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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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das Zimmer vor, in dem wir dich empfangen haben. Kannst du mir sagen, wie viele Lampen dort stehen?«
    Es war Mary ein Leichtes, sich ein detailliertes Bild des Raumes und ihrer Arbeitgeberinnen vor Augen zu rufen. »Drei«, sagte sie ohne Umschweife.
    »Wie groß schätzt du das Zimmer?«
    »Ungefähr acht mal vier Meter; die Decke ist ungefähr drei Meter zwanzig hoch und glatt verputzt.«
    »Und der Tisch, der zu deiner Linken stand?«
    »Er ist rund und aus Walnussholz   – ungefähr einen Meter hoch und einen halben Meter im Durchmesser. Er hat drei Beine. Es stand nichts darauf.«
    »Was für Schmuck trage ich heute?«
    Mary überlegte. Anne Treleavens Bild tauchte wie auf Abruf vor ihr auf. »Eine ovale Brosche aus Gold mit einem Bernstein. Die Fassung ist aus Filigran.«
    »Und was schätzt du, wie spät es jetzt ist?«
    »Ich bin um halb fünf zu Ihnen gekommen. Jetzt muss es kurz nach fünf sein.«
    »Danke, Mary.« Anne Treleaven nickte, als würde sie einen Punkt auf einer Liste abhaken. »Gut gemacht; ungewöhnlich gut. Soviel ich weiß, bist du auch in der Kunst des Faustkampfes bewandert.«
    »Boxen?« Mary musste über die gewählte Ausdrucksweise ihrer Arbeitgeberin lächeln. »Ich habe keine Technik und ich kämpfe mit Tricks. Aber da ich bei den Docks aufgewachsen bin, habe ich gelernt, mich zu verteidigen. Ich bin der Ansicht, dass das alle jungen Frauen können sollten; deshalb habe ich angefangen, einigen der älteren Mädchen ein paar grundlegende Schläge beizubringen.«
    Anne Treleaven nickte wieder knapp. »Die erstePhase der Ausbildung, zu der Beobachtungsgabe, Selbstverteidigung und einige andere nützliche Techniken gehören, dauert normalerweise mehrere Monate. Wenn man jedoch deinen Hintergrund bedenkt, mag sich das wie eine unnötige Wiederholung anfühlen. Mrs Frame und ich sind übereingekommen, dass du   – wenn du willst   – dieses einführende Training in einem Monat absolvieren kannst. Das bedeutet sehr intensive Arbeit für dich, und vielleicht ist es dir lieber, den vollen Zeitraum auszuschöpfen. Dann hättest du etwas mehr Freizeit und mehr Spielraum, um falsches Verhalten zu korrigieren. Die Wahl liegt ganz bei dir.«
    Mary blieb stumm. Ihr wurde plötzlich ganz schwummerig. Innerhalb einer Stunde hatten diese beiden Frauen ihr ganzes Leben umgekrempelt, genau wie vor fünf Jahren. Sie starrte die zwei an, konnte ihnen jedoch nicht ansehen, was sie dachten. Felicity Frame wirkte locker und unbekümmert. Der Ausdruck in Anne Treleavens grauen Augen verbarg sich hinter ihren goldgeränderten Brillengläsern. Und Mary glaubte zu verstehen: Was die beiden erwarteten, war wohl unbedeutend. Sie allein musste entscheiden. »Ich würde gerne so bald als möglich anfangen«, sagte sie und ihre Stimme war fest und klar. »Ich entscheide mich für das Intensivtraining von einem Monat.«
    »Wenn wir morgen früh anfangen«, sagte Felicity Frame unvermittelt, »dann kannst du schon im Mai mit der praktischen Außenarbeit beginnen. Das passt ausgezeichnet in unseren Zeitplan!«
    Mary setzte sich kerzengerade auf. »Inwiefern?«
    Ein amüsiertes, nachsichtiges Lächeln machte sich auf Anne Treleavens Gesicht breit. »Mrs Frame greift etwas voraus   …«
    Felicity Frame biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid; ich dachte, wir hätten das so besprochen: Wenn Mary weiß, für was sie ausgebildet werden soll, kann sie sich besser darauf konzentrieren und einstellen.«
    Ein heftiges Prickeln lief Mary über den Rücken und ihre Kopfhaut fing zu jucken an.
    Es entstand eine spürbare Pause. Dann begann Anne Treleaven wieder mit trockener und leidenschaftsloser Stimme zu reden. »Während des Aufstands in Indien im vergangenen Jahr wurden aus einer Anzahl von Hindu-Tempeln und Palästen wertvolle Juwelen und Statuen geraubt. In mindestens zwei Fällen sind diese einmaligen Stücke bei privaten britischen Sammlern gelandet. Man hat uns gebeten, einen Kaufmann unter die Lupe zu nehmen, der verdächtigt wird, eine bedeutende Anzahl der geschmuggelten Kunstwerke umgeschlagen zu haben. Er steht unter Verdacht, diese Artefakte an korrupte Antiquitätenhändler in London und Paris verkauft zu haben.«
    Mary runzelte die Stirn. Sie musste sich zwingen, nicht länger in der Begeisterung des Moments zu schwelgen, sondern die Gedanken auf das vorgetragene Problem zu konzentrieren. »Ist denn nicht die Polizei für diese Aufgabe zuständig?«
    »Ja und nein«, sagte Mrs Frame. »Diese

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