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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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über ihre Schultern. »Nun kommen Sie.« Sie nahm alle Kraft zusammen und stützte ihn. Er konnte zwar mithelfen, lehnte sich aber schwer auf ihre Schultern.
    Er warf einen unsicheren Blick auf Chens Körper. »Was ist mit   …«
    »Das Feuer hier drin hat sich etwas verzogen, aber ich will nicht eine Minute länger riskieren.«
    Mit schleppenden, wankenden Schritten machten sie sich auf den Weg. Die Hitze hatte etwas nachgelassen, aber ihre Gesichter waren schweißüberströmt: James’ wegen seiner Schmerzen und Marys wegen der Anstrengung. Der Rauch füllte den Flur und beide fingen wild zu husten an.
    Mary hatte nicht genug Luft, um zu sprechen. Sie konnte nur hoffen, dass sie bei Bewusstsein blieben. An der Treppe gab sie ihm einen leichten Klaps auf die Wange. »Runter«, befahl sie.
    Er klammerte sich noch fester an ihre Schultern. Einen Stock tiefer ließ der Rauch ein wenig nach und Mary sah zu ihm auf. Sein Gesicht war rußgeschwärzt. Ihres musste genauso aussehen. Wie hatte er sie überhaupt erkannt?
    Sie erreichten den nächsten Treppenabsatz, und James bückte sich, als sie durch einen niedrigen Türsturz gingen, sodass sie beide das Gleichgewicht verloren. Sie wankten und taumelten an die Wand.
    »Mary.«
    »Was?«
    Er hob ihren Kopf an und küsste sie.
    Sie riss die Augen auf. »Was   – was sollte das denn?«
    Als Antwort küsste er sie erneut.
    Atemlos stieß sie ihn von sich. »Die Gehirnerschütterung muss wohl ziemlich schlimm sein.«
    »Ich bin völlig klar.«
    »Sie mögen mich doch nicht mal!«
    Sie setzten den Weg nach unten fort. »Ist das Ihr Haupteinwand?«
    »Der ist doch ziemlich stichhaltig.«
    »Aber zufällig mag ich Sie doch.«
    »Deswegen sagen Sie mir, dass ich verschwinden soll? Sie haben ja eine komische Art, das zu zeigen.«
    Er blieb wieder stehen. »Mein Gott«, sagte er entnervt. »Ich habe versucht, Sie zu schützen. Dämlicher- und nutzloserweise, wie sich zeigt.« Es war die typischste James-Äußerung, die er hervorbringen konnte, und genau deshalb ärgerte sie sich besonders.
    »Sollten wir uns nicht mal darauf konzentrieren, das Gebäude zu verlassen?«, fuhr sie ihn an.
    Sie stiegen den letzten Teil der Treppe hinunter und traten ins Freie, zerrauft und nach Rauch stinkend. Sie fielen gegen den nächstbesten Laternenpfahl und klammerten sich fest, um nicht umzufallen, wobei sie gierig die Luft einsogen, die sie unter anderen Umständen so unsäglich stinkend fanden.
    Einige Zeit später   – Mary konnte nicht sagen, wie lange sie da gestanden hatten   – sah sie sich um. Etwaswar anders, obwohl sie in ihrem benommenen Zustand nicht genau wusste, was. Die Straße, die Häuser, die relative Ruhe des Sonntagnachmittags   … Doch dann begriff sie. Die Menge, so klein sie auch gewesen war, hatte sich zerstreut. Nur eine Person war noch da und sah sie und James neugierig an.
    Mary versuchte zu sprechen, aber es kam nur ein Krächzen heraus. Sie räusperte sich und versuchte es erneut. »Wo sind die alle?« Ihre Stimme klang wie ein Nebelhorn, zwei Oktaven tiefer als sonst.
    Das barfüßige Mädchen grinste spöttisch. »Blutrünstige Idioten; die wollten nur zugucken, wenn alles einstürzt.«
    Mary sah zu dem Laskarenheim auf. Die Fenster stießen noch immer Rauchwolken aus. »Ein brennendes Haus reicht wohl nicht?«
    »War Ihnen das nicht klar? Ich hab gedacht, deshalb sind Sie reingegangen.«
    Mary schüttelte den Kopf und war völlig ratlos. »Was meinst du?«
    Das Mädchen   – oder doch eher die Frau   – grinste wieder. Im Licht des späten Nachmittags sah man, dass sie älter war, als sie zuerst gewirkt hatte. Ein paar Zähne waren schwarz oder fehlten ganz. »Das Feuer hat sich praktisch selbst erstickt.« Als Mary fragend die Stirn runzelte, seufzte sie und trat näher. »Das Haus da. Ist viel zu feucht, um zu brennen, Schätzchen. Sonst wären Sie doch niemals lebend rausgekommen!«

Achtundzwanzig
    Dienstag, 18.   Mai
    N ach dem Frühstück wurde Mary ins Lehrerzimmer gerufen. Wieder versprach es, ein warmer Tag zu werden. Ihr Herz schlug so heftig, dass ihr Atem stoßweise ging und ihre Lippen bebten. Sie klopfte zweimal kurz und scharf an.
    »Herein.«
    Sie trat ein und setzte sich auf den vermaledeiten Rosshaarstuhl, von dem sie immer runterzurutschen drohte. »Guten Morgen, Miss Treleaven, guten Morgen, Mrs Frame.«
    Die Begrüßung wurde erwidert und Tee eingeschenkt. Nicht Lapsang Souchong. Mary stellte ihren sofort auf einen Beistelltisch,

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