das Notizbuch ist sehr vorsichtig geführt   – ohne direkte Hinweise auf das Geschäft. Es könnte Hunderten von Leuten gehören.«
    »Aber etwas darin hat dich doch in das Laskarenheim geführt   …«, sagte Felicity Frame.
    Mary zögerte. »Ja   … es gibt eine Bleistiftnotiz, die auf das Heim und den Nachnamen des Heimleiters hinweist, wenn auch verschlüsselt. Meine Entscheidung hinzugehen war   – vielleicht sogar zu einem großen Teil   – instinktiv und kam aus dem Bauch.«
    »Es gibt keinen Grund, warum Vernunft und Instinkt nicht zusammenpassen«, sagte Anne Treleaven ernst.
    Dankbar nickte Mary für die Unterstützung. »Wahrscheinlich kennen Sie die Einzelheiten von Mrs Thorolds Piratengeschäft besser als ich; Sie haben doch selbst mit James gesprochen?«
    »James?« Anne Treleaven zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Mr Easton«, verbesserte sich Mary. Ihre Wangen wurden feuerrot.
    »Ach so. Ja, man hat dich aus Sicherheitsgründen nicht zu diesem Gespräch hinzugezogen. Wir haben ihn natürlich nicht selbst getroffen; dafür war das Yard zuständig. Aber wir haben die Mitschrift seiner Aussage gelesen. Mrs Thorolds Haus in Pimlico istgestern durchsucht worden. Obwohl fast alle Unterlagen verbrannt worden sind   – im Kamin befand sich viel Asche   –, gibt es genug Hinweise, die es uns erlauben, eine Theorie zu aufzustellen.
    Durch ihre eigenen Prahlereien wissen wir, dass Mrs Thorold eine Piratenmannschaft angeheuert hat, die die Schiffe ihres Mannes auf hoher See überfiel; wahrscheinlich hat sie dafür detaillierte Strecken- und Frachtinformationen benutzt, die sie aus den Akten gestohlen hat. Sie hat anscheinend einen Komplizen in der Firma gehabt, höchstwahrscheinlich einen jüngeren Abteilungsleiter namens Samuels, der gestern nicht zur Arbeit erschienen ist. Seine Wohnung ist verlassen, und niemand weiß, wo er steckt.
    Wir sind nicht sicher, wann Thorold dahintergekommen ist, was sie treibt. Das kann erst kürzlich passiert sein, denn er hat das Laskarenheim in seinem Testament erst im letzten Jahr bedacht. Möglicherweise hatte er Angst, niemand würde ihm glauben, dass er so lange nichts gemerkt hat. Eine Frau ist Eigentum ihres Mannes, und was sie weiß, hat ihr Mann auch zu wissen. Davon geht man gesetzlich und im täglichen Leben aus, und deshalb hat sie sich wohl darauf verlassen, dass ihr Geheimnis sicher sei. Wer hätte denn auch ahnen sollen, dass Mrs Thorold Piratenbanden zusammenstellen, die Schiffe ihres Mannes überfallen, seine Fracht stehlen und seine Mannschaft ermorden lassen könnte?«
    Alle drei Frauen schwiegen betroffen angesichts der Ungeheuerlichkeit dieses raffinierten Plans.
    Schließlich sagte Mary leise: »Mr Thorold hat die billigsten ausländischen Matrosen angeheuert, die er finden konnte. Er war stolz auf seine kostensparende Aktion. Einer der Vorteile des britischen Weltreichs, so hat er es eines Abends zu Hause beschrieben. Seine Billig-Mannschaften kamen Mrs Thorold auch zugute, weil keiner es für nötig hielt, den Tod von einigen Seeleuten aus Fernost zu untersuchen.« Mary verstummte und dachte an Mr Chen. »Fast keiner zumindest. Lloyd’s war hauptsächlich an der Fracht interessiert, die verschwunden war.«
    Felicity Frame nickte zustimmend. »Die Versicherung: ein weiterer interessanter Aspekt. Wie vermutet, beging Mr Thorold tatsächlich Versicherungsbetrug, indem er behauptete, dass die Schiffe verschollen oder gesunken seien, obwohl sie in Wirklichkeit mit der gesamten Fracht sicher angekommen waren   – einschließlich der geschmuggelten Ware. Wie uns Michael Grays Aussage zeigt, hat Mr Thorold einigermaßen erfolgreich einen Mann namens Mays bestochen, die innerbetriebliche Untersuchung zu manipulieren und Beweise für den Betrug zu vernichten. Allerdings konnte er die Wahrheit nur eine gewisse Zeit lang vertuschen, bis Lloyd’s Mays gegenüber dann doch misstrauisch wurde.
    Ungefähr zur selben Zeit fing Mr Thorold an, echte Forderungen für Ladungen zu stellen, die tatsächlich von Piraten

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